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So unterschiedlich bewerten Menschen in Stadt und Land die großen Themen der Zukunft

Die Pandemie hat vieles durcheinandergewirbelt. Die Wahrnehmung des Ländlichen Raums zum Beispiel. Viele haben "das Land" wiederentdeckt, als Urlaubs- und Ausflugsziel, aber auch als Wohnort. Eine Studie ist nun der Frage nachgegangen, wie Stadt- und Landbewohner bestimmte Zukunftsthemen wahrnehmen und welche Vorstellungen sie von der Lebens- und Arbeitswelt der Zukunft haben. Hier sind die Ergebnisse.

Wir leben in widersprüchlichen Zeiten: Einerseits zieht es weiterhin viele Menschen zum Leben und Arbeiten in die urbanen Zentren, ein Trend, der weltweit zu beobachten und auch in Deutschland ungebrochen ist. Andererseits erlebt der Ländliche Raum seit eineinhalb Jahren ein Revival. Zum einen, weil die Pandemie Fernreisen lange Zeit unmöglich gemacht hat und die Deutschen entdeckt haben, wie schön der Urlaub im eigenen Land sein kann. Zum anderen, weil sich durch die Digitalisierung gezeigt hat, dass die physische Präsenz am Arbeitsort oft nicht nötig ist und es möglich ist, im Home-Office im Haus auf der Schwäbischen Alb ganz regulär für Unternehmen aus Stuttgart, Karlsruhe, Berlin oder New York zu arbeiten.

Wie wollen Menschen in der Stadt und auf dem Land in Zukunft leben und arbeiten?

Die Karten mischen sich also neu, und die Frage danach, wie und wo die Menschen leben wollen, ist spannender denn je. Genau dieser Frage ist ein Gemeinschaftsprojekt von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, vom Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und vom Bayerischen Rundfunk (BR) als Medienpartner nachgegangen. Die Autoren der Studie "Stadt.Land.Chancen" wollten unter anderem wissen, welche Wünsche Menschen an das zukünftige Leben in urbanen und ländlichen Räumen haben, wie so wohnen wollen, wie sich ernähren, wie arbeiten.

Stadt- und Landbewohner nehmen viele Themen anders wahr

Die wichigsten Erkenntnisse:

  • Menschen in ländlichen Regionen bewerten mögliche zukünftige Veränderungen anders als Menschen in den Städten: So machen sich auf dem Land 81,6 Prozent der Befragten Sorgen, dass die gesundheitliche Infrastruktur in der Umgebung schlechter wird, während dies in den Städten nur knapp zweit Drittel (66,2 Prozent) umtreibt.
  • Größer ist auf dem Land auch die Befürchtung, dass man neue Mobilitätsangebote nicht nutzen kann: 76,1 Prozent hegen diese Bedenken auf dem Land, 60,6 Prozent in der Stadt.
  • Ähnlich verhält es sich mit der Sorge um ein sinkendes Kulturangebot: 72,9 Prozent der Befragten haben Bedenken, dass sie mittelfristig nicht mehr oder seltener Konzerte oder Theateraufführungen besuchen oder ins Kino gehen können.
  • Unabhänig vom Wohnort erwarten alle Befragten Versorgungsprobleme in den Bereichen Gesundheit, Mobilität und Kultur.
  • Sowohl Stadt- als auch Landbewohner wünschen sich mehr Transparenz in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit: 97,5 Prozent der Stadtbewohner und 96,3 Prozent der Landbewohner sagen demnach, dass sie beim Einkauf auf einen Blick erkennen wollen, welche Auswirkungen ein bestimmtes Produkt auf die Umwelt hat.
  • Sehr wichtig ist den Menschen auch - unabhängig von ihrem Wohnort - dass Lebensmittel im Supermarkt aus der Region kommen (94,2 Prozent auf dem Land, 95,7 Prozent in der Stadt)
  • Hohe Werte erzielte auch die Frage nach grüner Mobilität: So hoffen neun von zehn Befragten (Stadt 92,2 Prozent, Land 87,7 Prozent), zukünftig vor allem mit grüner Energie unterwegs sein zu können.

Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie: Eine große Mehrheit der Befragten, ob Stadt- oder Landbewohner, wollen ihre Zukunft aktiv mitgestalten. So sagten 82,7 Prozent der Stadt- und 86,9 Prozent der Landbewohner, sie hätten Interesse daran, die Entwicklung ihrer Wohnumgebung aktiv mitzugestalten, beispielsweise in Vereinen oder Bürgerbeteiligungsverfahren. 

Hier geht es zur Studie.