Auch Coworking-Spaces sollen Teil von "Junges Wohnen" sein
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"Junges Wohnen" soll den ländlichen Raum beleben

Co-Working-Spaces, gemeinschaftlich genutzte Wohnräume, nachhaltige Mobilitätskonzepte - Das Modellprojekt "Junges Wohnen" soll herausfinden, was nötig ist, um den ländlichen Raum für junge Leute attraktiver zu machen.

Es ist eine Dynamik, die seit Jahrzehnten anhält: Junge Menschen ziehen für Ausbildung und Studium aus dem ländlichen Raum in die Stadt und kommen oftmals nicht wieder in die Heimat zurück. Die Bevölkerung auf dem Land wird älter und dünnt aus. Das beeinflusst auch die Infrastruktur vor Ort negativ, so dass eine Rückkehr nach Ausbildung und Studium weniger attraktiv erscheint. Ein Teufelskreis, der gerade zu Zeiten der Corona-Pandemie nur noch schwer nachzuvollziehen ist. Haben doch die ländlichen Räume in der Pandemie ihre Vorteile gezeigt: Mehr Wohnraum zu geringeren Preisen, weniger Menschenansammlungen, grüne Naherholungsgebiete, die nicht überlaufen sind. 

Attraktiver, bezahlbarer Wohnraum fehlt

Im Rahmen eines regionalen Agenda-21-Projekts in Oberösterreich wurde festgestellt, dass mangelnder attraktiver und bezahlbarer Wohnraum einer der wesentlichen Gründe ist, warum junge Erwachsene nicht im Ländlichen Raum bleiben beziehungsweise nicht dorthin zurückkehren. Die Landesregierung will nun mit sechs Modellkommunen im Projekt „Junges Wohnen: Zukunftsorientierte Wohnmodelle für junge Erwachsene durch Umnutzung von leerstehenden Gebäuden im Ortskern“ herausfinden, wie dieses Problem angegangen werden kann. Das Projekt wird analog zum Projekt aus Oberösterreich und unter Einbeziehung des dort gesammelten Expertenwissens durchgeführt. 

Leerstände in Ortszentren haben Potential

„In vielen ländlichen Gemeinden fehlt attraktiver Wohnraum, der den Wünschen und spezifischen Bedürfnissen von jungen Erwachsenen entspricht", erklärt Peter Hauk, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz. "Das kann einer der Gründe sein, warum junge Menschen nicht im Ländlichen Raum bleiben beziehungsweise nach Ausbildung oder Studium nicht wieder zurückkehren, obwohl genügend Arbeitsmöglichkeiten vorhanden wären und dringend Fachkräfte gebraucht werden. Gleichzeitig stehen in vielen Ortszentren Gebäude leer, die mit einem guten und finanziell tragfähigen Konzept einer neuen Nutzung zugeführt werden könnten. Hier setzt das nun gestartete Modellprojekt ‚Junges Wohnen‘ an. Es soll den teilnehmenden Gemeinden dabei helfen, durch Umnutzung von leerstehenden Gebäuden im Ortskern zukunftsorientierte Wohnmodelle für junge Erwachsene zu entwickeln.“  

125.000 Euro für "Junges Wohnen"

Das Modellprojekt ist nun gestartet und soll im Herbst abgeschlossen werden. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz fördert das Vorhaben mit rund 125.000 Euro. Das Projekt nimmt auch das Umfeld in den Blick. „Junge Erwachsene möchten häufig nicht alleine und doch selbstständig leben, in Gemeinschaft wohnen und sich gegenseitig unterstützen", so Ingrid Engelhart, Projektleiterin und Geschäftsführende Vorsitzende der Studiengesellschaft für Projekte zur Erneuerung von Strukturen. "Ihr Wunsch ist es zumeist auch, Wohnen und Arbeiten besser kombinieren zu können, zum Beispiel durch Co-Working-Plätze. Junge Menschen wollen innovative Mobilitätsangebote nutzen und einen sozialen und nachhaltigen Lebensstil führen. Sind die Rahmenbedingungen gegeben, die diesen Lebensstil ermöglichen, entwickelt das Leben im Ländlichen Raum eine ganz neue Anziehungskraft für diese Altersgruppe.“

Konzepte sollen Impulse für alle Gemeinden geben

Die sechs über ein Interessensbekundungsverfahren ausgewählten Modellgemeinden Dornstadt, Herbolzheim, Riedlingen, Stühlingen, Schwäbisch Gmünd und Zaberfeld durchlaufen einen begleiteten Planungsprozess, bei dem vor Ort geeignete Leerstände identifiziert, mögliche Finanzierungsmodelle vorgestellt und passgenau der Bedarf für Junges Wohnen ermittelt werden sollen. Gemeindeübergreifend sind hierfür Fokusgruppen vorgesehen, an denen pro Gemeinde jeweils circa drei bis vier Personen teilnehmen sollen (zum Beispiel Bürgermeister, Vertreter der Kirchengemeinde, Vertreter des Bauamtes oder des Bauausschusses, Objekteigentümer etc.). Am Ende des Modellprojektes sollen in den Modellkommunen konkrete und umsetzbare Konzepte für Junges Wohnen vorliegen. „Ich danke den Modellgemeinden für ihre Teilnahme. Ich bin mir sicher, dass ihre Erfahrungen und die entwickelten Konzepte wesentliche Impulse auch für die weiteren Gemeinden in unseren Ländlichen Räumen geben werden“, sagte Minister Hauk.