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Wie Kißlegg seinen Schlosspark zur grünen Klimaanlage umbaut

Der Luftkurort Kißlegg im Allgäu zeigt, wie Klimaanpassung auch im denkmalgeschützten Bestand gelingt: Mit Fördermitteln aus dem Bundesprogramm zur Klimaanpassung gestaltet die Gemeinde ihren historischen Schlosspark naturnah und zukunftsfest um – inklusive Wasserreinigung im Kreislaufsystem, extensivem Stadtgrün und neuer Uferzonen.

Immer häufigere Hitzewellen, Starkregen, lange Trockenphasen – die Klimakrise trifft Städte und Gemeinden direkt. Mit dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ fördert der Bund seit 2020 gezielt kommunale Projekte, die zur Klimarobustheit beitragen. Rund 576 Millionen Euro wurden bislang bewilligt, über 300 Projekte gefördert. Ziel ist der Ausbau sogenannter „grün-blauer Infrastrukturen“ – also von Freiräumen, die Kühlung, Regenwasserspeicherung und Biodiversität fördern.

Besonders vorbildhafte Beispiele wurden nun in einer Publikation des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) vorgestellt. Mit dabei: die Gemeinde Kißlegg im Allgäu. Dort wird mit viel Fachverstand, Engagement und denkmalgerechter Sensibilität ein historischer Schlosspark umfassend ökologisch aufgewertet – ein Musterbeispiel für grüne Klimaanpassung im ländlichen Raum.

Ein Park wird zur Klimaschutz-Insel

Der Schlosspark Kißlegg, angelegt um 1800, ist ein Denkmal und Naturschutzgebiet zugleich – und fungiert im Alltag als zentrale grüne Lunge für die 9.400-Einwohner-Gemeinde. Er liegt direkt zwischen Bahnhof und Ortskern, grenzt an ein Seniorenwohnheim und dient der Bevölkerung als Treffpunkt, Veranstaltungsfläche und Rückzugsort. Gleichzeitig leistet er als Frischluftschneise und Schattenspender wertvolle Dienste für das Mikroklima in der Gemeinde.

Doch der Park stand unter Druck: Der Gehölzbestand war überaltert, Eschentriebsterben breitete sich aus. Die beiden Weiher waren verschlammt, durch übermäßigen Nährstoffeintrag eutrophiert, die natürliche Umwälzung und Belüftung des Wassers gestört. Zudem fehlte ein nachhaltiges Wassermanagement. Mit Hilfe des Bundesprogramms konnte Kißlegg ein ambitioniertes Maßnahmenpaket umsetzen.

Reinigung im Kreislauf – Wasser neu gedacht

Zentrales Element des Vorhabens ist ein intelligentes Wasserkonzept: Die beiden Weiher werden entschlammt, durch neue Ufervegetation gereinigt und durch ein neu konzipiertes Kreislaufsystem verbunden. Das Wasser wird künftig kontinuierlich umgewälzt, gereinigt – und überwiegend mit Regenwasser vom Schlossdach gespeist. Grundwasserzuflüsse entfallen weitgehend, um Ressourcen zu schonen. Pflanzen übernehmen die Filterfunktion, eine naturnahe Ufergestaltung stärkt die Biodiversität.

Ein hinzugezogener Gewässerökologe wirkte von Beginn an mit, ebenso wie das Gartendenkmalamt und die Naturschutzbehörden. Die technische und ökologische Expertise floss in ein belastbares, langfristig wartungsarmes System ein, das sowohl die Wasserqualität als auch die Aufenthaltsqualität im Park verbessert.

Stadtgrün mit System: Lebensräume für Mensch und Tier

Auch das umliegende Grün wurde umgestaltet: Künftig unterteilen sich die Flächen in Zonen mit unterschiedlicher Nutzung. Ränder werden extensiv gepflegt, blütenreich eingesät und nicht betreten – sie dienen als Rückzugsraum für Tiere und als Trittstein im Biotopverbund. Andere Flächen stehen weiterhin für Konzerte, Märkte oder Open-Air-Angebote zur Verfügung. Das Ufer an beiden Teichen wurde so gestaltet, dass es begehbar und erlebbar ist – inklusive Abkühlungsmöglichkeit bei Hitze.

Nach und nach ersetzt die Gemeinde kranke Altbäume durch klimaresiliente Arten – stets in Abstimmung mit den Denkmalschutzvorgaben. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf Ästhetik oder Ökologie, sondern auch auf langfristiger Pflegeleichtigkeit. Ziel ist ein robuster, lebendiger Park für die nächsten Generationen.

Förderung, die wirkt – auch im kleinen Maßstab

Kißlegg zeigt beispielhaft, wie auch kleinere Kommunen mit begrenzten Ressourcen ambitionierte Klimaanpassung betreiben können – wenn Fördermittel, Fachplanung und kommunales Engagement Hand in Hand gehen. Der Erfolg des Projekts beruht laut BBSR insbesondere auf drei Faktoren:

  • Hohem Engagement der Kommune

  • Frühzeitiger Einbindung wissenschaftlicher Expertise

  • Verzahnung von Klimaanpassung und ökologischen Konzepten

Das Projekt läuft noch bis Ende 2025, doch schon jetzt ist klar: Der aufgewertete Schlosspark ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch sozial – als grüner Treffpunkt, Kühlraum und Naturerlebnis mitten in der Gemeinde.