
Knapp 100 Millionen Euro für die Ganztagsbetreuung abgeschöpft
Der Rechtsanpruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen rückt näher. Im Schuljahr 2026/27 werden zunächst Erstklässler Anspruch auf einen Ganztagssplatz erhalten. In den darauf folgenden drei Schuljahren kommen die weiteren Schuljahre sukzessive nach. Den selbst beschlossenen Rechtsanspruch unterlegt der Bund mit einer Förderung von insgesamt 3.5 Milliarden Euro. Baden-Württemberg standen daraus knapp 100 Millionen Euro für die Jahre 2021 und 2022 zur Verfügung.
Bundesmittel fast komplett abgerufen
Aus Daten des Bundesfamilienministeriums geht nun hervor, dass Baden-Württemberg in den Jahren 2021 und 2022 rund 96,4 von 97,6 Millionen Euro der Bundesmittel abgerufen hat, die dem Land zum Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder zur Verfügung gestellt wurde. Das sind 98,7 Prozent der Mittel. Das sieht nicht in allen Bundesländern so aus. Bayern etwa hat einen großen Teil der zur Verfügung stehenden Mittel nicht abgeschöpft. Dort konnten Land und Kommunen nur 19 Prozent der Mittel abrufen.
Dafür konnten die 97,6 Millionen Euro genutzt werden
Die Fördermittel des Bundes aus dem „Beschleunigungsprogramm Ganztagsbetreuung“ konnten etwa für Bau und Sanierung von Schulgebäuden, die Anschaffung von Möbel sowie Spiel- und Sportgeräten verwendet werden, sofern diese Investitionen neue Betreuungsplätze ermöglichen.
Größtes Problem der Ganztagsbetreuung: Der Fachkräftemangel
Die größte Herausforderung bei der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung liegt jedoch an einer anderen Stelle: Die nötige Menge an Fachkräften ist bisher nicht vorhanden. Expertinnen und Experten bezweifeln, dass sie bis 2026 in ausreichendem Maße gefunden werden können. Der Fachkräfte-Radar für Kita und Grundschule der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Wenn jedes Grundschulkind einen Ganztagsplatz erhalten soll, fehlen derzeit 12.000 Fachkräfte im Südwesten. „Baden-Württemberg muss gemeinsam mit allen Verantwortlichen sofort eine langfristige Fachkräfteoffensive auf den Weg bringen, damit zumindest im nächsten Jahrzehnt ein ausreichendes Personalangebot verfügbar ist", sagte Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung der Stiftung, nach Veröffentlichung des Fachkräfte-Radars. Laut Prognose der Stiftung sollten bei unveränderten Bedingungen nur fast 3.000 Fachkräfte bis 2030 zusätzlich verfügbar sein.
Zweites Förderprogramm wird bald folgen
Das „Beschleunigungsprogramm Ganztagsbetreuung“ ist Ende 2022 ausgelaufen. Ein neues Förderprogramm des Bundes zum Ausbau der Ganztagsbetreuung wird bereits erarbeitet. Auch dieses wird eine Milliardensumme für die Bundesländer zur Verfügung stellen. Die Das Land Baden-Württemberg will seine Förderrichtlinie dazu final erstellen, wenn die Verwaltungsvereinbarung unterschrieben ist. Vorbereitungen seien schon getroffen.