Kampagne #dranbleiben BW soll Impfmuffel aufklären und aufrütteln
Ende Mai wurde eine Frau aus dem US-Bundesstaat Ohio Impf-Millionärin. 2,7 Millionen Bürger hatten sich an der Impf-Lotterie Vax-a-Dollar beteiligt. Ein anderer Bürger gewann ein Stipendium für ein Studium. Die Leistung der beiden hatte einzig und allein darin bestanden, sich im Rahmen des Programms impfen zu lassen. Andernorts greifen Staaten schon seit geraumer Zeit zu viel drastischeren Mitteln als in Deutschland, um die Bevölkerung zum Impfen zu bringen. Doch auch hierzulande spricht sich langsam herum, dass das Impfangebot allein nicht mehr hilft: In Wuppertal können sich am kommenden Wochenende Jugendliche vor dem Disco-Besuch eine Spritze abholen.
#dranbleiben BW: Aufklärung, Information und gezielte Aktionen in Kommunen
Auf derlei spektakuläre Mittel setzt die Kampagne #dranbleiben BW des Sozialministeriums zwar (noch) nicht, doch nach der Auftaktveranstaltung in Heilbronn mit Impf-Aktionen in ausgewählten Stadtteilen will man auch künftig mehr mit Kommunen zusammenarbeiten. Heilbronn gilt als Modellkommune, weil die Stadt der Bevölkerung schon früh niedrigschwellige Angebote gemacht und gezielt bestimmte Bevölkerungsgruppen angesprochen hat. Ende Juli findet im Rems-Murr-Kreis eine Impfaktion an Berufsschulen für über 16-jährige Schüler statt. #dranbleiben BW setzt neben der Förderung solcher Aktionen auf gezielte Information, auf Aufklärung und darauf, Gerüchte über das Impfen und die Vakzine auszuräumen. Das Ministerium hat sich außerdem Prominente und Influencer ins Boot geholt, die unter dem Motto "Schon geimpft - Sie auch?" für das Impfen werben.
Gemeindetag Baden-Württemberg unterstützt Impfaktion
Auch der Gemeindetag unterstützt die Kampagne des Landes. Impfen sei eine der wichtigsten Bausteine, um die Pandemie zu bekämpfen. Nun gelte es dran zu bleiben. Die Städte und Gemeinden tragen hier ihren Teil dazu bei, beispielweise als Standort der Kreisimpfzentren oder in vielfältigen Aktionen, um zur Corona-Impfung zu informieren.
Staatssekretärin Leidig: Müssen Menschen zielgruppengerecht ansprechend und objektiv informieren
„In der Betriebswirtschaft spricht man gerne von den tief hängenden Früchten, die leicht zu ernten sind. An diesem Punkt stehen wir jetzt mit unserer Impfkampagne. Impfstoff ist gerade gut verfügbar und es ist leicht, an einen Impftermin zu kommen. Diese Chance sollten wir nutzen. Nun gilt es, auch diejenigen Menschen zu erreichen, die auf dem Weg zum Impftermin besondere Hürden überwinden müssen oder die sich bisher noch nicht genügend informiert fühlen. Diese Menschen müssen wir jetzt zielgruppengerecht ansprechen und objektiv informieren“, erklärte Staatssekretärin Ute Leidig anlässlich der Auftaktveranstaltung der Kampagne am Donnerstag in Heilbronn. Bei der Verbreitung setzt das Ministerium unter anderem auf Radiospots.
Spahn: Wenigste Erstimpfungen seit Februar - "Es bleibt dabei: Bitte impfen lassen!"
Die Aktion ist überfällig. In Baden-Württemberg haben erst mehr als 56 Prozent die erste Impfdosis erhalten, 42 Prozent sind voll geimpft. Bundesweit sieht es nicht viel besser aus. Wie Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, haben 35,4 Millionen Bürger (42,6 Prozent) einen vollen Impfschutz, 48,6 Millionen (58,5 Prozent) sind mindestens einmal geimpft. Sorgen bereitet ihm die deutlich nachlassende Geschwindigkeit: "So wenig Erstimpfungen wie gestern hatten wir zuletzt im Februar - anders als im Februar ist nun aber genug Impfstoff da. Es bleibt dabei: Bitte impfen lassen!", schreibt Spahn.