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Kampf gegen Motorradlärm gestaltet sich zäh

Viele Gemeinden im ländlichen Raum sind nicht nur für Urlauber attraktiv, sondern auch für Motorradfahrer. Während die einen gern gesehen sind, machen die anderen zunehmend Probleme - nämlich Lärm. Anfang des Jahres hatte sich eine Initiative gegründet, um gegen das Problem vorzugehen. Eine Podiumsdiskussion mit dem Lärmbeauftragten der Landesregierung und Verkehrsminister Winfried Hermann hat gezeigt, welche Möglichkeiten es für Gemeinden gibt.

Sieben Kilometer Schwarzwaldhochstraße verlaufen innerhalb der Gemeinde Seebach im Schwarzwald, die gerade einmal 1.460 Einwohner zählt. Ein typisches Schwarzwalddorf also, idyllisch und ruhig, sollte man meinen. Mit der Ruhe ist es jedoch vor allem in den Sommermonaten nicht mehr weit her. Denn Seebach, oder besser gesagt die Straße, die durch den Ort führt, ist längst nicht mehr nur bei Tagestouristen beliebt, sondern bei Bikern. Motorradlärm ist an der Tagesordnung.

Sportfahrer mit dröhnenden Motoren

Laut Bürgermeister Reinhard Schmälzle brettern vor allem abends und am Wochenende sogenannte Sportfahrer mit dröhnenden Motoren durch den Ort. Die aufgestellten Blitzanlagen richten nichts aus, weil die Fahrer ihre Nummerschilder hochbiegen, um nicht erkannt zu werden. Auch Wettrennen finden regelmäßig statt. Seebach ist keine Ausnahme. Bei einer Podiumsdiskussion berichtete die Bürgermeisterin Sonja Schuchter aus Sasbachwalden über ähnliche Vorkommnisse, wie aus einem Bericht des Ortenauer Stadtanzeigers "Der Guller" hervorgeht. Sasbachwalden werde von Touristen eigentlich gerade wegen der Ruhe aufgesucht, sagte Schuchter. Es versteht sich von selbst, dass Motorradlärm für diese Art des Tourismus Gift ist - von den Einwohnern des Ortes ganz zu schweigen.

Installation von Lärmdisplays als Lösung gegen Motorradlärm

Gleichzeitig betonte Schluchter dem Bericht zu Folge, dass sogenannte "Genussbiker" herzlich willkommen seien. Es seien einige wenige Rowdies, die die Idylle zunichte machten. In Sasbachwalden hat man versucht, das Problem mit der Installation von Lärmdisplays anzugehen, also auf die Reflektion der Motorradfahrer zu setzen. Laut Sonja Schluchter ein probates Mittel, das seinen Zweck weitgehend erfüllt habe und dazu führe, dass tatsächlich leiser gefahren werde. Andererseits hätten die Displays so manchen Biker auch angestachelt und erst recht zum lauten Fahren motiviert.

Initiative gegen Motorradlärm macht Druck

152 Städte, Gemeinden und Landkreise haben sich seit Anfang des Jahres in einer Initiative gegen Motorradlärm zusammengeschlossen. In Baden-Württemberg wird sie von einem Funktionsträger unterstützt, den es so in anderen Bundesländern noch gar nicht gibt: dem Lärmschutzbeauftragten der Landesregierung Thomas Marwein. Zusammen mit Verkehrsminister Winfried Hermann formulierte Marwein Anfang des Jahres einen Forderungskatalog, der an die Europäische Union, die Bundesregierung, die Hersteller von Motorrädern und Motorradfahrer gerichtet ist.

Konkreter Forderungskatalog aufgestellt

Zu den konkreten Forderungen gehört unter anderem, dass Motoren der Zweiräder insgesamt leiser werden, dass Biker rücksichtsvoller und leiser fahren oder dass technische, rechtliche und personelle Kontrollmöglichkeiten ausgeweitet werden. „Geschwindigkeitsbeschränkungen und Verkehrsverbote an Wochenenden und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes in besonderen Konfliktfällen müssen möglich sein“ heißt es außerdem in dem Katalog, der letztlich allerdings nur den Appellcharakter hat.

Erste Erfolge, erste Rückschläge

Eine erste nennenswerte Gesetzesinitiative erfolgte im August, als der Bundesrat dafür stimmte, die zulässigen Geräuschemissionen aller neuen Motorräder auf maximal 80 dB(A) zu begrenzen. Diese wurde von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer aber mit der Begründung abgeleht, die bestehenden Gesetze seien ausreichend. Trotzdem gibt es für die Kommunen auch seitens der Biker selbst positive Signale. So forderte der Bundesverband der Motorradfahrer e.V. (BVDM) in einem offenen Brief die Industrie dazu auf, freiwillig Maschinen zu produzieren, die "im Fahrbetrieb sozialverträglich sind." Der BVDM befürchtet, dass einige schwarze Schafe am Ende allen Motorradfahrern schaden könnten. 

Thomas Marwein: 152 Mitglieder können Druck auf Bundesebene gegen Motorradlärm machen

Der Lärmschutzbeauftragte Thomas Marwein sieht die Initiative trotz erster Rückschläge auf einem guten Weg. 152 Mitglieder hätten genug Gewicht, um auf Bundesebene weiterhin Druck zu machen. Im Rahmen der Podiumsdiskussion wies Marwein darauf hin, dass der Emissionsschutz Bundessache sei. Verkehrsminister Winfried Hermann hofft unterdessen darauf, dass die boomende Elektromobilität sich sukzessive auch aufs Motorrad überträgt. Auf diese Weise könnte die Technologie das Lärmproblem lösen.

Info-Seite des Verkehrsministeriums über die Initiative gegen Motorradlärm