Wie hier in Offenburg kann Abwärme eine mögliche Wärmequelle für Wärmenetze sein.
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Neue Abwärmebörse unterstützt Wärmeplanung in Kommunen

Jährlich verpuffen in Deutschland rund 125 Milliarden Kilowattstunden Abwärme ungenutzt – in erster Linie aus Industrie- und Gewerbebetrieben. Theoretisch ist das genug, um Millionen Haushalte zu beheizen. Eine neue Abwärmebörse der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) im Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) soll nun helfen, dieses Potenzial sichtbar zu machen und für die Wärmeversorgung nutzbar zu machen. Besonders Kommunen sollen davon profitieren: Sie können die Daten der Plattform in ihre kommunale Wärmeplanung einbinden und so effizientere, klimafreundliche Wärmenetze entwickeln.

Besonders energieintensive Unternehmen aus Branchen wie Stahl- und Metallverarbeitung, Chemieindustrie, Glasproduktion, Lebensmittelherstellung oder große Rechenzentren erzeugen erhebliche Mengen an Abwärme.

Börse soll Abwärme sichtbar machen

Ein Teil dieser Wärme kann innerhalb der Betriebe wiederverwendet werden, beispielsweise für Produktionsprozesse oder Heizsysteme. Doch oft fällt mehr Abwärme an, als innerbetrieblich genutzt werden kann. Diese überschüssige Wärme verpufft derzeit ungenutzt in die Umwelt – obwohl sie in kommunalen Wärmenetzen oder zur Beheizung von Gebäuden genutzt werden könnte.

Eine neue Abwärmebörse soll hier ansetzen: Sie macht sichtbar, wo Unternehmen Abwärme erzeugen, und erleichtert es Kommunen und Stadtwerken, diese für ihre Wärmeplanung einzuplanen. Seit dem 1. Januar 2025 sind Unternehmen mit einem hohen Energieverbrauch verpflichtet, ihre Abwärmedaten der „Plattform für Abwärme“ des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu melden.

Großes Abwärmepotenzial in Baden-Württemberg

Allein in Baden-Württemberg beträgt das Potenzial industrieller Abwärme bis zu 9,3 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr – genug, um bis zu 740.000 Haushalte mit Raumwärme und Warmwasser zu versorgen. Auch bundesweit bietet die Abwärmenutzung große Chancen: Ein Teil der überschüssigen Wärme kann in Wärmenetze eingespeist und fossile Brennstoffe ersetzen. Unternehmen könnten dabei sogar profitieren, indem sie nicht selbst nutzbare Wärme verkaufen und gleichzeitig ihre Kühlkosten senken.

Für Nutzung der Abwärme sind viele Faktoren entscheidend

Ob überschüssige Abwärme eines Betriebs extern genutzt werden kann, hängt jedoch von einigen Faktoren ab. Entscheidend sind vor allem die Art des Wärmeträgers, die Wärmemenge, der zeitliche Anfall, die thermische Leistung und das Temperaturniveau der Abwärmequelle. Wichtige Faktoren für die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme sind der Standort des Betriebes, der Anschluss an die notwendige Infrastruktur sowie die Nähe zu potenziellen Abnehmern. Die Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit der außerbetrieblichen Abwärmenutzung ist im Einzelfall vor Ort zu prüfen.

Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) betreibt die neue Abwärmeplattform auf Basis des Energieeffizienzgesetzes von 2023. Unternehmen mit einem Gesamt-Endenergieverbrauch von mehr als 2,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr müssen dort ihre Abwärmedaten hinterlegen. Kommunen, Stadtwerke und potenzielle Abnehmer können die Plattform nutzen, um verfügbare Abwärmequellen zu identifizieren und Wärmenetze gezielt auszubauen.

Um die Abwärmenutzung zu erleichtern, hat die Klimaenergieagentur Baden-Württemberg KEA-BW Musterverträge erstellt, die Unternehmen helfen, ihre Abwärme wirtschaftlich nutzbar zu machen. Diese können von KEA-BW angefordert werden. Zudem gibt es eine kostenlose Beratung zur Abwärmenutzung.

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