© Adobe Stock

Südwest-Kommunen Vorreiter bei Wärmeplanung

Die kommunale Wärmeplanung kommt in Deutschland voran – mit erheblichen Unterschieden zwischen den Bundesländern. Besonders weit ist Baden-Württemberg. Was dahinter steckt und warum andere Länder aufholen müssen.

Baden-Württemberg nimmt bei der kommunalen Wärmeplanung eine Vorreiterrolle ein. Nach aktuellen Daten des Kompetenzzentrums Wärmewende (KWW) haben hier bereits 13 Prozent der Kommunen einen Wärmeplan abgeschlossen. Das entspricht 148 von bundesweit 160 abgeschlossenen Plänen. Damit liegt Baden-Württemberg deutlich vor anderen Bundesländern. Grund für diesen Vorsprung sind die ehrgeizigen Landesgesetze, konkret das Klimaschutz- und Klimaanpassungsgesetz. Es hatte die Stadtkreise und Großen Kreisstädte dazu verpflichtet, den Regierungspräsidien bereits bis 31. Dezember 2023 einen Wärmeplan vorzulegen. Der Bund zog 2024 mit dem Wärmeplanungsgesetz (WPG) nach, das deutlich großzügigere Fristen vorsah. Allerdings werden Wärmepläne, die nach Landesrecht erstellt wurden, in ihrer Wirksamkeit nicht von dem Bundesgesetz berührt.

Baden-Württembergs Zahlen im Detail 

Baden-Württembergs Fortschritt bei der kommunalen Wärmeplanung zeigt sich nicht nur in der hohen Zahl abgeschlossener Pläne, sondern auch im Fortschritt der laufenden Projekte. Von den 1.101 Kommunen des Landes befinden sich 201 (18 Prozent) aktuell in der Planung. Damit gehört Baden-Württemberg auch hier zu den Spitzenreitern. Allerdings bleibt der Status bei 752 Kommunen (68 Prozent) noch unbekannt, was verdeutlicht, dass selbst das Vorzeigeland bei der Datenerfassung vor Herausforderungen steht.

Interessant ist auch die Verteilung der Verantwortlichkeiten: Vor allem die größeren Kommunen, darunter 44 Kreise und kreisfreie Städte, sind für die bisherigen Fortschritte verantwortlich. Die Vielzahl der kleineren Gemeinden hat hingegen oft weder die personellen noch die finanziellen Ressourcen, um die Planungen selbstständig voranzutreiben. Hier springt das Land mit gezielter Unterstützung ein, etwa durch Beratung und Fördermittel.

Große Diskrepanz zwischen den Ländern 

Die kommunale Wärmeplanung ist ein zentraler Baustein der deutschen Klimapolitik. Sie soll Investitionssicherheit für Gebäudeeigentümer und Unternehmen schaffen sowie eine effiziente Energienutzung fördern. Bundesweit haben mittlerweile 34 Prozent der Kommunen mit der Wärmeplanung begonnen, was 3.652 von insgesamt 10.754 Kommunen entspricht. Besonders aktiv sind Kommunen in Nordrhein-Westfalen (72 Prozent), Rheinland-Pfalz (52 Prozent) und Niedersachsen (47 Prozent).

Allerdings gibt es deutliche Unterschiede: In Bayern und Sachsen haben erst 18 Prozent der Kommunen begonnen, in Thüringen nur 11 Prozent. Die Zahlen machen deutlich, dass in einigen Regionen noch erheblicher Nachholbedarf besteht. Diese Diskrepanz wird durch unterschiedliche gesetzliche Rahmenbedingungen erklärt. Beispielsweise fehlen in Sachsen-Anhalt verbindliche Vorgaben, was die Datenerhebung und Planung deutlich komplizierter macht. Hier haben bisher nur 43 Prozent der Kommunen den Planungsprozess begonnen, und kein einziger Plan ist abgeschlossen.

Baden-Württembergs Anteil am Gesamtfortschritt

Von den bundesweit 160 Kommunen mit abgeschlossenen Wärmeplänen entfallen beeindruckende 148 auf Baden-Württemberg. Dies entspricht 92,5 Prozent aller abgeschlossenen Pläne in Deutschland. Im Vergleich dazu haben Bundesländer wie Bayern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt keinen einzigen abgeschlossenen Wärmeplan. Nordrhein-Westfalen hat trotz einer hohen Quote begonnener Planungen (72 Prozent) nur drei abgeschlossene Wärmepläne vorzuweisen. Die Unterschiede in der Geschwindigkeit und dem Fortschritt der Wärmeplanung spiegeln somit die unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben und Prioritäten wider.

Datenlage mit großer Dunkelziffer 

Die Zahlen des KWW beruhen auf einer Mischung aus verschiedenen Quellen: Öffentliche Ausschreibungen, Medienberichte, eigene Befragungen und Beratungsanfragen. Allerdings liegt für viele Kommunen gar keine Rückmeldung vor, weshalb von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen wird. Insbesondere die 6.942 Kommunen, bei denen der Stand der Wärmeplanung unbekannt ist, werfen Fragen auf. Die Daten sind also insgesamt mit Vorsicht zu genießen. Einen soliden Eindruck von der Dynamik in den Ländern geben sie dennoch.

Besonders die großen Kommunen sollen eine Vorbildfunktion einnehmen. Bis Mitte 2026 müssen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern laut WPG ihre Wärmepläne vorlegen. Kleinere Kommunen haben bis 2028 Zeit. Baden-Württemberg zeigt, wie ambitionierte Landesgesetze die Wärmeplanung vorantreiben können. Doch der bundesweite Erfolg hängt davon ab, dass auch andere Bundesländer klare Regelungen schaffen und ihre Kommunen unterstützen. Nur so kann die kommunale Wärmeplanung ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Es bleibt eine zentrale Aufgabe, alle Kommunen einzubinden und auch dort Fortschritte zu erzielen, wo der Start bislang schwierig war.