© Gemeinde Nellingen

In Nellingen entstehen 70 neue Wohnungen durch den Grundstücksfonds

Nellingen ist eine kleine Gemeinde im Alb-Donau-Kreis mit knapp 2.000 Einwohnern. Nicht jeder würde annehmen, dass Siedlungsdruck und Wohnraummangel hier dominierende Themen sind. Doch genau das ist der Fall. "Auf einen Bauplatz gibt es schon jetzt vier Interessenten", sagt Bürgermeister Christoph Jung im Gespräch mit die:gemeinde. Und der Siedlungsdruck wird steigen. Gut für Nellingen, dass es den Grundstücksfonds gibt.

Denn mithilfe des wohnraumpolitischen Instruments bleibt ein 14.000 Quadratmeter großes Grundstück in zentraler Lage in öffentlicher Hand. Die Landsiedlung als Vertreterin des Wohnbauministeriums hat es einer Erbengemeinschaft abgekauft, im Juli wurde der Vertrag unterzeichnet. In den kommenden Jahren sollen dort nun 70 Wohneinheiten entstehen, 30 Prozent davon gemeinwohlorientiert - das ist eine der Bedingungen des Grundstücksfonds. 

Bürgermeister Jung: "Ankauf durch das Land entlastet unseren Haushalt sehr"

Eine zweite ist, dass das Land die Grundstücke den Privateigentümern dann abkauft, wenn die Gemeinden es nicht selbst stemmen können. Das ist in Nellingen der Fall. Während der Kaufpreis nicht öffentlich werden soll, sagt Christoph Jung ganz klar: "Der Ankauf durch das Land entlastet unseren eigenen Haushalt sehr." Jung hält es für sinnvoll und richtig, dass der Grundstücksfonds dafür sorgt, dass das Stück Land im Besitz der öffentlichen Hand bleibt und nicht an Privatinvestoren fällt.

Neuer Regionalbahnhof in Merklingen erhöht Siedlungsdruck in kommenden Jahren 

Der hohe Siedlungsdruck in der Albgemeinde hat mehrere Ursachen. Da wäre der allgemeine Wohnungsmangel im Land, der längst nicht nur Ballungsräume und Speckgürtel betrifft. In Nellingen macht sich außerdem die relative Nähe zur Universitätsstadt Ulm bemerkbar, das 30 Kilometer entfernt liegt. Nur fünf Kilometer entfernt wiederum liegt Merklingen: Die Gemeinde erhält im kommenden Jahr einen Regionalbahnhof, der direkt an die neue Bahnstrecke Stuttgart - Ulm angeschlossen ist.

Grundstücksfonds ermöglicht Gemeinde, dringend benötigten Wohnraum anzubieten

Die unmittelbare Region, Nellingen inklusive, wird durch diese infrastrukturelle Weichenstellung attraktiver, vor allem für Pendler. Das ist einerseits positiv und macht die Gemeinden beliebter, verstärkt andererseits den ohnehin vorhandenen Wohnraumbedarf. "Vor allem wird es den Siedlungsdruck aus Richtung Ulm erhöhen", glaubt Bürgermeister Jung. Der Grundstücksfonds eröffnet der Gemeinde nun die Möglichkeit, dringend benötigten Wohnraum anzubieten, und das in einer Lage zwischen Ortskern und öffentlichen Einrichtungen wie Schule und Kindergarten. "Das Grundstück drängt sich für eine dichtere Bebauung geradezu auf", erklärt Jung.

Jung: Wollen Bürger mit einbeziehen und moderates Wachstum

Wichtig ist Christoph Jung dabei, die Einwohner nicht zu überrumpeln, sondern mitzunehmen. "Wir wollen kein schnelles, sondern moderates Wachstum", sagt er. Deshalb ist ihm die Bürgerbeteiligung eine Herzensangelegenheit. Sie soll die Bürger nicht nur über das Bauvorhaben informieren, sondern auch deren Impulse und Bedürfnisse aufnehmen. Details sind noch offen. Bislang gibt es einen Ratsbeschluss aus dem November. Er wurde auf Grundlage von allgemein gehaltenen Entwürfen eines Stadtplaners gefasst, die zeigten, wie sich der Neubau in die bestehende Bebauung einfügen könnte. 

Im kommenden Jahr stehen konkrete planungsrechtliche Maßnahmen an

Nach der Vertragsunterzeichnung Anfang Juli werden Stadtplaner im nächsten Schritt aktualisierte Entwürfe vorlegen, über die der Gemeinderat ein weiteres Mal entscheidet. Dann geht es in die Bürgerbeteiligung. Im kommenden Jahr folgen konkrete planungsrechtliche Maßnahmen wie die Aufstellung eines Bebauungsplans. Vom bisherigen Verlauf ist Christoph Jung angetan, die Zusammenarbeit mit der Landsiedlung lobt er in den höchsten Tönen. Von der Abgabe des Angebots bis zur Vertragsunterzeichnung seien nur zehn Monate vergangen, "das ist eigentlich gar nichts", so Jung. 

In fünf Jahren kann die Gemeinde Grundstück zurückkaufen 

Die nächsten Monate und Jahre werden nun spannend: Was sagen die Bürger, was fordern sie, welcher Bauherr wird das Projekt übernehmen, wie wird es konkret aussehen? In fünf Jahren könnte die Gemeinde dem Land das Grundstück dann wieder zurückkaufen. Bis dahin hat der Grundstücksfonds aller Voraussicht nach dazu beigetragen, dass wichtiger Wohnraum entstanden ist - und das zu einem nicht unerheblichen Teil zu Preisen, die sich Normalverdiener leisten können.