Studie gibt Handlungsempfehlungen für eine gesunde Stadt
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Studie: So wird die Stadt gesund für ihre Bürger

In wichtigen Planungsprozessen der Kommunen, wie der Grün- und Freiraumplanung, der Lärmaktionsplanung und der Stadt(entwicklungs)planung sollten die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung mitberücksichtigt werden. Um die möglichen Handlungsfeldern und Maßnahmen zu bündeln, hat das Deutsche Institut für Urbanistik in Kooperation mit LK Argus und der Hochschule für Gesundheit Bochum im Auftrag des Umweltbundesamtes eine Veröffentlichung für die kommunale Praxis erarbeitet.

Eine gesunde Stadt oder Gemeinde definiert sich darüber, dass sie all ihren Einwohnerinnen und Einwohnern Möglichkeiten gibt, sich zu entfalten und zu entwickeln. Jeder sollte hier Zugang zu angemessenem Wohnraum, allen Einrichtungen der Daseinsvorsorge und öffentlichen Freiräumen haben. Möglichkeiten zur aktiven Fortbewegung und barrierefreien Mobilität sind gesichert. Auf die gesundheitsrelevanten Umwelteinflüsse, wie Lärmpegel, Luftqualität und Grünflächen wird geachtet. Um dieses Bild der gesunden Stadt oder Gemeinde in der Realität schaffen und erhalten zu können, müssen viele Akteure aktiv mitarbeiten: Bürgerinnen und Bürger, Wirtschaft, öffentliche Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Akteure im Quartier. 

Empfehlungen für kommunale Stellen

Die Publikation „Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt“ gibt praxisorientiert Empfehlungen, wie die gesunde Stadt oder Gemeinde von kommunaler Seite umgesetzt werden kann. Die Anregungen und Tipps sind für Mitarbeitende vieler Bereiche für die praktische Arbeit hilfreich: Gesundheitsbehörden, Gesundheitsämter und kommunale Ämter, die für die Themen Lärm, Grün sowie Stadtentwicklung beziehungsweise Stadtplanung zuständig sind. Ebenso richtet sich die kostenfrei zum Download zur Verfügung stehende Veröffentlichung an gesundheitsrelevante Akteure in Zivilgesellschaft, Gesundheitskonferenzen, Verbänden, Krankenkassen sowie in der Kommunalpolitik.

Stellschrauben verschiedener Planungswerkzeuge

Für alle drei Planungswerkzeuge definiert die Broschüre Ziele, Potentiale und besonders auch die Möglichkeiten Gesundheitsaspekte aktiv einzubinden. Außerdem beschreibt sie jeweils gute Beispiele aus den Kommunen. 

Lärmaktionspläne

Da Lärmaktionspläne Maßnahmen definieren, die die Lärmbelastung im Stadt- oder Gemeindegebiet verringern, haben die Pläne ein hohes Potential für die Verbesserung der Gesundheit von Einwohnerinnen und Einwohnern. Denn dauerhafte Lärmbelastung erhöht die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Beeinträchtigungen, Stress und Schlafstörungen. 

Grün- und Freiraumpläne

Für die Grün- und Freiraumplanung stehen in der Hauptsache zwei Instrumentarien zur Verfügung. Zum einen der Landschafts- und Grünordnungsplan, die im Naturschutzrecht verankert sind und die Freiraumentwicklungsplanung (zum Beispiel: Masterplan Stadtgrün, Kleingartenentwicklungskonzept). Hier können jeweils auch die gesundheitsbezogenen Werte und Funktionen von Grün- und Freiräumen einbezogen werden: Grünflächen als Ort der Bewegung, Begegnung und Erholung, als Kompensationsräume für klimatische Belastung, Lärm und Luftverschmutzung

Stadtplanung und Stadtentwicklungsplanung

In der Bauleitplanung gibt es verschiedene Stellschrauben, um gesundheitliche Aspekte zu integrieren. So können etwa Frei- und Erholungsflächen sowie Frischluftschneisen definiert werden. Als Teil der Bauleitplanung kann ein Umweltbericht erstellt werden, der als einen Aspekt die menschliche Gesundheit im betreffenden Gebiet fokussiert. In vorgeschalteten städtebaulichen Wettbewerben können gesundheitliche Belange zu einem Gegenstand der Auslobung gemacht werden. Abstandsflächen und Geschosshöhen können so festgelegt werden, dass über eine verträgliche bauliche Dichte ein Wohlbefinden für Bewohnerinnen und Bewohner beziehungsweise Nutzerinnen und Nutzer erreicht wird. 

Handlungsempfehlungen für die gesunde Stadt

Darüber hinaus werden einzelne Handlungsempfehlungen gegeben, wie die gesunde Stadt fortwährend interdisziplinär und ämterübergreifend gestaltet werden kann. 

  • Innerhalb der Verwaltung von der Erfahrung anderer Ämter in Sachen Gesundheit und Planung lernen
  • Daten zur gesundheitlichen und sozialen Lage sowie Umweltdaten erfassen, zusammenführen und austauschen
  • Permanenter Austausch der Stellen, die bei Querschnittsthemen zusammenwirken
  • Öffentlichkeit einbeziehen 
  • Gesundheitsämter qualifizieren, damit sie proaktiv planen können
  • Ausreichende Ressourcen für die Berücksichtigung gesundheitlicher Belange zur Verfügung stellen

Was Sie in "Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt" erwartet

Auch die Frage nach den jeweils passenden Kooperationsformen der verschiedenen Akteure wird aufgegriffen. Zudem wird in der Publikation besonders auf die Situation mehrfach belasteter Gebiete und die Bedürfnisse vulnerabler Bevölkerungsgruppen eingegangen. Neben guten Beispielen aus der kommunalen Praxis gibt es Tipps zu weiteren Fachveröffentlichungen, in denen unter anderem Planungsinstrumente ausführlich beschrieben sind. Benannt werden außerdem notwendige Veränderungen der Rahmenbedingungen, damit gesundheitliche Belange in den Kommunen stärker als bisher zum Tragen kommen können.

Die Broschüre "Gemeinsam planen für eine gesunde Stadt – Empfehlungen für die Praxis" wurde im Projekt „Kooperative Planungsprozesse zur Stärkung gesundheitlicher Belange – modellhafte Erprobung und Entwicklung von Ansätzen zur nachhaltigen Umsetzung“ erarbeitet. Die Broschüre finden Sie hier