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Stadt Biberach stellt eigenes Impfzentrum auf die Beine

Eine bundesweite 7-Tage-Inzidenz von über 200 - das hat es seit Beginn der Pandemie noch nicht gegeben. Am Montag vermeldete das Robert-Koch-Institut (RKI) erstmals diesen traurigen Rekordwert. Er liegt bei 201,1. In Baden-Württemberg ist das bild noch düsterer, hier liegt die Inzidenz sogar bei 224,8. Während seit einigen Tagen öffentlich über die Wiedereröffnung der vielerorts geschlossenen Kreisimpfzentren diskutiert wird, zeigen Kommunen wie Biberach Eigeninitiative und eröffnen eigene Impfzentren.

Zuletzt hatte die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Biberach laut RKI 444,5 betragen und war somit die höchste in ganz Baden-Württemberg. Die Einrichtung des Impfzentrums, das die Stadt zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) betreibt, kann daher auch als Reaktion auf diese Zahl verstanden werden. Die Stadt meldete am Montag einen großen Andrang auf die neue Einrichtung.

Andrang wesentlich größer als erwartet, bereits 200 Impfungen am Samstag

Angaben der Stadt Biberach zufolge nahmen bereits am Samstag mehr als 200 Bürger das Angebot in Anspruch. Zunächst hatte die Stadt Impftermine im Rathaus angeboten, dann aber schnell gemerkt, dass die Nachfrage so groß ist, dass man andere Räumlichkeiten benötigen werde. Schließlich entschied sich die Stadt dazu, in die Stadthalle auszuweichen.

Jens Spahn hatte Debatte über Reaktivierung der Zentren entfacht

Impfzentren sind eigentlich Sache der Landkreise. Im Zuge der ansteigenden Inzidenzzahlen wird seit einigen Wochen darüber diskutiert, ob man die vielerorts bereits geschlossenen Kreisimpfzentren wieder öffnen könne. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte die Länder aufgefordert, ihre Impfzentren wieder "hochzufahren", hatte mit seiner Forderung aber viel Kritik geerntet. Auch der Gemeindetag hält nichts von dem Vorstoß.

Gemeindetagspräsident Jäger: Reaktivierung von Impfzentren nicht die richtige Antwort

„Ich halte eine Reaktivierung der Impfzentren nicht für die richtige Antwort. Denn solange es nur eine klare Empfehlung der Stiko für ältere Menschen gibt, werden Impfzentren ihre Wirkung verfehlen. Sie sind für diese Gruppe nicht ideal, weil zum Beispiel die Anfahrtswege zu weit sein können. Da käme eher eine Ausweitung der mobilen Impfteams in Frage. Wir müssen die Impfung zu den Menschen bringen und nicht die Menschen zur Impfung", so Jäger.

OB Norbert Zeidler: Sehen uns als Stadt in moralischer Verantwortung

Die Impfungen sind zum 1. Oktober in die Regelversorgung der Ärzteschaft übergegangen oder werden von mobilen Impfteams unterstützt. So auch im Landkreis Biberach, wo das Kreisimpfzentrum in Ummendorf am 30. September geschlossen wurde. Biberachs Oberbürgermeister Norbert Zeidler sagte in einer offiziellen Stellungnahme, man sei als Stadt zwar eigentlich nicht zuständig für das Thema Impfen. "Aber ich halte es in Zeiten wie diesen für äußerst unangebracht, sich hinter fehlenden Zuständigkeiten zu verschanzen", so Zeidler weiter. Man benötige ein verlässliches Impfangebot für die Bevölkerung.

Gemeindetag: Jedes niederschwellige Angebot ist gut

Nur so könne man der Pandemie langfristig die Stirn bieten. „Als Stadt sehen wir uns hier auch in der moralischen Verantwortung, zu helfen wo wir können“, so der Oberbürgermeister weiter. Dies gelte insbesondere auch mit Blick auf den rasanten Anstieg der Inzidenzen im Landkreis.Der Gemeindetag begrüßt das Vorgehen in Biberach. Grundsätzlich sei jede Aktion gut, die dazu beitrage, den Bürgern ein niederschwelliges Impfangebot zu unterbreiten und so die bestehenden Angebote zu ergänzen, so Steffen Jäger. Biberach sei dafür ein Beispiel. 

DRK-Geschäftsführer: Impfzentrum bietet "ideale und dringend notwendige Ergänzung"

Michael Mutschler, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Biberach, sieht das ähnlich: „Nachdem die Nachfrage nach Corona-Impfungen in den letzten Wochen rasant gestiegen ist und unsere mobilen Aktionen beinahe überrannt wurden, war für uns schnell klar: Wir brauchen wieder ein regelmäßiges und verlässliches Impfangebot in der Region", so Mutschler. Das Impfzentrum biete eine "ideale und dringend notwendige Ergänzung zu unsere mobilen Impfaktionen und zu den Impfangeboten der Hausärzte", sagte er.