© Adobe Stock

Studie über Jugendliche im Ländlichen Raum: Das sind die Ergebnisse

Die Studie „Jung und Engagiert im Ländlichen Raum“ der Jugendstiftung Baden-Württemberg untersucht das ehrenamtliche Engagement im Ländlichen Raum. Fast jeder zweite Befragte engagiert sich demnach ehrenamtlich. die:gemeinde fasst die wichtigsten Zahlen zusammen.

Mit 45 Prozent ist die Quote der jungen Menschen im Ländlichen Raum, die sich ehrenamtlich engagieren, recht hoch. Das ist das wichtigste Ergebnis der Studie der Jugendstiftung, die am Freitag veröffentlicht wurde. 55 Prozent der befragten Jugendlichen geben indes an, sich nicht ehrenamtlich zu engagieren. Die wichtigsten Bereiche des Engagements sind Sport, gefolgt von Kirche, Religion und Musik. Junge Menschen im Übergang zum Erwachsenenalter sind häufig schon über viele Jahre ehrenamtlich aktiv und bereit, viel Zeit dafür aufzubringen. „Fast die Hälfte der ehrenamtlich Engagierten übt bereits seit vier und mehr Jahren ein Ehrenamt aus“, so die Studie. Demnach investiert jeder fünfte Engagierte acht bis zwölf Stunden im Monat ins Ehrenamt. Weitere 28 Prozent widmen der Tätigkeit sogar zwölf und mehr Stunden. „Spaß haben“ und das „Zusammensein mit Freunden“ seien die wichtigsten Motivationsfaktoren, halten die Autorinnen und Autoren der Studie fest.

Jeder zweite plant Umzug in andere Stadt

Der meistgenannte Hinderungsgrund für die Übernahme eines Ehrenamts ist fehlende Zeit. Obwohl Corona das Ehrenamt stark eingeschränkt und viele dazu gezwungen hat, ihr Engagement deutlich zu reduzieren oder sogar zeitweise zu pausieren, geben 81 Prozent der Befragten an, dass die Pandemie ihr Engagement langfristig nicht oder nur wenig verändert hat. Spannend in diesem Kontext: Soziale Medien und digitale Tools haben durch die Pandemie auch im Ehrenamt an Bedeutung gewonnen. Jeder zweite Befragte plant für Ausbildung oder Studium einen Umzug in eine andere Stadt. Weitere 39 Prozent sind noch unentschlossen und nur 13 Prozent planen, am Wohnort zu bleiben. Junge Frauen stehen einem Ortswechsel deutlich offener gegenüber als männliche Jugendliche vor Ort.

Männer nennen die fehlende Möglichkeit zur Absolvierung eines Studiums oder einer Ausbildung vor Ort als Hauptargument für den geplanten Wegzug. Bei den weiblichen Befragten dominiert dagegen der Wunsch, etwas Neues zu erleben. 72 Prozent der Männer, aber nur 57 Prozent der Frauen würden vor Ort bleiben, wenn sie am Heimatort das gewünschte Studium oder die angestrebte Ausbildung absolvieren könnten. „Wer sich in jungen Jahren engagiert, tut dies auch eher als erwachsene Person. Die Hälfte derjenigen, die sich heute engagieren, möchte dies auch nach einem Ortswechsel tun. In der Gruppe der bislang nicht Engagierten können sich dies dagegen nur 7 Prozent vorstellen“, heißt es in der Studie.

Hauk: Lohnt sich, Perspektiven der Jugendlichen Ernst zu nehmen

„Fast zwei Drittel der Befragten würden an ihrem derzeitigen Wohnort bleiben, wenn dies für die geplante Ausbildung oder das Studium möglich wäre. Dies ist eine wichtige Erkenntnis und eine große Chance für den Ländlichen Raum. Uns ist viel daran gelegen, das großartige Engagement der Jugendlichen im Ländlichen Raum zu unterstützen und aufrechtzuerhalten. Denn wer sich in jungen Jahren engagiert, tut dies auch eher als erwachsene Person. Es lohnt sich daher in mehrfacher Hinsicht, die Perspektiven und Wünsche der Jugendlichen im Bereich des Ehrenamts ernst zu nehmen und aufzugreifen“, sagte Peter Hauk, Minister für den Ländlichen Raum, über das Ergebnis.  

Kultusministerin Theresa Schopper betonte die Bedeutung von sozialem Engagement für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es freue sie, dass auf dem Land eine so große Bereitschaft herrscht, sich ehrenamtlich zu engagieren, sei es in der Kirche oder im Sportverein. „Die aktive Mitwirkung junger Menschen im Ländlichen Raum formt nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch die eigene Persönlichkeit – im positiven Sinne. Denn ein starkes, soziales Engagement ist ein Weg zur individuellen Entfaltung und prägt so die Charaktere von Kindern und Jugendlichen nachhaltig.“

Hintergrund:

Die Publikation der Jugendstiftung Baden-Württemberg gibt Aufschluss über den Einfluss des ehrenamtlichen Engagements auf die Entscheidungen, die junge Menschen in Bezug auf ihre berufliche Zukunft treffen. In der Studie wurde untersucht, wie das ehrenamtliche Engagement von Jugendlichen im Ländlichen Raum aussieht und wie es die Zukunftsperspektiven dieser Gruppe beeinflusst, wenn sie sich auf dem Weg in Richtung Ausbildung oder Studium begeben. Hierfür wurden im Sommer 2023 über 1.100 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe von beruflichen und allgemeinbildenden Gymnasien aus 20 Landkreisen im Ländlichen Raum befragt. Ein besonderes Augenmerk wurde darüber hinaus auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie gelegt, die das ehrenamtliche Engagement flächendeckend eingeschränkt hat.