Die Kreisimpfzentren sind gut gestartet - Wie hier in Öhringen
© Stadt Öhringen

So unterstützen Kommunen die Kreisimpfzentren

Der Start der Kreisimpfzentren verlief holprig. Nicht zuletzt musste ihr Start um eine Woche verschoben werden, weil zu wenig Impfstoff vorhanden war. Nun da sie geöffnet sind, verläuft die Arbeit jedoch reibungslos. Dazu tragen auch die Städte und Gemeinden bei.

Einen Ansturm auf die Stadt musste der Sinsheimer Oberbürgermeister Jörg Albrecht wegen der Öffnung des Kreisimpfzentrums nicht befürchten. „Das KIZ bei uns hat eine ideale Lage, es liegt direkt neben der Autobahn. Genug Parkplätze gibt es auch“, sagt der Oberbürgermeister der Stadt im Rhein-Neckar-Kreis im Gespräch mit die:gemeinde. Bis zu 500 Impfwillige könne man täglich durch das alte Fabrikgebäude schleusen. Nur die Sinsheimer Arena, ein Bundesligastadion, hätte noch mehr Platz geboten, so Albrecht scherzhaft.

Impfstoffknappheit behindert Kreisimpfzentren

Ein richtiger Ansturm auf das KIZ blieb jedoch zu Beginn ohnehin aus. Aufgrund der Impfstoff-Knappheit würden anfangs nur 80 statt 500 Personen am Tag kommen können. Für die Stadt ist das Gebäude am Rande der Autobahn ein Glücksfall, für den Rhein-Neckar-Kreis ebenfalls. Denn die Fabrikhalle diente in den Jahren nach 2015 als Flüchtlingsunterkunft und musste daher nicht aufwändig umgebaut werden. „Es gab bereits abgetrennte Räume, man musste nicht mehr viel machen“, sagt Jörg Albrecht. Die Verwaltung musste lediglich einige Vorkehrungen in Sachen Brandschutz treffen und die Verkehrsführung leicht anpassen. Wie in allen Kommunen in Baden-Württemberg blickt man dieser Tage auch in Sinsheim mit Hoffen und Bangen auf die europaweite Impfkampagne. Zwar deutet vieles darauf hin, dass der wochenlange Lockdown Wirkung entfaltet. So sank die Zahl der bestätigten Corona-Neuinfektionen zuletzt kontinuierlich. Dennoch liegt die große Hoffnung im Kampf gegen das Coronavirus vor allem auf den Impfungen. Denn die mit dem Lockdown einhergehenden Einschränkungen zehren an der Moral der Menschen. Klar ist: An den Kreisimpfzentren liegt es nicht, falls die Impfkampagne ins Stocken gerät. Ein Problem stellen vielmehr die Impfstoff-Lieferschwierigkeiten des Pharmakonzerns Pfizer dar, die Mitte Januar publik geworden waren. Diese wirken sich direkt auf die Abläufe in  den KIZ aus. Statt Rund-um-die-Uhr-Betrieb wird gezwungenermaßen zunächst einmal mit angezogener Handbremse geimpft.

Kreisimpfzentrum Öhringen

Beispiel Öhringen im Hohenlohekreis: „Aufgrund der begrenzten Impfstoffkapazitäten soll das KIZ zu Beginn im Ein-Schicht-Betrieb in einer Drei-Tage-Woche starten. Geplant ist die Öffnung von Freitag bis Sonntag, jeweils von 14 bis 19 Uhr“, sagt Pressesprecherin Monika Pfau. Steht mehr Impfstoff zur Verfügung, läuft der Volllast-Betrieb an, also ein Zwei-Schicht-Modell von 6 bis 22 Uhr an sieben Tagen die Woche. „Hier sollten sich aber durch die Terminvergabe zu festen Zeiten keine Schwierigkeiten ergeben“, so Pfau.

Kreisimpfzentren - Patienten im Kreisimpfzentrum Öhringen
Patienten im Kreisimpfzentrum Öhringen

Kreisimpfzentrum Bühl

Um die Abläufe so reibungslos wie möglich zu machen, haben die Kommunen im Vorfeld große Kraftanstrengungen auf sich genommen. In Bühl im Landkreis Rastatt beispielsweise wurde die Schwarzwaldhalle in ein Kreisimpfzentrum umfunktioniert. Sprecher Matthias Buschert berichtet gegenüber die:gemeinde von einer Gemeinschaftsleistung unter Beteiligung von Stadtwerken, Sportstätten, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und dem Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes. „Innerhalb kürzester Zeit wurde das Kreisimpfzentrum startklar gemacht: Die ersten Vorarbeiten begannen mit Beginn der vorgezogenen Schulferien eine Woche vor Weihnachten mit dem Ausräumen der Halle und dem anschließenden Verlegen des Schutzbodens. Danach wurden Zäune aufgestellt und Sichtschutz angebracht. Insgesamt wurden seit Mitte Dezember mehr als 60 Videokonferenzen abgehalten“, sagt Buschert. Zwei Kilometer Strom- und Wasserleitungen seien in der Halle verlegt worden. Ein Glasfaserkabel-Breitbandanschluss sei vorhanden, damit die insgesamt zwölf Computer problemlos die anfallenden Daten verarbeiten könnten, so der Sprecher weiter. Oberbürgermeister Hubert Schnurr spricht von einer „logistischen und gedanklichen Höchstleistung, die bei der Stadt Bühl viele Personen aus unterschiedlichsten Fachbereichen, insbesondere bei den Bühler Sportstätten, gebunden hat – obendrein zum bereits bestehenden Corona-Alltag.“

Kreisimpfzentren - Das Kreisimpfzentrum Bühl wurde mit Hilfe des THW aufgebaut.
Das Kreisimpfzentrum Bühl wurde mit Hilfe des THW aufgebaut.

Kreisimpfzentrum Ummendorf

Auch die Verwaltung der Gemeinde Ummendorf im Landkreis Biberach war im Vorfeld der Inbetriebnahme des KIZ stark gefordert. Den Landkreis habe man „in vielfältiger Weise und personalintensiv“ unterstützt, sagt Bürgermeister Klaus B. Reichert im Gespräch mit die:gemeinde. „So haben wir die Schulmensa, die bislang im Foyer der Gemeindehalle – jetzt Kreisimpfzentrum – untergebracht war, in ein nahegelegenes Vereinsheim verlegt. Die gesamten Kosten für den Betrieb sowie die Abfindung des Pächters übernimmt die Gemeinde“, erläutert Reichert. Zahlreiche Gespräche im Vorfeld sowie Beiträge zur Verkehrskonzeption hätten Personal gebunden. „Das waren Mitarbeiter aus der Verwaltung, die Schulleitung und auch der zuständige Hausmeister sowie der Bauhof. Das gesamte Mobiliar aus der Halle sowie verschiedene Gegenstände wurden anderweitig zwischengelagert“, so Reichert weiter, der die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt ausdrücklich lobt. Das Impfzentrum sei am 22. Januar schließlich aufgrund der Impfstoff-Lieferschwierigkeiten auf „überschaubarem Niveau“ gestartet, so der Bürgermeister.

Kreisimpfzentren - Das Team der Gemeindeverwaltung Ummendorf mit Bürgermeister Klaus B. Reichert
Das Team der Gemeindeverwaltung Ummendorf mit Bürgermeister Klaus B. Reichert

Planerische Unterstützung durch Städte und Gemeinden

Die Städte und Gemeinden arbeiten Hand in Hand mit den Landkreisen und übernehmen auch planerische Aufgaben. Das zeigen die Fälle von Müllheim im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis und Ehingen im Alb-Donau-Kreis. In Müllheim setzte sich Bürgermeister Martin Löffler von Beginn an beim Sozialministerium für den eigenen Standort ein. „Wir haben sehr frühzeitig zwei geeignete Objekte identifiziert und diese direkt und sehr schnell mit einem gut ausgearbeiteten Papier an das Sozialministerium gemeldet“, erklärt Löffler. In Mosbach schlug Oberbürgermeister Michael Jann das Obertorzentrum vor, ein leerstehendes, zentral gelegenes Gebäude, das einst eine Discounter-Filiale beherbergte. Das Landratsamt stimmte diesem Vorschlag zu. Es folgten acht Videokonferenzen mit Beteiligung von Mosbachs Bürgermeister Michael Keilbach, in denen Aufbau und Organisation des KIZ besprochen und festgelegt wurden. Als Aufgaben der kommenden Wochen nennt Ursula Heckmann von der Stadt Mosbach unter anderem die Ausschilderung von Fußgängerzonen und Straßen, die Bereitstellung von Parkplätzen für Mitarbeiter des KIZ. Außerdem kümmere sich die Integrationsbeauftragte der Stadt um Dolmetscher für impfwillige ausländische Bürger. In Ehingen gestaltete sich die Suche nach einem geeigneten Gebäude zunächst schwierig, weil kein passendes Objekt in Aussicht war. So habe man Kontakt mit privaten Immobilienbesitzern aufgenommen, erklärt Tobias Huber, Referent von Oberbürgermeister Alexander Baumann. Die Auswahl des Gebäudes – die Wahl fiel schließlich auf das Einkaufszentrum Alb-Donau- Center – habe schließlich das Landratsamt getroffen. In Müllheim unterstützt die Stadt den Landkreis laut Martin Löffler mit Bauhofleistungen, Beratung und durch Anordnungen der unteren Verkehrsbehörde. „Der Zeitplan war dabei sehr sportlich und es war teilweise notwendig, dass Mitarbeiter ihren Urlaub unterbrechen oder verschieben. Neben einem Hauptbeauftragten im Stab des Bürgermeisters waren etliche weitere Stellen des Hauses involviert“, so Löffler. In den kommenden Wochen und Monaten will die Stadt nun hauptsächlich den Verkehr vor Ort beobachten. Man habe bereits verkehrsrechtliche Anordnungen in der Schublade, so Löffler, wie zum Beispiel eine weitere Bushaltestelle.

Kommunen unterstützen Landkreise

Andere Städte und Gemeinden nehmen eine eher unterstützende Rolle ein. „Die Einrichtung des KIZ in Kenzingen erfolgte ausschließlich in Regie des Landkreises, lediglich in Sachen Verkehrsführung und Parkplätze gab es einen Abstimmungstermin mit der Stadtverwaltung“, sagt Matthias Guderjan, Bürgermeister der Stadt Kenzingen im Landkreis Emmendingen. Ähnlich sieht es in Hohentengen im Landkreis Sigmaringen aus, wo die Sporthalle der ehemaligen Oberschwabenkaserne in ein Kreisimpfzentrum umfunktioniert wurde. „Wir haben den Kontakt zum Eigentümer des Areals hergestellt, die Verhandlungen wurden dann vom Landkreis durchgeführt. Als Service haben wir uns bereiterklärt, den Winterdienst zu übernehmen. Außerdem haben wir entbehrliche Möbel wie Klapptische und Stühle aus unserem Bestand zur Verfügung gestellt“, sagt Bürgermeister Peter Rainer gegenüber die:gemeinde.