Auf dem Wimberg in Calw gibt es vier Hoffnungshäuser mit insgesamt 32 Wohnungen.
© Hoffnungsträger Stifutung

Innovative Integration: Viele Kulturen unter einem Dach

In aktuell 33 Hoffnungshäusern leben Menschen, die erst kurz in Deutschland leben und solche, die schon hier aufgewachsen sind, gemeinsam. So soll eine besonders schnelle und gute Integration möglich sein. Gleichzeitig zeigen die Hoffnungshäuser, wie nachhaltig bezahlbarer Wohnraum entstehen kann.

Die Unterbringung von Geflüchteten ist für Städte und Gemeinden eine große Herausforderung. Eigentümerinnen und Eigentümer leerstehenden Wohnraums sind häufig nicht bereit, diesen für die Unterbringung freizugeben. Der Bau neuer Unterkünfte verursacht hohe Kosten und wird häufig aufgehalten (wie aktuell in Ostelsheim, wo auf der ausgewählten Fläche Feuersalamander gesichtet wurden).

Dezentrale Unterbringung fördert Integration

Dabei kann eine dezentrale Unterbringung der Geflüchteten inmitten der Gemeinschaft der Stadt oder Kommune großen Wert für die Integration haben. Das sehen auch die Initiatoren und Mitarbeitenden der Hoffnungsträger Stiftung. Sie bauen sogenannte Hoffnungshäuser, in denen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, kürzlich Geflüchtete und Menschen, die schon länger in Deutschland leben, zusammenwohnen. Jede und jeder hat seine eigene Wohneinheit, doch es gibt auch viel Raum für Begegnung – Gemeinschaftsräume und große Balkone zum Beispiel. Gemeinsame Kochabende und verschiedene Veranstaltungen regen dazu an, die Freizeit gemeinsam zu verbringen.

Die Stiftung spricht bei den Einheimischen von der „Aufnahmegemeinschaft“. Diese benötigen einen Wohnberechtigungsschein, um einziehen zu können. So kann die Stiftung im Rahmen des Landeswohnraumförderungsgesetzes (LWoFG) Mittel der L-Bank bekommen. Die Hoffnungshäuser sollen zeigen, wie bezahlbarer Wohnraum nachhaltig geschaffen werden kann. Die Häuser sind seriell gebaute Holzhäuser, die innerhalb von einem Jahr komplett gebaut werden können.

Stiftung möchte alle ins Boot holen

Aktuell gibt es 33 Hoffnungshäuser an elf Standorten. Noch liegen alle Hoffnungshäuser in Baden-Württemberg. Doch auch mit Standorten außerhalb ist die Stiftung im Gespräch. „Das erste Hoffnungshaus außerhalb von Baden-Württemberg wird in Kürze entstehen“, erzählt Evelyn Fade, Kommunikationsmanagerin bei der Hoffnungsträger Stiftung. „Und hoffentlich gibt es bald Häuser in ganz Deutschland.“ Aktuell ist die Stiftung mit Gaildorf, Schwandorf (Bayern), Ulm und Ingelheim (Rheinland-Pfalz) im Gespräch.

Wenn ein neues Hoffnungshaus angesiedelt werden soll, möchte die Stiftung alle ins Boot holen – Stadtverwaltung, Gemeinderat, aber auch die Anwohnenden in der Umgebung. Dafür werden Anwohnerabende veranstaltet und Informationsflyer verteilt. Hin und wieder gibt es in den Hoffnungshäusern auch Tage der offenen Tür, an denen sich jede und jeder ein eigenes Bild machen kann. Und auch die Veranstaltungen, die in den Häusern stattfinden, sind für alle offen. Die Erfahrung ist, dass mit der nötigen Begleitung alle an einem Strang ziehen.

Es gibt tolle Erfolgsgeschichten von Menschen, die schnell in Arbeit gekommen sind, und Kindern, die sich leicht integrieren können.

Evelyn Fade, Kommunikationsmanagerin bei der Hoffnungsträger Stiftung

„Es kommt natürlich vor, dass Anwohnende sich Sorgen machen“, sagt Evelyn Fade. „Aber durch unsere Angebote werden ihnen die Ängste meist schon genommen, bevor die ersten Menschen in die Hoffnungshäuser ziehen.“ In den Hoffnungshäusern finden Sprachkurse statt. Es leben Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter vor Ort. Und eine Standortleitung – meist eine Familie, die selbst dort lebt – soll Ghettobildung verhindern. Menschen bekommen Hilfe bei der Jobsuche. „Ich würde die Hoffnungshäuser als Leuchtturmprojekt bezeichnen“, sagt Evelyn Fade. „Es gibt tolle Erfolgsgeschichten von Menschen, die schnell in Arbeit gekommen sind und Kindern, die sich leicht integrieren können.“

Finanziert nur zum Teil von Miteinahmen

Für die Kinder gibt es Hausaufgabenhilfe, Ferienprogramme und für die Eltern ebenfalls Schulungen. Bei gemeinsamen Abenden erzählen Menschen, die neu in Deutschland sind, von ihrer Heimat und Menschen, die schon lange in Deutschland leben, davon, wie das Leben hier ist. „Es wird verglichen und dabei lernen alle Seiten voneinander. Man versteht sich gegenseitig besser und die Neuankömmlinge lernen schnell die Gepflogenheiten“, sagt Fade.

Finanziert werden die Häuser nur zu einem Teil durch die Mieteinnahmen. Darüber hinaus bekommt die Stiftung Fördermittel und Spenden. „Ein Standort kann bis zu 300.000 Euro im Jahr kosten“, sagt Evelyn Fade. „Das können wir über Mieten nicht einnehmen.“ Die L-Bank fördert den Bau und Erhalt des bezahlbaren Wohnraums der Hoffnungshäuser über verschiedene Programme, darunter zinsverbilligte Darlehen und Zuschüsse. Aufgrund hoher Nachfrage hat das Programm in den letzten Jahren eine starke Resonanz erfahren – für 2024 wurden bereits Förderanträge im Volumen von 580 Millionen Euro gestellt. Doch mit begrenzten Finanzierungsmöglichkeiten und hohen Baukosten haben die Hoffnungshäuser, genau wie die meisten anderen Projekte dieser Art, Schwierigkeiten. Das Programm Hoffnungshaus kann laut Evelyn Fade nicht im gleichen Umfang weitergeführt werden wie in den letzten zehn Jahren. Neue Standorte können nur umgesetzt werden, wenn die Finanzierung für Bau und Betrieb über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren gesichert ist. Dies könne durch Unterstützung der Kommune oder weitere Förderer wie Stiftungen und Unternehmen geschehen.