2G plus, neue Impfstützpunkte und Ausgangssperren für Ungeimpfte sollen der Corona-Welle in Baden-Württemberg Einhalt gebieten.
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Kampf gegen die vierte Welle: Neue Impfstützpunkte, die Alarmstufe II und Ausgangssperren in Hotspots

Weiterhin steigen die Corona-Zahlen schnell an. Neue Beschränkungen und zusätzliche Impfangebote sollen das Infektionsgeschehen unter Kontrolle bringen. Nachdem seit Beginn der Woche in einigen Kreisen bereits Ausgangssperren für Ungeimpfte gelten, greift seit dem 24. November die Alarmstufe II.

Bereits seit der Nacht von Sonntag auf Montag gelten in drei Landkreisen in Baden-Württemberg zusätzliche Beschränkungen zur Eindämmung der Corona-Infektionen. Das Sozialministerium des Landes hatte die Landkreise dazu angehalten im Rahmen der Hotspotstrategie der aktuellen Corona-Verordnung zusätzliche Allgemeinverfügungen zu erlassen. Der Grund: Das Infektionsgeschehen in den drei Kreisen übersteigt deutlich den Landesdurchschnitt. Der Kreis Biberach mit einer 7-Tage-Inzidenz von 693, der Ostalbkreis mit einer Inzidenz von 686 und der Schwarzwald-Baar-Kreis mit 600 haben daher Ausgangssperren für Ungeimpfte zwischen 21 und 5 Uhr verhängt. Zudem wird Ungeimpften der Zutritt zu verschiedenen Einrichtungen untersagt. Das gilt etwa für die Gastronomie, Beherbergungsbetriebe, den Einzelhandel - ausgenommen die Gundversorgung -, körpernahe Dienstleistungen und Sportstätten.

Appell an Ungeimpfte

Sven Hinterseh, Landrat des Schwarzwald-Baar-Kreises appelliert: "Ich bitte all diejenigen, die sich bisher noch nicht dazu durchringen konnten, sich impfen zu lassen, dies schnellstmöglich nachzuholen. Neben den Angeboten der mobilen Impfteams, die seit mehreren Wochen im Schwarzwald-Baar-Kreis in der Fläche öffentliche Impftermine anbieten sowie dem Impfangebot unserer Hausärzte, werden wir ein stationäres Impfangebot mit einem Impfstützpunkt im Schwarzwald-Baar-Center in Villingen-Schwenningen anbieten." Die Impfquote im Schwarzwald-Baar-Kreis liegt bei 60 Prozent. 

Alarmstufe II könnte schon am Mittwoch in Kraft treten

Zudem gilt seit heute - 24. November - die neue Alarmstufe II. Diese ist Teil der neuen Corona-Verordnung, die gleichzeitig in Kraft tritt. Erst letzte Woche Mittwoch war die Alarmstufe ausgerufen worden - bisher die höchste Corona-Gefahrenstufe des Landes. Da die Infektionszahlen jedoch weiterhin exponentiell ansteigen, plant das Land nun eine Alarmstufe II. Diese soll greifen, wenn an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mehr als 450 Corona-Patienten auf den Intensivstationen des Landes liegen. Bereits am Sonntag lag die Zahl. bei 457, am Montag waren es 489. In der Alarmstufe II werden verschiedene Veranstaltungen und Einrichtungen nur noch mit einem 2G plus-Nachweis besucht werden können. Das bedeutet: Nur Geimpfte und Genesene mit einem tagesaktuellen negativen Coronatest haben Zugang.

Welche Beschränkungen bedeutet die Alarmstufe II?

Die 2G plus-Regelung soll etwa für Weihnachtsmärkte, Konzerte, Bars, Clubs und körpernahe Dienstleistungen außer dem Frisörbesuch gelten. Für Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren gilt 2G plus nur in Bars und Clubs. Großveranstaltungen sind auf maximal 25.000 Besucher beschränkt. Die Hotspotregelungen greifen in der Alarmstufe II ab einer Inzidenz über 500. Diese haben bereits 21 von 44 baden-württembergischen Stadt- und Landkreisen erreicht. Die Alarmstufe II wird aufgehoben, wenn der Wert von 450 Corona-Patienten auf den Intensivstationen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen unterschritten wird. Die Hotspot-Regelungen beinhalten eine Ausgangssperre fr Ungeimpfte zwischen 21 und 5 Uhr und eine 2G-Regel im Einzelhandel - ausgenommen die Grundversorgung.

Land übernimmt die Kosten für Impfstützpunkte der Kommunen

Gleichzeitig ist die Impfnachfrage in Baden-Württemberg derzeit sehr hoch. Das könnte unter anderem daran liegen, dass der Impfstoff Biontech, der bei den Bürgern großes Vertrauen genießt, ab Ende des Monats rationiert werden soll. Um die Impfungen in Baden-Württemberg mit Hochdruck weiter voran zu bringen, startet das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration zusammen mit den Gemeinden, Städten und Landkreisen eine Impfoffensive. Flächendeckend im ganzen Land entstehen in Ergänzung zu den Impfangeboten in den Arztpraxen und bei den Betriebsärzten viele Impfstützpunkte. „Die Städte und Gemeinden können damit unverzüglich loslegen", sagt Gesundheitsminister Manne Lucha. "Wir haben ihnen zugesagt, dass das Land die Kosten wie beispielweise für das Personal, Räume und gegebenenfalls die Security übernimmt. Koordiniert wird der Aufbau der Impfstützpunkte vor Ort von den Landkreisen und kreisfreien Städten. Bis Mittwoch bekommen wir den Bedarf der Kommunen rückgemeldet. Es geht darum, dass wir jetzt alle gemeinsam schnelle, unbürokratische und niederschwellige Lösungen finden, die vor Ort unbürokratisch umgesetzt werden.“ 

Gemeindetag begrüßt Signal des Ministeriums und appelliert an Bürger

„Wir befinden uns aktuell mitten in der vierten Welle der Pandemie", sagt Gemeindetagspräsident Steffen Jäger. "Die Impfung ist derzeit der zentrale Baustein der Pandemiebekämpfung. In einem gewaltigen Kraftakt stemmen die etablierten Strukturen der Ärzteschaft mit nachhaltiger Unterstützung der Stadt- und Landkreise und kreisangehörigen Städte und Gemeinden die Erhöhung des Impftempos und zusätzlich wohnortnahe Impfangebote. Es war daher ein dringend notwendiges Signal des Landes, nun schnell und unbürokratisch Lösungen zu finden, um ein niedrigschwelliges Impfangebot zu den Menschen zu bringen. Die Städte und Gemeinden unterstützen hier mit ihrer Organisationskraft."

Auch Jäger richtet einen Appell an die Bürger: "Gleichzeitig muss es allerdings angesichts der aktuellen Corona-Lage für alle Bürger – egal ob geimpft oder ungeimpft – darum gehen, ihr Verhalten zu überprüfen und die Kontakte zu reduzieren. Denn obwohl wir zwischenzeitlich wissen, dass Geimpfte sich infizieren können, das Virus weitertragen und bei Vorerkrankungen auch schwer erkranken können, ist diese Wahrscheinlichkeit nach aktuell herrschender Meinung um ein Vielfaches geringer als bei Menschen ohne Impfschutz. Gleichzeitig heißt es aber auch für die Geimpften: Wachsam und Vernünftig bleiben.“

Impftermine in Arztpraxen haben sich mehr als verdoppelt

Land und Kommunen unterstützen mit der Impfoffensive die niedergelassene Ärzteschaft und die Betriebsärzte, die nach der Schließung der Impfzentren Ende September die Impfkampagne übernommen haben. Noch Anfang November haben die niedergelassenen Ärzte pro Woche 89.000 Menschen geimpft. Vergangene Woche waren es bereits mehr als 210.000 pro Woche, Tendenz steigend. „Wir wissen, dass die Zeit in den niedergelassenen Praxen momentan – mitten in der Erkältungswelle – sehr anstrengend ist", so Lucha. "Dennoch brauchen wir die Ärzte, denn nur mit ihnen gelingt es, schnell möglichst viele Menschen mit den Impfungen zu versorgen. Sie kennen ihre Patienten am besten und wollten schon Anfang des Jahres die Hauptverantwortung. Zum richtigen Zeitpunkt kommt der Impfaktionstag, den die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg für den kommenden Samstag ausgerufen hat. Einen solchen Impfaktionstag brauchen wir jetzt regelmäßig bei den niedergelassenen Ärzten.“ Alle Termine zu Impfangeboten können weiterhin über die Webseite der Informationskampagne #dranbleibenBW abgefragt werden.