Das KoDorf soll neue Wohnformen nach Tengen bringen, die besonders für junge Leute attraktiv sind.
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Tengen will mit KoDorf für junge Leute attraktiver werden

Ein neuartiges Viertel soll junge Menschen aufs Land ziehen. Mit kleine Wohneinheiten, Gemeinschaftsräume, Carsharing und eine eigene Versorgungsinfrastruktur soll das KoDorf in Tengen junge Menschen anziehen, die statt auf Großstadtrummel auf Entschleunigung und Gemeinschaft hoffen.

Lärm, Dreck, viel Verkehr und kaum Grünflächen - Bei der jungen Generation ist das schnelllebige Stadtleben schon lange nicht mehr die Wunschvorstellung, die es früher einmal war. Viele junge Menschen suchen nach Entschleunigung, Ruhe, Gemeinschaft, einer ökologischen Lebensweise und einem eigenen Grundstück. Das Problem bisher: Die meisten Arbeitsstellen für sie befinden sich in den Städten. 

Ortsunabhängiges Arbeiten macht das Land attraktiv

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind immer mehr Arbeitgeber dazu übergegangen auch Home-Office anzubieten. Damit werden die Menschen unabhängiger von den Städten. Eine Chance für den Ländlichen Raum, wenn er vorhalten kann, was sich die Städter wünschen. Und das versucht nun etwa die Stadt Tengen, indem sie sich mit Neulandia zusammengetan hat. Zunächst wurde die Stadt Teil des Projekts "Summer of Pioneers", jetzt plant sie ein neues KoDorf. Tengen liegt mit seinen knapp 4.700 Einwohnern im Landkreis Konstanz, 50 Kilometer von der nächsten größeren Stadt entfernt. 

"Summer of Pioneers" - Probewohnen im Schloss

Der Kontakt zwischen der Stadt und dem Unternehmen entstand im Zuge der Aktion "Summer of Pioneers". Hier können junge Menschen, die am Leben und Arbeiten im Ländlichen Raum interessiert sind, sechs Monate probewohnen. Derzeit tun dies in Tengen 20 junge Menschen, die zusammen im Schluss Blumenfeld wohnen. Auf die 20 Plätze in Tengen erhielt die Stadt 80 Bewerbungen aus ganz Deutschland. Das Unternehmen Neulandia plant gemeinsam mit ländlichen Kommunen Viertel, die für jungen Menschen attraktiv sind. Zwei KoDörfer konnten sie bereits realisieren.

So soll das KoDorf aussehen

Für das KoDorf in Tengen sollen nun moderne, gemeinwohlorientierte, ökologisch sinnvolle und gemeinschaftliche Wohnmodelle entstehen. Geplant ist das auf dem Areal Kalkgrube. Bürgermeister Marian Schreier hat mit dem Unternehmen das Areal ausgesucht, auf dem 36 Wohneinheiten, zwei Gemeinschaftshäuser, ein Spielplatz, ein Dorfladen mit Café, eine Werkstatt, ein Fitnessraum, eine gemeinsame Küche und 49 Carsharing-Parkplätze entstehen sollen. Die Wohneinheiten sollen zwischen 30 und 80 Quadratmeter groß sein. Damit verbinden sie ökologische Komponenten, wie etwa wenig Fläche zu versiegeln, mit bezahlbaren Preisen. Die zukünftigen Bewohner sollen 30 Prozent der Kosten tragen und erhalten dafür lebenslanges Wohnrecht. Die restlichen 70 Prozent sollen über eine Genossenschaft finanziert werden. Auch über eine dauerhafte Nutzung des Schlosses denken Stadt und Neulandia nach. 

Bürgerbeteiligung ist gefragt

Das grobe Konzept für das KoDorf wurde in der letzten Woche den Tengener Bürgern vorgestellt. Bürgermeister Schreier wünscht sich einen offenen Entwicklungsprozess mit den Bürgern und hat bei der Vorstellung auch den Beteiligungsprozess angestoßen.