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So bereiten sich Kommunen auf Extremwetterereignisse vor

Welche Maßnahmen ergreifen Städte und Gemeinden gegen die zunehmenden Extremwetterereignisse? die:gemeinde-Aktuell hat sich in Mühlheim an der Donau und Bietigheim-Bissingen umgehört. Es zeigt sich: Die Kommunen arbeiten mit Hochdruck daran, die Auswirkungen des Klimawandels in ihre Planungen mit einzubeziehen.

„Wir sind in Bezug auf Hitzeauswirkungen durch unsere geographische Lage im Übergangsbereich zwischen Donautal und der Schwäbischen Alb gegenüber anderen Regionen wie zum Beispiel in der Rheinebene bevorteilt“, sagt Jörg Kaltenbach, Bürgermeister von Mühlheim an der Donau. „Zudem haben wir als kleine Stadt im ländlichen Raum mit einer relativ geringen Besiedlungsdichte auch gute Voraussetzungen für so genannte Frischluftschneisen“, so Kaltenbach.

Dennoch seien die Auswirkungen von längeren und kräftigeren Hitzeperioden spürbar und bedürften zumindest mittelfristig einer ganzheitlichen Konzeption. In Bezug auf Starkregenereignisse habe die Stadt deshalb eine Studie zum Starkregenrisikomanagement beauftragt. „Die Ergebnisse liegen im Frühjahr kommenden Jahres vor. Wir werden hier mit 70 Prozent Förderung vom Land stark unterstützt“, erklärt Kaltenbach.

Mühlheim an der Donau legt Schwerpunkt auf Starkregenereignisse

Einen Hitzeaktionsplan gibt es in Mühlheim noch nicht. „Unsere Priorität liegt zunächst auf die Vorbereitung auf mögliche Starkregenereignisse. In der zweiten Stufe werden wir uns mit dem Thema Hitzeaktionsplan beschäftigen. Wir hoffen, dass hier seitens des Landes konkrete Arbeitshilfen und entsprechende Förderprogramme entwickelt werden. Derzeit ist dies sehr vage“, sagt Kaltenbach.

Konkrete Maßnahmen ergreift die Stadt derzeit nicht. Aktuell sei die Betroffenheit noch nicht groß genug. „Wichtig ist, dass bei jeglichen städtebaulichen Verfahren der Klimaschutz sowie die zunehmende Hitzeproblematik in maßgeblicher Form mit abgearbeitet werden. Zudem haben wir einen höheren Anteil an Grünflächen in unseren Bebauungsplänen vorgesehen und an mehreren Stellen in unserem Wald großflächige Aufforstungen vorgenommen“, sagt Kaltenbach.

Fernwärmenetz, Solarpark und Aufrüstung der Verbandskläranlage

Es gibt zudem mittel- und langfristige Projekte in Mühlheim, die im direkten Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. „Wir haben bereits seit über zehn Jahren ein sieben Kilometer langes Fernwärmenetz aufgebaut und sind gerade in der Entwicklung eines zehn Hektar großen Solarparks“, erklärt Jörg Kaltenbach. Zudem werde man in den kommenden Jahren stufenweise alle geeigneten städtischen Gebäude mit großflächigen Photovoltaikanlagen bestücken.

„Wir haben dieser Tage zusammen mit anderen kleineren Kommunen einen positiven Förderbescheid vom Land für eine kommunale Wärmeplanung erhalten und steigen im Herbst mit einer Klausurtagung des Gemeinde- und Ortschaftsrates zusammen mit unserer Energieagentur in die Erarbeitung eines umfassenden Klimaschutzkonzeptes ein.

Im Bereich der Wasserversorgung haben wir vor wenigen Jahren über drei Millionen Euro investiert, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen und den Wasserverbrauch zu minimieren. Zudem arbeiten wir an einer Planung für die vierte Reinigungsstufe unserer Verbandskläranlage, um zukünftig auch Spurenstoffe wie Medikamentenrückstände noch besser vor einer Einleitung in die Donau herauszufiltern“, erklärt der Bürgermeister.  

Bietigheim-Bissingen lässt Bauleitplanung von Klimagutachter begleiten

„Die Stadt Bietigheim-Bissingen setzt in der Stadtentwicklung bereits seit Jahrzehnten auf die Freihaltung von Frischluft- und Kaltluftschneisen, zur Versorgung innerstädtischer Flächen mit Frischluft sowie zur Kühlung. Im Rahmen der Bauleitplanung werden geplante Entwicklungen an klimatisch kritischen Stellen zudem von einem Klimagutachter begleitet“, sagt Anette Hochmuth, Pressesprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen.

Konkrete Planungsmaßnahmen ergreift die Stadt dadurch, dass sie die Baumauswahl für öffentliche Grün- und Verkehrsgrünflächen und in Bebauungsplänen anpasst. Dabei setzt man auf besonders hitzeresiliente Arten. Zudem hat die Stadt bereits eine Starkregenuntersuchung durchführen lassen. „Aktuell erfolgt die Priorisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen“, sagt Hochmuth.

Wie Mühlheim hat auch Bietigheim noch keinen Hitzeaktionsplan. „Aktuell ist auch kein solcher Plan in Vorbereitung. Soweit es keine landkreisübergreifende Initiative geben wird, wird die Stadt voraussichtlich in den kommenden Jahren einen Hitzeaktionsplan erarbeiten. Hierfür ist zusätzliches Personal im Bereich Klimafolgenanpassung notwendig“, erklärt Anette Hochmuth. Auch ohne Hitzeaktionsplan ergreift die Stadt Maßnahmen. Erst in diesem Jahr hat die Verwaltung mehrere öffentlich zugängliche Trinkwasserspender in der Stadt aufgestellt.

Bietigheims will Schwammstadtkonzept erarbeiten 

Zur Stärkung ihrer blauen und grünen Infrastruktur führt Bietigheim-Bissingen außerdem folgende Maßnahmen durch:

  • Die Stadt investiert in die Unterhaltung und Pflege bestehender Grünflächen.
  • Im Zuge der geplanten Umgestaltung des Mettertals (Rückbau von Ufermauern, Entsiegelung von Asphaltflächen, Baumpflanzungen) werden in direkter Nähe zur Innenstadt neue Grünflächen geschaffen oder bestehende aufgewertet.
  • Ab kommendem Jahr soll auf Initiative einer Gemeinderatsfraktion ein Schwammstadtkonzept erarbeitet werden.
  • Im Rahmen der Bauleitplanung werden bei Neubauvorhaben bereits verschiedene Maßnahmen zur Regenwasserrückhaltung ergriffen (wie zum Beispiel Zisternen, Regenüberlaufbecken, Dachbegrünung, wasserdurchlässige Beläge).

Anette Hochmuth ergänzt: „Darüber hinaus hat Bietigheim-Bissingen seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt in der Gestaltung und Erhaltung grüner Innenbereiche und der umgebenden Landschaft gelegt. Wir haben im Jahr 1989 eine Landesgartenschau durchgeführt und die dafür geschaffenen Anlagen bis heute mit hohem Aufwand erhalten und gepflegt. Zusätzlich gibt es seit Jahrzehnten ein umfangreiches Landschaftspflegeprogramm, welches unsere typischen Streuobstwiesen und andere Landschaftsformen erhält und erweitert. Mit hohem Aufwand werden stets weitere Trittsteine in der Natur für den Erhalt von Fauna und Flora geschaffen oder gesichert.