Energie sparen in den Kommunen
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So sparen Städte und Gemeinden Energie

Seit Monaten ist klar, dass auch Kommunen Energie sparen müssen. Eine entsprechende Bundesverordnung hat konkrete Maßnahmen vorgegeben. Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg orientieren sich an diesen Leitplanken, gehen aber zum Teil noch über diese Vorgaben hinaus. Die Gemeinden im Landkreis Tuttlingen haben sich sogar auf Empfehlungen für ein gemeinsames Vorgehen geeinigt.

Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus einigen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, dem Landratsamt und dem Energieversorger, hat im Landkreises Tuttlingen Empfehlungen erarbeitet, wie die Kommunen im Kreis Energie sparen können. Daraus ist ein Grundsatzpapier entstanden, dessen Empfehlungen zwar unverbindlich sind, den Kommunen aber Leitplanken geben, an denen sie sich orientieren können. „Wir haben versucht, die Dinge etwas einheitlicher zu fassen, damit es zwischen den Kommunen keine Probleme gibt“, sagt Rudolf Wuhrer, Bürgermeister der Gemeinde Denkingen, im Gespräch mit die:gemeinde. Auch er war an der Ausarbeitung beteiligt.

Was steht im Grundsatzpapier der Kommunen im Kreis Tuttlingen?

Unter anderem hält das Papier fest, dass die Rathäuser zwischen dem 27. und 31. Dezember geschlossen bleiben sollen. Weitere Empfehlungen betreffen die Bereiche „Hallen und Duschen“, „Beleuchtung Gebäude, Weihnachtsbeleuchtung“, „Straßenbeleuchtung“, „Höchsttemperaturen Kindertagesstätten und Schulen“, „Sozialwohnungen, Hartz IV, Flüchtlinge“ sowie „Öffentlichkeitsarbeit“. 

Bundesverordnung zum Energie sparen

Grundlage für das Papier ist die am 1. September in Kraft getretene „Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen“, die unter anderem „Maßnahmen zur Energieeinsparung in öffentlichen Nichtwohngebäuden“ vorgibt. „Wir haben Dinge, die dort nicht geregelt sind, etwas präzisiert“, erklärt Rudolf Wuhrer. So haben die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister beispielsweise Empfehlungen für Höchsttemperaturen in Kindertagesstätten und Schulen erarbeitet, nämlich 22 Grad für Gruppen mit Kindern unter drei, 21 Grad für Gruppen mit Kindern über drei und 20 Grad für Schulklassenzimmer. In der Verordnung sind nur Mindesttemperaturen festgelegt. 

Wuhrer: "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, gemeinsame Lösungen zu finden"

Das einheitliche Vorgehen der Gemeinden im Landkreis Tuttlingen hat aber noch einen anderen wichtigen Grund. „Wir haben während der Corona-Zeit an Fastnacht die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, gemeinsam Lösungen zu finden und zu vermeiden, dass der eine das, der andere jenes macht. Die Kommunen sollen nicht gegeneinander ausgespielt werden. So wollen wir auch vermeiden, dass die eine Kommune eine festliche Weihnachtsbeleuchtung hat, während es in der anderen stockdunkel ist“, sagt Wuhrer. Er verweist darauf, dass die Kommunen bereits im Sommer Energiesparmaßnamen ergriffen haben. Die Straßenbeleuchtung habe man beispielsweise bereits in den warmen Monaten reduziert, wenn auch aus einem ganz anderen Grund, nämlich um Insekten zu schützen. „Jetzt ziehen wir es auch über den Winter durch“, so Wuhrer. Allerdings sei die Frage der Straßenbeleuchtung schwer allgemein zu lösen, da die Verhältnisse in den Kommunen sehr unterschiedlich seien. Beim wichtigen Thema der Weihnachtsbeleuchtung ging es den Bürgermeistern auch darum, eine Botschaft zu vermitteln. 

Was wird aus der Weihnachtsbeleuchtung?

Denn der Energieeinspar-Effekt sei zwar nicht groß, weil vielfach bereits LED-Lampen verwendet würden. „Aber wir wollten gegenüber der Öffentlichkeit ein Zeichen setzen und haben deshalb empfohlen, die Weihnachtsbeleuchtung stark zu reduzieren“, sagt Wuhrer. Man könne den Menschen nicht erklären, Energie zu sparen, als Kommune aber eine „pompöse“ Beleuchtung auffahren, so Wuhrer. Gewisse Ausnahmen gebe es dennoch: So werden Weihnachtsmärkte und die Weihnachtsbäume in der Ortsmitte auch in diesem Jahr zum Ortsbild gehören. 

Absenkung der Raumtemperaturen

Den größten Einspareffekt erhofft sich der Bürgermeister von der Absenkung der Raumtemperaturen. Die Gemeinde stellt die Beheizung aller Räume ein, die nicht dauerhaft benutzt werden. Von den drei großen Räumen im Rathaus – Sitzungssaal, Besprechungssaal und Bürgersaal – lasse man die ersten beiden kalt. Alle Sitzungen, Besprechungen und sonstige Veranstaltungen führe man im Bürgersaal durch. 

Kommunen im Kreis Karlsruhe finden individuelle Lösungen

Ein gemeinsames Vorgehen wie im Kreis Tuttlingen ist im Landkreis Karlsruhe derzeit nicht vorgesehen. Viele Gemeinden hätten bereits konkrete Entscheidungen getroffen, die genau auf die Bedingungen vor Ort zugeschnitten seien, sagt der Bürgermeister von Oberderdingen, Thomas Nowitzki, im Gespräch mit die:gemeinde. Es sei deshalb schwer, jetzt noch einen gemeinsamen Nenner zu finden. Oberderdingen setzt vor allem auf die konsequente Umstellung auf stromsparende Leuchtmittel. „Wir werden unsere Adventsbeleuchtung dort, wo es noch nicht passiert ist, auf LED umstellen. Allerdings mit Zeitschaltuhr: Um 23 Uhr wird sie abgeschaltet. Das gleiche gilt für die Beleuchtung der Weihnachtsbäume“, sagt Thomas Nowitzki. Die Straßenbeleuchtung habe die Gemeinde bereits vor vier Jahren fast komplett auf LED umgestellt und seither viel Geld gespart. 

Laternenring statt Straßenbeleuchtung?

Abschalten wird man die Beleuchtung allerdings nicht. Denn laut Gesetz müssen Kommunen einen sogenannten Laternenring an Masten anbringen, die nicht die gesamte Nacht über in Betrieb sind. Dieser mit Kosten verbundene Aufwand steht nach Ansicht der Gemeinde in keinem Verhältnis zum Energiesparpotenzial. Ebenso wie in Denkingen wird auch in Oberderdingen das Rathaus länger geschlossen sein, um zusätzliche Energie zu sparen, nämlich vom 23. Dezember bis zum 1. Januar. Ein Notdienst im Bürgerbüro und im Standesamt ist eingerichtet. Die Hallen würden in der gesamten Ferienzeit geschlossen, sagt Nowitzki. 

Aidlingen: Keine Außenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden

In der Gemeinde Aidlingen hält man sich beim Energiesparen an die Energiesparverordnung, wie Bürgermeister Ekkehard Fauth gegenüber die:gemeinde sagt. „Im Blick sind vor allem natürlich die Raumtemperaturen in den öffentlichen Einrichtungen. Unsere Hausmeister sind angewiesen, die Temperaturen in den einzelnen Einrichtungen zentral zu regeln. Alle dezentralen Durchlauferhitzer und dezentralen Warmwasserspeicher wurden außer Betrieb genommen“, sagt Fauth. Darüber hinaus seien alle Außenbeleuchtungen an öffentlichen Gebäuden außer Betrieb. Das Duschen in den Sporthallen sei derzeit noch mit warmem Wasser möglich. „In einer nächsten Stufe der Einsparungen wären dann auch die Duschen eine weitere Option“, ergänzt Fauth. 

Auf dem Weg zu 100% LED-Beleuchtung

Für die Beleuchtung der Straßen der 9.000-Einwohner-Kommune im Landkreis Böblingen werden bereits jetzt zu 50 Prozent energiesparende LED-Leuchtmittel eingesetzt. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, auch die restliche Beleuchtung spätestens im kommenden Jahr noch auf LED umzustellen. Eine komplette Abschaltung der Straßenbeleuchtung wurde von der Gemeindeverwaltung zwar in Erwägung gezogen, jedoch nach deutlichen Sicherheitshinweisen der Polizei nicht umgesetzt. Stattdessen wird die Straßenbeleuchtung nachts in der Zeit zwischen 20 und 6 Uhr auf circa 50 Prozent heruntergedimmt“, erläutert Fauth. Anders als die Gemeinden des Landkreises Tuttlingen wird man in Aidlingen bei der Weihnachtsbeleuchtung keine Einschränkung vornehmen – allerdings nur deshalb, weil sie bereits vollständig mit LED-Leuchten betrieben wird.  

Auch in Calw verweist die Stadtverwaltung auf die Energiesparverordnung. Mitte September informierte die Rathausspitze die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die anstehenden Maßnahmen. So würden die Temperaturen in allen öffentlichen Gebäuden in Einklang mit der Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung gebracht und nach Rücksprache mit den Hausmeistern und Gebäudeunterhaltern auf 19 Grad abgesenkt, so das Schreiben mit Verweis auf die Tatsache, dass ein Grad Absenkung einer Energieeinsparung von sechs Prozent entspreche. Ebenso appellieren die Verfasser des Schreibens an die Mitarbeitenden der Stadt, richtig zu lüften, nämlich alle 20 Minuten für maximal fünf Minuten.