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Viele Kommunen noch ohne öffentliche Ladesäulen

Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch. Voraussetzung dafür ist eine öffentliche, flächendeckende Ladeinfrastruktur. Doch neueste Zahlen sind ernüchternd: Demnach gibt es in mehr als der Hälfte der Kommunen in Deutschland keine einzige öffentlich zugängliche Ladesäule. In Baden-Württemberg ist die Situation etwas besser, entspricht aber nicht den anspruchsvollen Zielen des Verkehrsministeriums. In Künzelsau will man unterdessen herausfinden, welche Auswirkungen das Aufladen der E-Fahrzeuge auf das Stromnetz hat.

Elektromobilität ist eines der Lieblingsthemen von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Um die Lade-Infrastruktur ist es im Südwesten allerdings nicht besonders gut bestellt. Das geht aus der Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage von Linken-Politiker Dietmar Bartsch im Bundestag hervor. Dieser wollte wissen, wie viele öffentlich zugängliche Ladesäulen es in Deutschland aufgeschlüsselt nach Bundesländern gibt, und wie viele Kommunen über gar keine Ladesäulen verfügen.

Mehr als die Hälfte der deutschen Kommunen ohne Ladesäulen

Das Ergebnis: In mehr als der Hälfte der Gemeinden in Deutschland gibt es keine öffentlich zugängliche Ladesäulen für Elektroautos. Besonders wenige Kommunen können in Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mit dem Angebot der "Batterie-Tankstellen" aufwarten. Selbst in Bayern, das insgesamt über viele Ladesäulen verfügt, haben viele Kommunen keine einzige im Angebot. 

Baden-Württemberg: Lage bei Ladesäulen defizitär

Und Baden-Württemberg? Aus der Statistik des Wirtschaftsministerium geht hervor, dass mehr als zwei Drittel der 1.101 Kommunen im Land ihren Bürgern ein solches Angebot machen können. Andersherum formuliert: In 306 Städten und Gemeinden gibt es noch kein Angebot. Noch mehr Sorgen muss allerdings der Blick auf die absoluten Zahlen werfen.

Öffentliche Ladesäule-Infrastruktur braucht dringend einen Booster

Nur 268 öffentlich zugängliche Ladeeinrichtungen gibt es demnach im ganzen Land, dazu 525 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Das Nachbarland Bayern im Vergleich: 2.817 Ladeeinrichtungen, 5.387 Ladepunkte. Gut in der Fläche ausgestattet ist den Daten nach Nordrhein-Westfalen: Hier haben nur acht von insgesamt 396 Orten keine Lademöglichkeit. 

EnBW-Chef: Brauchen schnellere Genehmigungsverfahren

Der Chef des Energieversorgers Energie Baden-Württemberg (EnBW), Frank Mastiaux, hatte unlängst die Dauer der Genehmigungsverfahren bei Ladesäulen als zu lang kritisiert. In Förderverfahren dauere es bis zu zwei Jahre bis zur Mittelfreigabe, sagte Mastiaux in der vergangenen Woche. Er begrüßte die von der neuen Bundesregierung geplante Halbierung der Verfahrensdauer bei Infrastrukturvorhaben.

Projekt in Künzelsau untersucht Zusammenhang von Ladung und Netz

Fakt ist, dass in den kommenden Jahren die Anzahl der Ladesäulen in den Kommunen steigen muss und steigen wird. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist, wie sich der dadurch steigende Strombedarf auf die Netze auswirken wird. Diese Frage untersucht der Stromversorger Netze BW seit November in einem Projekt in Künzelsau genauer. Dort wird die Hundertwasserstraße zu einem Reallabor der Mobilität.

Acht Haushalte erhalten E-Autos und Ladeboxen

"Ziel des Projekts ist das Erproben und Weiterentwickeln einer netzdienlichen Steuerung von Ladeeinrichtungen, um Netzengpässe zu vermeiden. Die Hundertwasserstraße in Künzelsau wird nun Teil dieser Untersuchungsreihe: In den kommenden sechs Monaten unterziehen dort acht Haushalte – alle an einem gemeinsamen Stromkreis angeschlossen – das örtliche Stromnetz einem Alltagstest", schreibt die Stadt in einer Stellungnahme. Konkret sollten die Auswirkungen der Elektromobilität im realen Netzbetrieb getestet werden. Der Stromversorger stellt dafür jedem der teilnehmenden Haushalte für die Dauer des Projekts kostenlos ein E-Fahrzeug und eine 11 kW-Ladebox zur Verfügung.