So sollen der Hochwasserschutz in Ammerbuch verbessert werden: Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung bereiten alles für das digitale Frühwarnsystem vor
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Pilotprojekt in Ammerbuch: Hochwasserschutz per App

Um Hochwasser vorzubeugen, braucht es gute Prävention und Frühwarnung. Bei beidem können digitale Systeme die Krisenstäbe vor Ort unterstützen, ist man sich in der Gemeinde Ammerbuch sicher. Deshalb hat die Gemeinde ein Pilotprojekt mit einem digitalen Frühwarnsystem gestartet.

40 Liter Wasser pro Quadratmeter und das über mehr als eine Stunde. Auch in den Vortagen hatte es viel geregnet, so dass Felder und Wiesen kaum noch aufnahmefähig waren. Kanäle und Wassergräben waren überlastet. Und schon war es passiert: Ein Hochwasser sucht mehrere Ortsteile heim, Keller und Wohnungen liefen voller Wasser, die Bahnverbindung musste unterbrochen werden. So sah es in Ammerbuch im Juni 2016 aus. Einzelne Familien mussten zwischenzeitlich in Notunterkünften wohnen, verloren substantielle Teile ihres Besitzes. Das möchte die 12.000-Einwohner-Gemeinde nicht noch einmal erleben. Auf der Suche nach den effektivsten Lösungsmöglichkeiten für einen aktiven Hochwasserschutz, hat die Kommune nun ein Pilotprojekt gestartet. Ein digitales Frühwarnsystem für Starkregen und Hochwasser soll über drei Säulen für Sicherheit sorgen: Prävention, Detektion und Dokumentation.

Vorbereitungen für das digitale Frühwarnsystem

„In Zeiten von zunehmenden Extremwetterereignissen wollen wir moderne, schnelle und zuverlässige Lösungsansätze angehen“, sagt dazu Bürgermeisterin Christel Halm. In zwei Phasen hat die Gemeinde die Nutzung des digitalen Frühwahnsystems vorbereitet. In Phase eins des Pilotprojekts haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung alle Objekte innerhalb der hochwassergefährdeten Bereiche, die verstopfen können, in einer App mit Koordinaten erfasst. Über ein Formular in der App können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den aktuellen Zustand des Objekts, Fotos und Wartungsintervalle hinterlegen. Im Bedarfsfall können sie zudem Handlungsaufträge an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilen. Welche Objekte sich in hochwassergefährdeten Gebieten befinden, haben die Mitarbeitenden den integrierten Hochwassergefahrenkarten entnommen. Durch regelmäßige Wartung und Instandhaltung sollen Überflutungsgefahren minimiert werden.

Permanente Pegelmessungen sollen Hochwasserschutz verbessern

In der zweiten Phase der Vorbereitung hat die Gemeinde fünf Pegelmessgeräte an Gefahrenpunkten installiert. Die Pegelmessgeräte benötigen keine externe Stromversorgung. Über Pulsradarsensoren erfassen sie kontinuierlich die Wasserstände und leiten die Messdaten an das Frühwarnsystem weiter. Die Gemeinde kann die Daten jederzeit über eine Browser-Anwendung einsehen. Das sogenannte Monitoring-Dashboard zeigt alle Messdaten und auch die von den Mitarbeitern eingepflegten Informationen. Sollte der Pegelstand ungewöhnlich ansteigen, wird ein vorher definierter Krisenstab, etwa aus Bürgermeisterin und Feuerwehrleuten, per SMS gewarnt. Im Frühwarnsystem sind vordefinierte Checklisten für den Krisenstab hinterlegt, an denen sie sich im Alarmfall mit ihren Maßnahmen orientieren können. “Im Notfall können wir sofort reagieren“, heißt das Fazit von Bauhofleiter Alexander Zader.

Alle Maßnahmen der Gemeinde werden im System dokumentiert

Darüber hinaus sind über das digitale Frühwarnsystem alle Schritte, die die Gemeinde im Bereich Hochwasserschutz macht, dokumentiert. Ob es die Prävention ist, die sie durch die Wartung und Instandhaltung der Infrastruktur an den Gewässern durchführt oder die Maßnahmen, die sie im Alarmfall einleitet. So soll die Gemeinde eine höhere rechtssicherheit erlangen.