Winfried Kretschmann und Thekla Walker waren beide zum Beginn der Tiefbauarbeiten am Windpark Sulzbach-Laufen angereist.
© Staatsministerium Baden-Württemberg

Sulzbach-Laufen: Windpark in nur acht Monaten genehmigt

Einen Windpark in nur acht Monaten genehmigen lassen? Das hat man in Sulzbach-Laufen geschafft. Wie das funktioniert hat, wo die größten Hemmnisse liegen und warum es Grund zum Optimismus gibt.

Das "Ja" des Gemeinderats erhielt der "Windpark Sulzbach-Laufen" im Juli 2020. Zur Bedingung machten die Gemeinderätinnen und -räte die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger während des Prozesses - und am Gewinn. Auch heute noch hält man diese Entscheidung vor Ort für einen der Gründe, warum der Windpark so schnell genehmigt werden konnte. 

Gemeinderat und Bürgermeister machen Werbung für den Windpark

Nach ihrer Entscheidung setzten sich Gemeinderat und Bürgermeister dafür ein, auch den Bürgerinnen und Bürgern den Windpark schmackhaft zu machen. Bürgermeister Markus Bock hat in den letzten Jahren immer wieder deutlich gemacht, welche Chancen für die Gemeinde und die Bürgerschaft im Windpark stecken. Die Gemeinde kann mit den Windkraftanlagen deutlich mehr Strom produzieren als sie verbraucht. Und die Bürgerinnen und Bürger können als Teil einer Energiegenossenschaft finanziell profitieren. 

Bürgerbeteiligung, Antragstellung und die Genehmigung durch das Landratsamt

Offiziell begann die Bürgerbeteiligung im Juni 2021 mit einer Informationsveranstaltung bei der auch bereits die Fragen der Anwesenden geklärt werden konnten. Im Dezember 2021 folgte dann der Antrag auf Erteilung einer immissionsschutzrechtlichen Genehmigung für die Errichtung und den Betrieb von sieben Windenergieanlagen beim Landratsamt Schwäbisch Hall. Von Mitte April bis Mitte Mai 2022 lagen die Antragsunterlagen dann vorschriftsgemäß beim Landratsamt, bei der Gemeinde Sulzbach-Laufen und bei den umliegenden Gemeinden aus. Hätte es hierzu Einwendungen gegeben, wäre es zu einem Erörterungstermin gekommen. Da dies nicht der Fall war, konnte das Landratsamt die Errichtung der Windkraftanlagen im August 2022 genehmigen. Acht Monate nach der Antragstellung und damit ganze vier Mal so schnell, wie baden-württembergischer Durchschnitt. 

Naturschutz macht Bauarbeiten erst seit April möglich

Während die nötigen Rodungen im kommunalen und im Staatswald bereits stattgefunden haben, konnten weitere Arbeiten aus Naturschutzgründen erst im April begonnen werden. Denn erst im April endete der Winterschlaf der Haselmaus und der Gelbbauchunke, die beide im Wald angesiedelt sind. Im April konnten dann Kabelstränge verlegt, Amphibienschutzzäune installiert und Nisthilfen aufgehängt werden. 

Was ist das Geheimnis des Windparks Sulzbach-Laufen?

Das Landratsamt, der Bürgermeister und der Gemeinderat führen die Geschwindigkeit auf einen fehlerlosen Antrag, das Mitnehmen der Bürgerschaft und fachliche Kompetenz der Akteure zurück. Zum Beginn der Tiefbauarbeiten in dieser Woche besuchten Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Umweltministerin Thekla Walker die Baustelle. Auch sie loben die schnelle Realisierung des Windparks. 

Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen

Baden-Württemberg braucht besonders lange für die Genehmigungen

Nach wie vor dauert die Genehmigung von Windkraftanlagen im Durchschnitt sehr lange. Laut Fachagentur Windenergie an Land dauert die Genehmigung in Deutschland durchschnittlich zwei Jahre. In Baden-Württemberg dauern die Genehmigungsverfahren mit gut 34 Monaten am zweitlängsten nach Hessen mit knapp 38 Monaten. Doch Winfried Kretschmann sieht - nicht nur Aufgrund von Einzelfällen wie dem Windpark Sulzbach-Laufen - einen Aufwärtstrend im Land. 

So lange dauert die Genehmigung eines Windpark

Kretschmann: Zahl an Windkraft-Projekten gibt Hoffnung

„Der Windpark hier ist kein Einzelfall", sagt Kretschmann auf seinem Vor-Ort-Termin in Sulzbach-Laufen. "Wir sehen an den Zahlen aus dem ganzen Land: Der Wind hat sich gedreht. Die Trendwende bei der Windkraft ist da. Aktuell sind rund 100 Anlagen genehmigt, aber noch nicht am Netz. 133 Anlagen sind aktuell im Genehmigungsverfahren, 178 Anlagen befinden sich im Stadium der Projektvorstellung – sie wurden also den Genehmigungsbehörden bereits vorgestellt. Zusammen sind das mehr als 400 Windkraftanlagen, die aktuell in der Pipeline sind.“

Walker: Erneuerbare Energien sind "zentraler Wirtschaftszweig mit regionaler Wertschöpfung" 

Diesen Trend sieht auch Umweltministerin Thekla Walker: „Das Potential für die kommenden Jahre ist groß. Man erkennt, dass Erneuerbare Energien ein zentraler Wirtschaftszweig mit regionaler Wertschöpfung für unser Land werden können: ein starkes Rückgrat unserer Wirtschaft. Es herrscht Aufbruchsstimmung bei den Projektierern. Diese Aufbruchsstimmung tragen wir nun auch in die Behörden.“

Task-Force zur Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien

Darüber hinaus habe das Land mit der Task-Force die Planungs- und Genehmigungsverfahren massiv beschleunigt: „Wir haben die Genehmigungsverfahren digitalisiert, das Widerspruchsverfahren abgeschafft. Landschaftsschutzgebiete und Grünzüge für Erneuerbare Energien geöffnet. Und insgesamt 60 weitere Maßnahmen auf den Weg gebracht. So haben wir bürokratische Hürden aus dem Weg geräumt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Ein Beschleunigungseffekt von gut dreieinhalb Jahren. Also eine Halbierung der Planungs- und Genehmigungsdauer für Windkraftanlagen. Das ist ein gutes Stück Arbeit gewesen“, so Kretschmann.