„Die Kommunalpolitik ist meine Chance, wirklich etwas zu verändern“
die:gemeinde: Frau Dörle, ist das Engagement im Gemeinderat von Herbolzheim eine Premiere für Sie oder haben Sie bereits vorher politische Erfahrungen sammeln können?
Sina Dörle: Das ist mein erster richtiger Einstieg in die Kommunalpolitik, auch wenn ich mich schon lange für politische Themen interessiere und in meiner Heimatgemeinde Herbolzheim aktiv war.
die:gemeinde: Wie kam es konkret dazu, dass Sie sich entschieden haben, für den Gemeinderat zu kandidieren?
Dörle: Es war eher ein natürlicher nächster Schritt für mich. Ich bin in Herbolzheim aufgewachsen und fühle mich meiner Heimatgemeinde sehr verbunden. Familie, Freunde, mein Verein (TVH) und mein Ehrenamt beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben mich immer dazu motiviert, mich aktiv einzubringen. Ich wurde schon mehrfach angesprochen, ob ich nicht für den Gemeinderat kandidieren möchte, aber ich habe mir damals noch nicht zugetraut, diese Verantwortung zu übernehmen. Dieses Mal habe ich entschieden, es einfach zu versuchen und bin sehr glücklich, dass es geklappt hat.
die:gemeinde: Wie haben Sie den Wahlkampf erlebt? Können Sie ein paar konkrete Erfahrungen teilen?
Sina Dörle: Der Wahlkampf war für mich eine spannende Erfahrung. Wir haben viele Veranstaltungen organisiert, Ausflüge mit dem Fahrrad gemacht und versucht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Wir hatten sogar einen Stand vor dem Edeka in Herbolzheim. Allerdings war ich auch schockiert über den Hass, den wir teilweise erfahren haben. Wir wurden vor dem Edeka angepöbelt und es gab unschöne Situationen, die ich so nicht erwartet hätte. Aber es gab auch viele positive Gespräche, auch mit älteren Menschen, die es toll fanden, dass sich junge Leute wie ich engagieren.
die:gemeinde: Gab es angesichts der Anfeindungen Momente, in denen Sie überlegt haben, ob es das alles wert ist?
Dörle: Natürlich waren die negativen Erfahrungen unschön, aber es stand für mich nie zur Debatte, nicht anzutreten. Ich möchte etwas Positives bewirken und sehe die Kommunalpolitik als eine Möglichkeit, wirklich etwas zu verändern. Die negativen Erlebnisse sehe ich als Einzelfälle.
die:gemeinde: Haben Sie Vorbilder oder Mentoren, die Sie in Ihrer politischen Arbeit inspirieren?
Sina Dörle: Ich möchte meinen eigenen Weg finden und mein eigenes Vorbild sein. In die Kommunalpolitik bin ich durch Bernd Bühler gekommen, der mich motiviert hat, es mal auszuprobieren. Ich glaube, dass ich viel von ihm und meiner Fraktion lernen kann, aber ich möchte trotzdem meinen eigenen Weg gehen.
die:gemeinde: Was sind Ihre konkreten Ziele als Gemeinderätin? Gibt es Projekte, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Dörle: Es gibt drei große Themen, die mir besonders wichtig sind: Umweltschutz, Jugendbeteiligung und Wohnen. Im Bereich Umweltschutz möchte ich mich besonders für die Stadtbegrünung einsetzen. Ich habe meine Bachelorarbeit über Stadtbäume in Herbolzheim geschrieben und möchte dieses Wissen in die Praxis umsetzen. Zum Thema Jugendbeteiligung glaube ich, dass ich als junge Person einen guten Draht zu den Jugendlichen habe und vielleicht durch Social Media eine Brücke bauen kann. Beim Thema Wohnen möchte ich mich dafür einsetzen, dass bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird, der ökologisch sinnvoll ist.
die:gemeinde: Wie schätzen Sie den zeitlichen Aufwand für Ihre Gemeinderatstätigkeit ein? Haben Sie sich schon umgehört, wie viel Arbeit auf Sie zukommt?
Dörle: Ich kann das schwer in konkreten Zahlen fassen, aber ich weiß, dass es ein großer Zeitaufwand sein kann. Ich werde mir die Zeit nehmen, um meinen Aufgaben gerecht zu werden, auch wenn es manchmal schwierig wird, das mit meinem Masterstudium in Forstwissenschaften in Freiburg und meinem Privatleben zu verbinden. Ich werde vermutlich auch viel im Zug lesen, wenn ich nach Freiburg pendle.
die:gemeinde: Wie ist die Diversität im Gemeinderat von Herbolzheim? Gibt es Veränderungen mit dem neuen Gemeinderat?
Dörle: Soweit ich weiß, sind alle Gemeinderäte in Herbolzheim weiß und die meisten sind ältere Männer. Ich bin definitiv die Jüngste. Ich glaube, dass die Vielfalt im Gemeinderat wichtig ist, um unterschiedliche Perspektiven einzubringen, und hoffe, dass ich dazu beitragen kann.
die:gemeinde: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dörle.