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Nur einer von fünf Haushalten im Südwesten hat schnelles Internet

Baden-Württemberg ist Hochtechnologieland, doch die Versorgung mit schnellem Internet in Form von Glasfaser-Anschlüssen ist noch unterentwickelt. Dem kurz vor Jahresfrist erschienenen Breitbandbericht zufolge hat nicht einmal jeder fünfte Haushalt Highspeed-Internet. Die kommunalen Landesverbände kommentieren die Entwicklung.

Kurz vor Jahresfrist ist der neue Breitbandbericht der Bundesnetzagentur erschienen (hier geht es zum Download), der Datenstand bezieht sich auf Mitte 2023. Demnach sind 18,25 Prozent der Haushalte in Baden-Württemberg mit einem Glasfaseranschluss versorgt. Das sind 7,3 Prozent mehr als Mitte 2022. Unterm Strich ist die Zahl jedoch ernüchternd. Nicht einmal einer von fünf Haushalten im Südwesten kann sich heute auf schnelles Internet verlassen. Für ein Hochtechnologieland ein Wert, der bekümmern muss. Baden-Württemberg steht innerhalb des Bundes nicht schlecht da. Das liegt allerdings daran, dass Deutschland beim Glasfaserausbau insgesamt ein Entwicklungsland ist und weit unter dem OECD-Durchschnitt liegt. Dieser lag im Jahr 2022 bei einer Versorgungsquote von 37,7 Prozent. Spitzenreiter weltweit war Südkorea mit annähernd 90 Prozent, in Europa kommen Spanien, Island und Schweden auf Quoten von mehr als 80 Prozent. In Deutschland lag die Quote aktiver Anschlüsse 2022 noch bei unter zehn Prozent. 

Strobl: Breitbandausbau im Ländlichen Raum besonders wichtig

Innenminister Thomas Strobl sagte, eine flächendeckende Versorgung mit gigabitfähigen Anschlüssen müsse gewährleistet sein, vor allem im ländlichen Raum. Dort ist es für die privaten Telekom-Unternehmen meist nicht wirtschaftlich, auszubauen. Deshalb gibt es die Förderung des Staates. „Gerade im Ländlichen Raum sitzen in Baden-Württemberg viele Hidden Champions, also Weltmarktführer, die auf schnelles Internet angewiesen sind, um auf den Weltmärken konkurrenzfähig zu bleiben. Der Breitbandausbau ist gerade hier von besonderer Wichtigkeit, um einerseits die wirtschaftliche Stärke des Landes zu erhalten und auszubauen und andererseits zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse beizutragen“, so Digitalisierungsminister Thomas Strobl.

Kommunen: Glasfaserjahr 2023 mit Licht und Schatten 

Laut Innenministerium wird derzeit ein Großteil der kommunalen Förderprojekte umgesetzt, man beschwört eine „zeitnahe Verbesserung“ der Versorgung mit schnellem Internet. Vom Baubeginn bis zur Fertigstellung der Maßnahmen vergehen derzeit nach offiziellen Angaben drei Jahre. Die kommunalen Landesverbände betonen die Bedeutung einer optimalen Abstimmung des eigenwirtschaftlichen Ausbaus – gemeint ist der Ausbau von privaten Telekom-Konzernen – und staatlicher Förderung. „Das Glasfaser-Jahr 2023 beinhaltet aus Sicht der Landkreise, Städte und Gemeinden Licht und Schatten. Viele eigenwirtschaftliche Ausbauprojekte aus Vorjahren sind tatsächlich in den Bau übergegangen und dürften bald in Betrieb gehen. Auch bei den von Bund und Land geförderten Projekten wurden große Fortschritte erzielt und zahlreiche Haushalte angeschlossen. Beides bringt den Glasfaserausbau im Land spürbar voran“, sagten die Vertreter der kommunalen Landesverbände Landkreistag, Städtetag und Gemeindetag, Alexis von Komorowski, Ralf Broß und Steffen Jäger, in einer gemeinsamen Erklärung.

Kommunen: Land darf bei Förderung nicht nachlassen 

Gleichwohl stünden zukünftige Ausbau-Projekte gleich mehreren Herausforderungen gegenüber. „Der eigenwirtschaftliche Ausbau wird bei der Auswahl künftiger Ausbaugebiete aufgrund gestiegener Baukosten und höherer Zinsen noch selektiver vorgehen als bislang und die Breitbandförderung bietet den Kommunen aufgrund der begrenzten Mittel und neu geschaffener Hürden in vielen Fällen keine ausreichende Perspektive“, erklärten sie. Umso wichtiger sei es deshalb, dass das Land bei seinem Engagement in Sachen Glasfaserausbau nicht nachlasse und ein verlässlicher Partner an der Seite der Kommunen bleibe.