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Kommunen im Klimawandel: Ergebnisse groß angelegter Befragung veröffentlicht

Das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz fordert von Städten, Landkreisen und Gemeinden Maßnahmen, um sich gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen. Eine Studie des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung hat im Auftrag des Umweltbundesamtes die Ansichten von mehr als tausend Kommunen dazu untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Handlungsbedarf zwar erkannt wird, es aber oft an personellen und finanziellen Ressourcen sowie der notwendigen Koordination mangelt.

Mit dem Inkrafttreten des ersten bundesweiten Klimaanpassungsgesetzes sind Städte, Gemeinden und Landkreise stark gefordert. Sie müssen Maßnahmen ergreifen, um sich gegen Hitze, Dürren und Starkregen zu schützen. Eine umfassende Kommunalbefragung unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, die im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, zeigt, wie die Kommunen die Herausforderungen der Klimaanpassung einschätzen.

„Klimaanpassung ist eine Mammutaufgabe für viele Städte, Gemeinden und Landkreise, weil sie weitreichende Herausforderungen für kommunale Planungsabläufe und Strukturen mit sich bringt,“ sagt Thomas Friedrich, der das Forschungsprojekt „KomKlAn“ leitet, in einem Interview. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass fast zwei Drittel der Verantwortlichen in den Kommunen den Handlungsbedarf für Klimaanpassungsmaßnahmen in den kommenden zehn Jahren als hoch oder sehr hoch einstufen. Dabei sei der Druck auf größere Kommunen besonders ausgeprägt. In den meisten Fällen fehle es jedoch noch an spezifischem Wissen, Ressourcen oder Unterstützung, um Klimaanpassungskonzepte erfolgreich umzusetzen.

Wachsendes Bewusstsein, aber mangelnde Ressourcen

Die Befragung, an der über 1000 Städte, Landkreise und Gemeinden teilnahmen, bietet den bislang umfassendsten Überblick über den Stand der Klimaanpassungsmaßnahmen in deutschen Kommunen. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf kleineren und mittleren Kommunen, die in früheren Studien oft unterrepräsentiert waren. In der aktuellen Stichprobe hatten 57 Prozent der teilnehmenden Kommunen weniger als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Überraschend ist, dass die Mehrheit der Kommunen bereits aktiv im Bereich der Klimaanpassung ist, doch die Verankerung des Themas innerhalb der Verwaltungen variiert stark. „Die Verantwortlichkeit für Klimaanpassung liegt je nach Größe und Typ der Kommune in unterschiedlichen Fachbereichen“, erklärt Friedrich. In kleineren Gemeinden seien oft Stadtplanung und -entwicklung zuständig, während in größeren Städten eigene Klimareferate bestehen.

Viele Kommunen setzen bereits Maßnahmen um, wie zum Beispiel die Pflege und klimaangepasste Umgestaltung von Grünflächen. „Etwas mehr als die Hälfte der Kommunen bewässern öffentliche Grünflächen bei Hitze und Trockenheit, und etwa ein Drittel setzt auf klimaangepasste Baum- und Pflanzenarten“, berichtet Friedrich. Häufige Maßnahmen seien auch die Renaturierung von Gewässern und Grünland. Dennoch mangele es vielen Kommunen an den Voraussetzungen, um weitreichendere Anpassungsmaßnahmen zu realisieren, insbesondere in Bezug auf personelle und finanzielle Ressourcen.

Kommunen brauchen maßgeschneiderte Lösungen 

Neben dem Mangel an Ressourcen stellt die Verwaltungsstruktur vieler Kommunen eine zusätzliche Herausforderung dar. „Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, dass die Aufgabe der Klimaanpassung die bestehenden Strukturen in der Kommunalverwaltung überfordert“, so Friedrich. Klimaanpassung ist ein Querschnittsthema, das oft mehrere Ämter oder Fachbereiche betrifft, was eine effektive Zusammenarbeit und Koordination erschwert.

Um den Kommunen die nötige Unterstützung zu bieten, sind auch Bund und Länder gefragt. Viele Förderprogramme existieren zwar bereits, werden jedoch häufig nicht in Anspruch genommen, weil in den Kommunen qualifiziertes Personal für die Antragstellung fehlt. Eine mögliche Lösung sieht Friedrich in der gezielten Förderung von Klimaanpassungsmanager*innen, die bislang nur in etwa zwölf Prozent der Kommunen tätig sind. „Grundsätzlich wäre es natürlich zu begrüßen, wenn alle Kommunen eigenes Personal für das Klimaanpassungsmanagement einstellen könnten“, fügt er hinzu.

Koordination als Schlüssel zur erfolgreichen Klimaanpassung

Dennoch sei es entscheidend, dass solche Expert*innen innerhalb der Verwaltung auch die nötige Unterstützung erhalten. „Wir haben gesehen, dass nur 22 Prozent der befragten Kommunen dem Thema Klimaanpassung in ihrer Verwaltung einen hohen Stellenwert einräumen, obwohl der Handlungsbedarf als sehr hoch eingeschätzt wird“, erläutert Friedrich. Neben der personellen Unterstützung spiele auch die Akzeptanz und das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Klimaanpassungsmaßnahmen eine wichtige Rolle.

Der interkommunale Austausch sowie forschungsbasierte Ansätze zur Wissensvermittlung sind weitere wichtige Bausteine, um Kommunen bei der Klimaanpassung zu unterstützen. „Der Austausch von Erfahrungen zwischen Kommunen unterschiedlicher Entwicklungsstufen bietet eine echte Chance, voneinander zu lernen“, betont Friedrich. Auch die Forschung könne durch gezielten Wissenstransfer helfen, praxisnahe Lösungen für die Klimaanpassung in Kommunen bereitzustellen.