Wärmegipfel 2024: Neue Strategien und Kooperationen für eine klimaneutrale Zukunft
Zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Forschung und kommunalen Institutionen sind vergangene Woche in Stuttgart zusammen gekommen, um beim zweiten Wärmegipfel des Landes Baden-Württemberg den nächsten Schritt in Richtung einer klimaneutralen Wärmeversorgung zu gehen. Unter der Leitung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft steht das ehrgeizige Ziel, bis spätestens 2040 die Netto-Treibhausgasneutralität im Wärmesektor zu erreichen – fünf Jahre vor dem bundesweiten Ziel. Die diesjährige Abschlusserklärung, ein starkes Bekenntnis zur Wärmewende, betont die zentrale Rolle der Zusammenarbeit und den Ausbau alternativer Wärmequellen wie Umweltwärme, Biomasse und Abwärme.
„Die Wärmewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, erklärte Umweltministerin Thekla Walker. „Nur durch enge Kooperation zwischen Kommunen, Wirtschaft und Forschung können wir die Herausforderungen bewältigen und Baden-Württemberg fit für eine klimaneutrale Zukunft machen.“ Der Gipfel ermöglichte es den Beteiligten, neue Wege zur Umsetzung der Wärmewende zu diskutieren und erste Erfolgsschritte vorzustellen. Besonders hervorgehoben wurden der Ausbau von Wärmepumpen in ländlichen Regionen und die tiefe Geothermie als wichtige Schritte zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.
Weichenstellung durch innovative Projekte und neue Gesetze
Ein bedeutender Fortschritt wurde bereits erzielt: Seit 2023 wird die kommunale Wärmeplanung durch das Wärmeplanungsgesetz (WPG) weiter gestärkt. Bereits 80 Prozent der Bevölkerung Baden-Württembergs sind durch solche Wärmepläne abgedeckt. In rund 470 Gemeinden laufen aktuell freiwillige Projekte zur lokalen Wärmeplanung, die das Ziel haben, erneuerbare Wärmequellen in die kommunale Versorgung zu integrieren und den Aufbau treibhausgasneutraler Wärmenetze zu fördern. Das Umweltministerium betont, dass erneuerbare Wärmeprojekte und Wärmenetze künftig als „überragendes öffentliches Interesse“ eingestuft werden, was Planungsprozesse beschleunigen und den Ausbau der Projekte erleichtern soll.
Darüber hinaus beleuchten wissenschaftliche Analysen und Pilotprojekte unter Leitung des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) mögliche Wege, um den Gebäudebestand im Land nachhaltig zu sanieren. So soll die geplante Einführung von „Sanierungssprints“ besonders energieintensive Gebäude modernisieren und klimafreundlicher gestalten. Ein Rechtsgutachten zur Absicherung der tiefen Geothermie wird derzeit erarbeitet, um den Einsatz dieser vielversprechenden Technologie zu unterstützen. Die Landesregierung plant zudem, bis 2040 ein umfassendes Wärmekonzept zu erstellen, das als Basis für eine klimaneutrale Wärmeversorgung im Land dienen soll.
Fachkräftemangel und Ausbau von Wärmenetzen als Herausforderungen
Eine weitere Hürde für die Wärmewende ist der zunehmende Fachkräftemangel in der Energiebranche, insbesondere im Bereich der Fernwärme. Der Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) kündigte auf dem Wärmegipfel ein neues Projekt zur Sicherstellung der Fachkräfteversorgung an, um die anstehenden Ausbauprojekte erfolgreich umsetzen zu können. Dieser Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen der Wärmewende und erfordert gezielte Fördermaßnahmen und Ausbildungsprogramme.
Auch das Thema „klimaneutrale Wärmenetze“ wurde auf dem Gipfel intensiv diskutiert. Im Rahmen des „Arbeitskreises Klimaneutrale Wärmenetze“, einer Initiative des ifeu, werden derzeit Maßnahmen entwickelt, um die kommunalen Wärmenetze auf erneuerbare Energiequellen umzustellen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der tiefen Geothermie, die in Baden-Württemberg besonders vielversprechend ist. Bereits im dritten Quartal 2024 soll eine Auswertung der bisherigen Wärmepläne vorliegen, die als Grundlage für die nächste Arbeitsphase des Wärmegipfels dienen wird.
Mit der Zielsetzung, bis 2040 klimaneutral zu heizen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen stark zu reduzieren, setzt der Wärmegipfel in Baden-Württemberg ein klares Zeichen für die Energiewende im Wärmesektor. Die Zusammenarbeit der Beteiligten zeigt, dass eine klimaneutrale Zukunft erreichbar ist, wenn Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gemeinsam an einem Strang ziehen.