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Digitalisierung funktioniert am besten, wenn Kommunen voneinander lernen

Vor drei Jahren startete das Projekt Digitale Zukunftskommune@bw. Von Anfang an wurde es wissenschaftlich begleitet. Wesentliche Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) nun vorgestellt. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind demnach, dass Kommunen eine Vision entwickeln, Akzeptanz bei allen Beteiligten schaffen und - besonders wichtig - voneinander lernen.

Wie kann Digitalisierung gelingen? Wie in kleinen Gemeinden, wie in größeren, wie in Landkreisen? Mit dieser Frage hat sich das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in den vergangenen Jahren intensiv beschäftigt. Denn vor drei Jahren hat das Digitalisierungsministerium den Innovationswettbewerb "Digitale Zukunftskommune@bw" ins Leben gerufen. Das Ziel: Städte, Gemeinden und Landkreise bei der strategischen Digitalisierung unterstützen. Im Rahmen dieses Wettbewerbs haben sich seither 59 ausgewählte Kommunen, Landkreise und Verbünde auf den Weg in Richtung digitale Verwaltung gemacht. Fraunhofer hat den Prozess wissenschaftlich begleitet.

Fraunhofer IAO: Gemeinden profitieren am meisten, wenn sie voneinander lernen

Nun liegt der der Abschlussbericht der Begleitforschung des Projekts Digitale Zukunftskommune@bw vor. Die:gemeinde stellt einige Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen vor. Eine wesentliche Erkenntnis besteht laut Fraunhofer IAO darin, dass sich Gemeinden viel Arbeit ersparen können, wenn sie Synergieeffekte nutzen und voneinander lernen. Dieses Prinzip hat laut Fraunhofer besondere Gültigkeit für Kommunalverwaltungen, die schnell an Kapazitätsgrenzen stoßen. Sie könnten von Lösungen anderer Kommunen profitieren. 

Digitale Zukunftskommune@bw: Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen des Abschlussberichts der Begleitforschung

Einige Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen aus dem Abschlussbericht:

  • Große Bedeutung kommt der engen interkommunalen Zusammenarbeit zu. Je enger diese ist, desto besser können Kommunen Arbeitsschritte teilen, voneinander lernen und im Rahmen neuer gesetzlicher Vorgaben agieren.
  • Viele Kommunen konnten im Rahmen des Förderprojekts ihre IT-Infrastruktur verbessern und erste Verwaltungsprozesse digitalisieren. Die Hälfte der Verwaltungsmitarbeiter erhielt Schulungen zum Ausbau ihrer Digitalkompetenzen und mehr als 40 Prozent der Kommunen schafften neue Stellen für Digitalisierungsprojekte.
  • Wenn Kommunen eine Digitalisierungsstrategie erarbeiten, sollten nicht nur Verwaltungsprozesse digitalisiert werden. Ebenso wichtig ist die Arbeitsweise der Beschäftigten. Diese ist im besten Fall geprägt von flachen Hierarchien und Agilität, also der Fähigkeit, schnell und flexibel auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren. 
  • Kommunen sollten eine Vision entwickeln, bei allen am Digitalisierungsprozess Beteiligten Akzeptanz schaffen und sie "mitnehmen".  Das bezieht sich laut Fraunhofer nicht nur auf die Förderung der entsprechenden Kompetenzen, sondern auch auf einen Kulturwandel in den Verwaltungen und die Akzeptanz bis hin zum interkommunalen Austausch. Eine klare Vision schaffe nicht nur Transparenz, sie motiviere auch, sich zusammen mit der lokalen Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft für die digitale Transformation einzusetzen. 
  • Das Fraunhofer-Projektteam sieht wichtige Handlungsbedarfe für innovationsförderliche Rahmenbedingungen auf Landes- und Bundesebene bei der kommunalen Digitalisierung. Deshalb hat es übertragbare Digitalisierungsprofile für unterschiedliche Kommunengrößen in Baden-Württemberg entwickelt.

„Große und kleine Kommunen und Landkreise können – und müssen – voneinander lernen. Ich freue mich, dass wir als Ergebnis der Förderung durch das Land nun konkrete Handlungsempfehlungen bereitstellen können, um interkommunale Zusammenarbeit, Akzeptanz und aktiven Wissensaustausch zu fördern,“ kommentierte der Minister für Digitalisierung, Thomas Strobl, den Abschlussbericht. Dieser kann auf der Website des Fraunhofer IAO kostenlos heruntergeladen werden.