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Studie: KI kann 82 Prozent der Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst entlasten

Der Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz (KI) könnte den öffentlichen Dienst in Deutschland revolutionieren. Laut einer Untersuchung der IW Consult im Auftrag von Google könnten bis zu 82 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Sektor von KI profitieren, indem sie Routineaufgaben übernimmt. Intensiv genutzt wird die Technologie von den Behörden bislang aber nicht.

Der Einsatz generativer KI bietet der Verwaltung ein enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Laut einer aktuellen Untersuchung des unabhänigen Forschungsinstituts IW Consult, einer Tochtergesellschaft des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), im Auftrag des Suchmaschinenbetreibers Google könnten 82 Prozent der Mitarbeitenden in der öffentlichen Verwaltung durch KI entlastet werden. Im Vergleich dazu liegen die entsprechenden Zahlen im Handel bei 61 Prozent und im verarbeitenden Gewerbe bei 59 Prozent. Wichtig: Bei den Zahlen handelt es sich um Schätzungen. Die Forschenden gehen in ihrem Szenario davon aus, dass mindestens die Hälfte aller Institutionen des öffentlichen Sektors generative KI über einen Zeitraum von zehn Jahren produktiv nutzen.

Insgesamt könnte die Produktivität der Verwaltung um bis zu 1,7 Prozent pro Jahr steigen, was zu einer zusätzlichen Wertschöpfung von 23,9 Milliarden Euro führen würde. Anträge für Bauvorhaben oder Sozialleistungen könnten den Autorinnen und Autoren der Studie zufolge zum Beispiel durch KI-basierte Systeme automatisiert eingereicht und geprüft werden, ohne dass ein menschliches Eingreifen bei jedem einzelnen Schritt notwendig ist. 

Das geschätzte Potenzial resultiert aus Zeit, die zur Ausübung bisheriger Dienstleistungen gespart wird. Um die Wertschöpfungspotenziale zu erzielen, ist es eine Voraussetzung, dass diese Zeit für andere, produktivere Tätigkeiten eingesetzt wird, zum Beispiel für das Angebot weiterer Dienstleistungen oder die zielgerichtete Unterstützung von Bürger:innen und Unternehmen bei komplexen Vorhaben. Die Forschenden gehen davon aus, dass durch KI zahlreiche Routineaufgaben, wie das Ausfüllen von Anträgen, die Analyse von Umweltdaten oder die Beantwortung von Bürgeranfragen, automatisiert werden.

Mehr als Effizienz: KI als Demokratieverstärker

Neben der reinen Effizienzsteigerung bietet der Einsatz von KI auch eine Chance, das Vertrauen der Bürgerinnen in den Staat zu stärken. Wie Professor Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, betont: „Online-Verwaltungsdienste sparen Zeit und Ressourcen, beschleunigen Genehmigungsverfahren und minimieren Routinetätigkeiten in der Verwaltung. Insgesamt kann durch solche Angebote das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit und Kompetenz des Staates wiederhergestellt werden.“

Mit anderen Worten: Durch den Einsatz digitaler Technologien wie KI könnte die Verwaltung nicht nur effektiver arbeiten, sondern auch ihre Beziehung zu den Bürgerinnen verbessern. Bürgerinnen, die eine schnelle und transparente Bearbeitung ihrer Anliegen erleben, entwickeln ein größeres Vertrauen in die Behörden und fühlen sich besser betreut. Gleichzeitig könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung von repetitiven Tätigkeiten entlastet werden und sich stattdessen auf komplexere Aufgaben konzentrieren, die menschliche Fähigkeiten wie Beratung und Problemlösung erfordern.

Der Fachkräftemangel als Treiber für den Einsatz von KI

Ein zentrales Problem, das die Einführung von KI im öffentlichen Sektor noch dringlicher macht, ist der zunehmende Fachkräftemangel. Bis 2030 könnten laut der Studie rund 840.000 Fachkräfte im öffentlichen Dienst fehlen – darunter allein 140.000 IT-Fachkräfte. Der Einsatz von KI könnte dabei helfen, diese Lücke zu schließen, indem Routineaufgaben automatisiert und die verbleibenden Mitarbeitenden entlastet werden.

Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist es entscheidend, dass Verwaltungsprozesse effizienter werden. So könnten Mitarbeitende, die sich bisher mit der Bearbeitung von Formularen und Anträgen beschäftigten, stattdessen anspruchsvollere Aufgaben übernehmen. KI kann als wertvolle Unterstützung dienen, indem sie administrative Tätigkeiten übernimmt und den Mitarbeitenden so mehr Raum für Aufgaben lässt, die menschliche Interaktion und Expertise erfordern – wie etwa die individuelle Beratung von Bürger*innen oder die strategische Planung.

Großes Potenzial, aber langsame Umsetzung

Trotz des großen Potenzials, das der Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung bietet, hinkt der öffentliche Sektor im Vergleich zur Privatwirtschaft hinterher. Der Anteil der Beschäftigten in der Verwaltung, die regelmäßig KI-Technologien nutzen, liegt je nach Tätigkeitsfeld bis zu 18 Prozentpunkte niedriger als in der Privatwirtschaft. Dies spiegelt sich auch im internationalen Vergleich wider: Beim europäischen eGovernment-Index belegt Deutschland derzeit nur den 20. Platz.

Eine der größten Hürden bleibt die Digitalisierung der deutschen Verwaltung insgesamt. Der langsame Fortschritt in diesem Bereich stellt eine Herausforderung dar, die es zu überwinden gilt, um das volle Potenzial von KI auszuschöpfen. Die Studie zeigt jedoch, dass die Zukunft des öffentlichen Sektors darin liegt, KI-Technologie erfolgreich zu implementieren. 

Weitere Informationen zur Studie gibt es hier