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Land will Radinfrastrukur massiv ausbauen

Nicht weniger als eine „neue Ära der Fahrradinfrastruktur“ will die Landesregierung einleiten. Diese Ära basiert auf einem Bedarfsplan, auf dessen Grundlage in den kommenden Jahren Radwege systematisch ausgebaut werden sollen. Für Kommunen besonders interessant ist, dass das Land auch den Ausbau kommunaler Rad- und Fußwege fördert.

In ihrem Bestreben die Verkehrswende zu vollziehen läutet das Land den nächsten Schritt ein. „Unser Plan für die nächsten Jahre liegt vor: Bis 2040 wollen wir rund 2.000 Kilometer neue Radwege bauen. Lücken werden nach und nach geschlossen, damit Radfahrerinnen und Radfahrer nicht mehr über viel befahrene Straßen oder über Stock und Stein fahren müssen. Alle Menschen sollen sich sicher fühlen, wenn sie mit dem Fahrrad unterwegs sind“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in der vergangenen Woche.

Radwege an Bundes- und Landesstraßen systematisch erfasst 

Insbesondere auf längeren Strecken soll das Fahrrad eine ernsthafte Alternative zum Auto werden. Beim Umstieg soll ein Bedarfsplan helfen. Er beruht auf der systematischen Erfassung fehlender Radwege an Bundes- und Landesstraßen und einer anschließenden Priorisierung der Maßnahmen. Denn was innerhalb von Kommunen gilt, gilt genauso innerhalb der Landesgrenzen: Radverkehr kann nur dann funktionieren, wenn es ein echtes Radnetz gibt. Das aber ist bislang weder in den Kommunen vorhanden, geschweige denn im Land. Die Radinfrastruktur ist bislang geprägt von bruchstückhaften Clustern. Alltag in deutschen Städten und Gemeinden sind unsichere Radstreifen und Radwege, die im Nirgendwo enden.

Radwege so lang wie von Stuttgart nach Kiew

Insgesamt 2.000 Kilometer sollen die Radwege zusammengerechnet lang sein. Das entspricht ungefähr der Strecke zwischen Stuttgart und der ukrainischen Landeshauptstadt Kiew. Das Land will 1,65 Milliarden Euro dafür locker machen. Das bereits bestehende Radnetz ist in den Bedarfsplan integriert. Es verbindet die Mittel- und Oberzentren im Land. Der Bedarfsplan nimmt nun auch die Unterzentren mit auf. Das Ziel: Das Radnetz noch engmaschiger zu machen.

Echtes Radnetz statt fragmentarischem Flickwerk

Sollen bis 2030 tatsächlich 20 Prozent aller Wege im Land mit dem Rad zurückgelegt werden – so lautet das Zwischenziel der Regierung – muss viel passieren. Bislang liegt die Quote Statistiken zufolge bei zehn Prozent. Der erste umfassende Bedarfsplan dieser Art enthält Angaben des Verkehrsministeriums zufolge alle wichtigen Neu- und Ausbaustrecken an Radwegen in Baulast des Bundes und des Landes bis 2040. Er schaffe damit Klarheit für den Radwegebau durch das Land in den kommenden Jahren, so die Landesregierung in einer Pressemitteilung.

Kommunen profitieren stark

Mit dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) unterstützt das Land Baden-Württemberg die Landkreise, Städte und Gemeinden sowie Verkehrsunternehmen beim Um- und Ausbau ihrer Verkehrsinfrastruktur. Auch hier macht das Geld die Staatskasse auf: Zwischen 2023 und 2027 fließen 839 Millionen Euro in die kommunale Förderung im Bereich Rad- und Fußverkehr (LGVFG-RuF), das Land Baden-Württemberg steuert davon circa 350 Millionen Euro bei. Im Mittelpunkt des Programms steht die Verkehrswende hin zu einer klima-, menschen- und umweltfreundlichen Mobilität.

Neben Radwegen auch Brücken, Querungen und Sitzbänke im Programm

Zu den 119 neuen Maßnahmen im Programm zählen laut Ministerium unter anderem Radwege, Fahrradstraßen, Brücken, Querungen, abgesenkte Bordsteine, Sitzbänke, Fahrradparkhäuser und Abstellanlagen. Insgesamt sollen mit dem Förderprogramm in den Jahren 2023 bis 2027 etwa 600 Kilometer neue Radwege in kommunaler Baulast gebaut werden. Im Jahr 2023 werden nach Angaben der Kommunen voraussichtlich 196 Kilometer in Angriff genommen. Auch die Zahl der Fahrradabstellplätze soll kontinuierlich steigen: Insgesamt befinden sich 27.100 von ihnen im gesamten Programm. In diesem Jahr wollen die Kommunen vorrausichtlich 11.600 Fahrradabstellplätze verwirklichen.

Bis zu 90 Prozent Förderung für Kommunen möglich

„Das Land stellt die Mittel für die Förderung kommunaler Rad- und Fußwege bereit. Zusammen mit den Bundesmitteln können so für kommunale Infrastrukturprojekte bis zu 90 Prozent der Kosten übernommen werden. Das ist ein sehr attraktives Angebot und damit stellen wir die Weichen für eine gute und moderne Infrastruktur für den Rad- und Fußverkehr in Baden-Württemberg“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann.