© Adobe Stock

Digitales Lagebild ermöglicht behördenübergreifenden Katastrophenschutz

Krisen werden in Baden-Württemberg fortan mithilfe einer digitalen Plattform bewältigt. Das Besondere: Die Daten darauf können Behörden verwaltungsübergreifend und in Echtzeit einsehen. Auch Gemeinden können sich das digitale Werkzeug zunutze machen, indem sie Notfalltreffpunkte planen und festlegen.

Das neue digitale Lagebild unterstützt die Kommunikation und den Datenaustausch im Katastrophenschutz. Als wesentlicher Unterschied zu bestehenden Systemen gilt die Tatsache, dass es über alle Verwaltungsebenen hinweg nutzbar ist. Konkret bedeutet das, dass teilnehmende Behörden Daten in Echtzeit austauschen und Einsatzlagen schneller bewältigen können. Das Land sieht darin einen „echten Fortschritt für eine effektive und moderne Stabsarbeit“. Während bislang nur Innenministerium und Katastrophenschutzbehörden Zugriff hatten, können sich fortan auch alle anderen Ministerien zuschalten. Als „enorm wichtig“ bezeichnete Innen- und Kommunalminister Thomas Strobl den schnellen und effektiven Informationsaustausch.

Einsatzfelder: Tierseuchen, Gasmangellagen, medizinische Krisen, Hochwasser

Als mögliche Einsatzfelder nennt das Innenministerium Gefahrenlagen wie medizinische Krisen, Tierseuchen, Gasmangellagen, großflächige Stromausfälle, Starkregenereignisse, Hochwasserlagen oder echte Katastrophenfälle. Kern des digitalen Lagebilds ist ein Lagetool. Es gewährleistet auf einen Blick eine Übersicht über aktuelle Lagen in den Stadt- und Landkreisen und in den Regierungsbezirken. Darüber hinaus gibt es eine Krisenobjektdatenbank, die auf Geoinformationen basiert und für die Planung bei Hochwasserlagen und Stromausfall genutzt werden kann.

Digitales Lagebild ist erweiterbar und kann weitere Features integrieren

Ein weiteres Feature: In das digitale Lagebild können Hochwassergefahrenkarten integriert werden, um bei drohenden Überschwemmungen gezielte Maßnahmen zu steuern. Mit der Zentralen Evakuierungs- und Unterbringungssteuerung (ZEUS-BS) können Behörden eigene Objekte wie Sammelstellen, Notunterkünfte und ähnliches anlegen und verwalten, aber auch lokale Evakuierungen planen, vorbereiten und durchführen. Das Tool gleicht einem Hotelreservierungssystem, und vereinfacht die Zuweisung von evakuierten Menschen auf Notunterkünfte.

Gemeinden können Notfalltreffpunkte planen und festlegen

Nicht nur Ministerien sollen vom digitalen Lagebild profitieren, sondern mittelfristig auch Gemeinden. Diese sollen in die Lage versetzt werden, Notfalltreffpunkte festzulegen. „Die Städte und Gemeinden nun Notfalltreffpunkte anlegen, an denen die Bevölkerung Erste Hilfe und nützliche Informationen zur aktuellen Lage erhalten kann sowie mit dem Nötigsten, etwa Wasser und Lebensmittel, versorgt wird“, schreibt das Innenministerium. Das Land unterstütze Städte und Gemeinden bei Planung und Betrieb von Notfalltreffpunkten. Bereits im September sei eine entsprechende Rahmenempfehlung veröffentlicht worden.

Strobl: Örtliche Notfalltreffpunkte wichtiger kommunaler Ansatz zum Bevölkerungsschutz

Die Empfehlung beinhaltet neben Hinweisen zu Planung und Betrieb der Treffpunkte ein einmaliges Ausstattungsset für Kommunen, das mit Notstromversorgung und Erste-Hilfe-Notfallsets bestückt ist. „Örtliche Notfalltreffpunkte sind ein wichtiger kommunaler Ansatz zum Schutz der Bevölkerung im Ernstfall. Das ist praktizierter Bevölkerungsschutz, der unseren Bürgerinnen und Bürgern zeigt, dass sie auf eine handlungsfähige Verwaltung auch in Krisensituationen bauen können“, erläuterte Innenminister Thomas Strobl.