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Modellregionen für Mobilitätspass stehen fest

Die ausgewählten Regionen decken laut Ministerium zusammen mehr als ein Drittel der Fläche Baden-Württembergs ab, 54 Prozent der Einwohner des Landes gehören ihnen an. Mit dabei sind viele ländliche Regionen: der Landkreis Biberach zum Beispiel, der Landkreis Calw oder der Ortenaukreis. Auch der Ostalbkreis fällt in diese Kategorie. Vor allem im Ländlichen Raum setzt man große Hoffnungen auf den Mobilitätspass, der dem ÖPNV einen Schub verleihen soll.

Neben den erwähnten Kreisen wurden die Stadt Freiburg zusammen mit dem Zweckverband Regio-Verkehrsverbund Freiburg (RVF), der Landkreis Karlsruhe, die Stadt Karlsruhe, die Stadt Offenburg, die Stadt Reutlingen, der Rhein-Neckar-Kreis zusammen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) sowie der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) gemeinsam mit dem Landkreis Böblingen, dem Landkreis Esslingen, dem Landkreis Göppingen, der Landeshauptstadt Stuttgart, dem Landkreis Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis.

Mobilitätspass: Ortenaukreis und andere Ländliche Regionen hoffen auf ÖPNV-Schub

Gerade im Ländlichen Raum ist der Bedarf und das Interesse an mehr ÖPNV groß. Das zeigen die Reaktionen auf die Auswahl des Ministeriums. „Mit der großen Tarifreform hat der Ortenaukreis kürzlich erst ein neues ÖPNV-Zeitalter eingeläutet. Aber wir wollen uns darauf nicht ausruhen, sondern weiter unseren Weg gehen hin zu weniger motorisiertem Individual- und mehr öffentlichem Nahverkehr. Wir unterstützen das Ziel der Landesregierung, die ÖPNV-Fahrgastzahlen bis 2030 zu verdoppeln. Die Ernennung zur Modellregion wird diesem Vorhaben und der umweltfreundlichen Mobilität im Kreis einen kräftigen Schub verleihen", sagte der Landrat des Ortenaukreises, Frank Scherer.  

Joachim Bläse, Ostalbkreis: "Lücken im Angebot müssen konsequent geschlossen werden

"Die Verkehrswende kann nur dann gelingen, wenn auch den Menschen im ländlichen Raum ein nutzbares und verlässliches ÖPNV-Angebot gemacht wird", kommentierte Joachim Bläse, Landrat des Ostalbkreises. "Die nach wie vor bestehenden Lücken im Angebot, insbesondere an den Wochenenden, in den Ferien oder zu später Stunde müssen dabei konsequent geschlossen werden. In weiten Teilen des Landkreises endet der ÖPNV etwa am Samstagnachmittag und 'ruht' bis Montag", beschrieb Bläse die Herausforderungen auf dem Land.

Mobilitätspass: Nachbarländer zeigen, dass Wandel auch im Ländlichen Raum möglich ist

Vor allem in Deutschland sind Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines starken ÖPNV-Ausbaus im Ländlichen Raum weit verbreitet. Das Auto gilt vielen als unumgänglich. Das Verkehrsministerium führt nun ein Gutachten ins Feld, wonach Vorbildregionen in der Schweiz und in Österreich (Vorarlberg) "mit einem deutlich dichteren Fahrplan und gutem Taktangebot im städtischen und im ländlichen Raum deutlich mehr Wege mit dem ÖPNV zurückgelegt werden als in vergleichbaren Regionen in Baden-Württemberg." Deshalb sieht das Ministerium im flächendeckenden ÖPNV-Angebot durch signifikante Fahrplan- und Taktverdichtungen einen wesentlichen Hebel zur Verdopplung des ÖPNV.

Mobiltätspass: Modellregionen haben Wahl aus drei Grundvarianten

Mithilfe des Mobilitätspasses sollen Kommunen die Möglichkeit erhalten, zusätzliche Mittel für den massiven Ausbau des ÖPNV zu generieren und Anreize zu setzen, die Straßen in den Städten und Gemeinden vom Autoverkehr zu entlasten. Dabei gibt es grundsätzlich drei Varianten: Das sogenannte Bürgerticket, bei dem die Einwohner einer Kommune eine Mobilitätsabgabe entrichten. Die zweite Variante ist die Nahverkehrsabgabe, bei der KfZ-Halter in einem festgelegten Gebiet einen Beitrag leisten. Die dritte Möglichkeit sieht all jene für einen Beitrag vor, die Autos auf vorher definierten Straßen nutzen. Folgerichtig nennt sich diese Variante Straßennutzungsgebühr.

Mobilitätspass: Umsetzung offen, Modellregionen diskutieren und rechnen Varianten durch

Bei der Verkündung der Modellregionen betonte das Verkehrsministerium, dass die Art der Umsetzung nicht feststehe. Aufgabe der Modellregionen sei es, zusammen mit den Kommunen offene Fragen zu Mobilitätspass und -garantie zu klären. Wie groß ist das Einnahmepotenzial aus den Abgaben? In welchem Umfang erlauben sie es, das ÖPNV-Angebot verbessern? Neben derlei Berechnungen sollen die Regionen zudem zusammen mit dem Modellkommunen ein Umsetzungskonzept erarbeiten.

Mobilitätspass: Gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Land und Kommunen

"Ob und in welcher Form sich eine Stadt, ein Landkreis oder eine Region am Mobilitätspass beteiligt, entscheiden am Ende die zuständigen demokratischen Gremien", schreibt das Verkehrsministerium in einer Pressemitteilung. Allerdings sei bereits jetzt klar, dass die Finanzierung der aus Klimaschutzgründen dringend erforderlichen massiven Angebotsausweitung nur als gemeinsame Kraftanstrengung aller verantwortlichen Akteure – Bund, Land und Kommunen – gelingen werde.