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Kabinettsausschuss stärkt Prävention und Zusammenarbeit

Die Gewalt an Schulen hat 2023 ein besorgniserregendes Fünfjahreshoch erreicht. Der Kabinettsausschuss „Entschlossen gegen Hass und Hetze“ hat daher neue Präventionsansätze beschlossen, darunter Module zur Gewalt- und Medienprävention sowie eine stärkere Einbindung von Schulen und Behörden. Ziel ist es, Gewalt frühzeitig zu verhindern und Schulen als sichere Lernorte zu bewahren.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt eine deutliche Zunahme der Gewalt an Schulen im Jahr 2023: Insgesamt wurden 2.838 Personen als Opfer registriert, darunter 141 Lehrkräfte und 2.697 Schülerinnen und Schüler. Die Fälle stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 13,5 Prozent. Besonders häufig handelt es sich um Rohheitsdelikte, wie vorsätzliche einfache Körperverletzung (52 Prozent), gefährliche Körperverletzung (16 Prozent) und Bedrohungen (18 Prozent).

Ungeachtet des Schulbetriebs kam es zudem zu 181 Straftaten mit Messern an der Tatörtlichkeit Schule, wobei 40 Prozent auf Bedrohungen entfielen. Kinder und Jugendliche sind bei Schulgewalt sowohl die Hauptopfer als auch die Haupttatverdächtigen: Mehr als acht von zehn Tatverdächtigen stammen aus der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler.

Prävention an Schulen: Alte Ansätze, neue Module

Um den alarmierenden Entwicklungen entgegenzuwirken, stärkt die Landesregierung die Präventionsarbeit. Innenminister Thomas Strobl kündigte an, die bestehenden Angebote zu erweitern und besser zugänglich zu machen. Ein neuer Flyer mit dem Titel „Prävention auf dem Stundenplan“ soll Lehrkräfte und Schulleitungen umfassend über die Module der Polizei informieren.

Ein Schwerpunkt liegt auf dem neuen Präventionsmodul zur Messerkriminalität, das Jugendlichen verdeutlicht, dass Stärke nichts mit Waffen zu tun hat. Ziel ist es, das Bewusstsein für Gewalt zu schärfen, Empathie zu fördern und die Konsequenzen von Gewalttaten klarzumachen – sowohl für die Täter als auch für die Opfer. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeipräsidien führen das Modul in weiterführenden Schulen durch, angepasst an konkrete Vorfälle oder Präventionsbedarfe.

Weitere präventive Maßnahmen umfassen:

  • Gewaltprävention: Im Modul „Herausforderung Gewalt“ wurden 2023 über 66.000 Personen geschult.
  • Mediengefahren: Das Modul „Klasse im Netz“ erreichte 119.000 Schülerinnen und Schüler mit Themen rund um Cybermobbing und den sicheren Umgang mit digitalen Medien.
  • Verkehrsprävention: Klassische Angebote wie Schulwegtraining, Radfahrausbildung und Schulbustraining bleiben wichtige Bausteine der Präventionsarbeit.

„Gemeinsame Erklärung“ und schulübergreifende Maßnahmen

Die Zusammenarbeit zwischen Kultus- und Innenministerium wird durch die Fortschreibung der „Gemeinsamen Erklärung zu Angeboten im Bereich der Prävention für Schulen“ intensiviert. Dieses Rahmenwerk dient seit 2015 als Grundlage für präventive Maßnahmen, die regelmäßig überprüft und angepasst werden. Schulische Prävention wird dabei als integraler Bestandteil des Bildungs- und Erziehungsauftrags verstanden, altersgerecht für alle Klassenstufen und Schularten.

Neben der schulischen Prävention spielen die Häuser des Jugendrechts eine zentrale Rolle. In neun Einrichtungen des Landes arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendgerichtshilfe zusammen, um jugendliche Straftäter schnell und konsequent zu sanktionieren, ihnen aber auch frühzeitig Hilfsangebote zu machen. Justizministerin Marion Gentges kündigte an, dass bis 2025 neue Häuser in Konstanz, Stuttgart, Heidelberg, Lahr und Ravensburg eröffnen werden. In Kehl soll 2026 ein weiteres Haus hinzukommen.

Ein Beispiel für die Arbeit der Häuser ist das Opferempathie-Training für jugendliche Täter, das in Stuttgart-Bad Cannstatt durchgeführt wird. Auch Tätertherapien wie die vom Institut „Systegra“ entwickelte Intervention für Jugendliche mit schweren Gewaltdelikten sind Teil der Maßnahmen.

Kabinettsausschuss „Entschlossen gegen Hass und Hetze“

Der Kabinettsausschuss hat sich in seiner sechsten Sitzung dem Thema „Gewalt an Schulen“ gewidmet. Unter Vorsitz von Innenminister Strobl wurden weitere Maßnahmen beschlossen, die in den digitalen Aktionsplan der „Initiative für Toleranz im Netz“ einfließen. Insgesamt hat der Ausschuss bereits 40 Arbeitspakete verabschiedet, von denen 22 erfolgreich abgeschlossen sind.

Mit einer stärkeren Vernetzung von Schulen, Polizei, Justiz und weiteren Partnern möchte die Landesregierung entschlossen gegen Gewalt an Schulen vorgehen. Das erklärte Ziel: Schulen als sichere Räume zu bewahren, in denen Kinder und Jugendliche ohne Angst lernen und sich entwickeln können.