Programm Quartiersimpulse fördert Projekte für das Altwerden in der Gemeinschaft
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Projekte ermöglichen das Altwerden im Quartier

Immer mehr ältere Menschen leben allein und benötigen dennoch Unterstützung. Doch wie werden diese betreut? Der demografische und soziale Wandel sorgt damit auch bei den Städten und Gemeinden für neue Herausforderungen. In einigen Kommunen werden deshalb auch neue Lösungen gesucht. Das Förderprogramm Quartiersimpulse soll sie dabei unterstützen, alters- und generationengerechter Quartiere zu entwickeln. Für die aktuelle Förderrunde wurden zehn Projekte ausgewählt. Wir stellen Ihnen eine Auswahl der Projekte vor.

Gut Älterwerden in Ottenbach

Ein kleines Pflegeheim sollte in der Gemeinde Ottenbach ab dem Jahr 2019 für die Versorgung älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger sorgen. Kurz vor dem Bau ist jedoch der Träger des Vorhabens abgesprungen. Das Projekt war gestorben. Für die Gemeinde ein herber Rückschlag. Im November 2021 haben der Gemeinderat und die Verwaltung deshalb einen erneuten Vorstoß unternommen, das Thema Älterwerden in Ottenbach neu und mit eigener Kraft anzugehen. In einem ersten moderierten Kreativ-Workshop ist die Idee für das Projekt „Gut Älterwerden in Ottenbach“ entstanden: Gemeinsam mit der Bürgerschaft, dem Gemeinderat, der Verwaltung und Fachleuten soll eine ganzheitliche Konzeption erstellt und in Umsetzung gebracht werden, um die Lebens-, Teilhabe- Wohn-, Unterstützungs- und Pflegesituation von älteren Menschen und deren Angehörigen im Ort zu verbessern. Für den Prozess erhält die Gemeinde 83.200 Euro Unterstützung über das Programm Quartiersimpulse. 

Quartiersplatz Höhwiesen - Gemeinschaft gemeinsam schaffen

Im Stadtzentrum der Stadt Blaustein wurde auf einer Industriebrache, an einem angrenzenden stillgelegten Steinbruch, das Wohnquartier Höhwiesen für ungefähr 200 Menschen geschaffen. Dort leben junge Familien, Seniorinnen und Senioren, Lebensgemeinschaften mit unterschiedlichen nationalen und sozialen Wurzeln und Menschen mit Behinderungen. Die Stadt Blaustein hat in ihrem Bebauungsplan für diesen Bereich eine Grünfläche ausgewiesen, welche nun mit dem Projekt "Quartiersplatz Höhwiesen, Gemeinschaft gemeinsam schaffen" als Bürgerbeteiligungsprojekt zu einem generationenübergreifenden Quartiersplatz gestaltet werden soll. Gemeinsam mit der Bürgerstiftung Blaustein und engagierten Anwohnerinnen und Anwohnern soll die Umsetzung des Quartiersplatzes erfolgen. Der Quartiersplatz soll barrierefrei und im Einklang mit der besonderen Natursituation durch den Steinbruch gestaltet werden. Es soll ein lebendiger, generationen- und kulturübergreifender Ort geschaffen und mit Leben gefüllt werden, der als „Aufschnauf-Plätzle“ seniorengerechte Sitzmöglichkeiten haben wird, und unter anderem mit einem Bouleplatz zum gemeinsamen Spiel einladen wird. Die Stadt erhält aus dem Programm Quartiersimpulse eine Förderung in Höhe von 80.000 Euro für das Projekt. 

Beimerstetten 2030 - Zukunft gemeinsam gestalten

Bürgerschaftliches Engagement und ein vielfältiges, aktives und funktionierendes Vereinsleben werden in der Gemeinde Beimerstetten nach wie vor gelebt. Dies zeigt sich unter anderem im ehrenamtlichen Engagement für den im Jahr 2018 gegründeten Verein Nachbarschaftshilfe. Dieser hat sich die Alten- und Jugendhilfe, die Unterstützung im Alltag und die Förderung von Bildung und Erziehung zum Ziel gesetzt. Da Beimerstetten in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen steht (Gestaltung und Entwicklung der Ortsmitte, Erschließung neuer Baugebiete, gesicherte Anbindung an den ÖPNV, demographischer Wandel, Sicherung der Daseinsvorsorge, Voranbringen von Klima- und Energiethemen), will die Gemeinde einen umfassenden Beteiligungsprozess anstoßen, um Prioritäten herauszuarbeiten und Ziele zu definieren. Konkrete Maßnahmen und deren Umsetzung sollen das Ergebnis des Bürgerbeteiligungsprozesses sein. Für den Prozess erhält die Gemeinde über das Förderprogramm Quartiersentwicklung 84.174 Euro Unterstützung. 

BERG 2030 - Leben und Wohnen - unsere Zukunft gemeinsam gestalten

Die Gemeinde Berg hat den in letzten Jahren etliche Begegnungsmöglichkeiten und Infrastrukturangebote verloren. Damit hat sich auch der Zusammenhalt in den Einwohnerschaft merklich verringert. Hier setzt der „BERGER ZUKUNFTSDIALOG“ an. Die Akteurinnen und Akteure der Initiative wollen alle Bürgerinnen und Bürger motivieren, über die Situation in Berg nachzudenken, um das Interesse an ihrem Ort und am Miteinander wieder neu zu wecken. Dazu braucht es in der Konzeptphase viele Ideen und Anregungen, die Schritt für Schritt in konkrete Projekte münden und umgesetzt werden - ein Beispiel wäre ein Bürgertreff. Und dabei sollen die Anliegen aller (Seniorinnen und Senioren, Jugendliche, Vereine, Familien, Kirchen, Neubürgerinnen und Neubürger, Flüchtlinge) mit einfließen. Zusammen mit der Gemeinde und den bestehenden Gruppierungen sollen Visionen entworfen werden, die Berg attraktiver und lebenswerter machen. Dafür erhält die Gemeinde 85.000 Euro aus dem Förderprogramm Quartiersimpulse. 

Case-Management für ein langes Leben zuhause

So lange und so gut wie möglich selbstständig zu Hause leben zu können, ist ein zentraler Wunsch älterer Menschen. Zur Erhaltung der gewünschten Selbstständigkeit braucht es familiäre und private Netzwerke und Unterstützung, aber auch professionelle Angebote und Hilfeleistungen. Mit einer neu eingerichteten Stelle zum Case-Management bei Seniorinnen und Senioren, also einer eingreifenden und steuernden Einzelfallbegleitung, soll ein Projekt des kommunalen Verbunds Rheinfelden und Schwörstadt ältere Menschen in ihrem häuslichen Umfeld unterstützen und Eigenständigkeit, Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe fördern und sichern. Dabei setzt das Projekt auf die vorhandene Vernetzung im Gemeindeverbund Rheinfelden und Schwörstadt. Beide Kommunen verfügen über ein breites Netzwerk zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure sowie engagierter Bürgerinnen und Bürger, die im Rahmen des Projekts eingebunden werden. Für den Landkreis Lörrach ist das Projekt ein Exemplar für die Einführung von Case-Management für Seniorinnen und Senioren auf kommunaler Ebene. Die Ergebnisse des Projekts fließen auf Kreisebene sodann in die Weiterentwicklung von Pflegestützpunkten im Landkreis Lörrach mit ein. Der Verbund erhält aus dem Programm Quartiersimpulse 115.000 Euro Förderung für das Projekt. 

Lucha: Miteinander der Generationen entlastet auch die Kommunen

„In Zeiten, in denen die Auswirkungen des demografischen Wandels immer deutlicher zu spüren sind, sollten Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft so effektiv wie möglich zusammenarbeiten“, sagt Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha. „Indem wir eine gesundheitsfördernde Umgebung schaffen, die auch das soziale Miteinander und die Teilhabe verschiedenster Generationen berücksichtigt, können einerseits Kommunen durch die aktive Bewohnerschaft entlastet werden, andererseits wird der gesellschaftliche Zusammenhalt vor Ort erlebbar.“ 

Was ist das Förderprogramm Quartiersimpulse? 

Bei den geförderten Quartiersimpulsen geht es darum, ältere Menschen und solche mit Pflegebedarf noch besser im Alltag zu unterstützen. Zusätzlich sollen Angebote geschaffen werden, durch die unterschiedliche Generationen zusammenkommen. Das Förderprogramm „Quartiersimpulse. Beratung und Umsetzung von Quartiersprojekten vor Ort“ ist Teil der Landesstrategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg. Es unterstützt Kommunen und zivilgesellschaftliche Akteure bei einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung. Hierbei werden gezielt Quartiersprojekte in Städten und Gemeinden für eine Laufzeit von zwei Jahren mit einem Zuschuss von bis zu 85.000 Euro gefördert. Bei Kommunalen Verbünden und Landkreisen in Verbindung mit kreisangehörigen Gemeinden oder Städten sind Förderungen von bis zu 115.000 Euro möglich. Die Kommunen erhalten den finanziellen Zuschuss nicht nur für Sach- und Personalkosten, sondern auch explizit für Beratungskosten.

Weitere Fördermöglichkeiten für Quartiersprojekte

Das Förderprogramm wird von der Initiative "Allianz für Beteiligung" im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg durchgeführt. Unterstützend zur Förderung können Kommunen sich beim "Gemeinsamen Kommunalen Kompetenzzentrum für Quartiersentwicklung" (GKZ.QE) von Gemeindetag, Städtetag, und Landkreistag Baden-Württemberg beraten lassen. Darüber hinaus bietet die "Quartiersakademie" interessierten Haupt- und Ehrenamtlichen in zivilgesellschaftlichen Organisationen und den kommunalen Verwaltungen Qualifizierungen zu Quartiersentwicklung und weiteren Themen an.

Alle Informationen zur Strategie „Quartier 2030 – Gemeinsam.Gestalten.“ finden Sie hier