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Jugendticket: Chance für Mobilitätswende im Ländlichen Raum?

Jugendliche können von März an für einen Euro am Tag Bus und Bahn fahren – und das verkehrsverbundübergreifend. Damit setzt Grün-Schwarz ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag um. Das Ticket gilt zunächst bis Ende 2025.

327 Millionen Euro lässt sich das Land das Jugendticket kosten. Damit übernimmt es 70 Prozent der Kosten bis Ende 2025. Land- und Stadtkreise, die für den öffentlichen Nahverkehr zuständig sind, übernehmen den Rest. Das Ticket gilt für junge Menschen unter 21 und für Studierende unter 27 Jahren. Welche Nachfrage ein preiswertes ÖPNV-Angebot auslösen kann, hatte im Sommer das Neun-Euro-Ticket demonstriert. Sein Nachfolger, das 49-Euro-Ticket, ist bereits beschlossen, wobei noch unklar ist, ab wann es gilt.

Zeitenwende im öffentlichen Nahverkehr

Mit dem Jugendticket eröffnen Land und Kommunen jungen Menschen nun völlig neue Perspektiven. Der ÖPNV dürfte an Attraktivität zulegen, vor allem an jenen Orten, die bereits gut mit Bussen und Bahnen versorgt sind. Für zusätzliche Attraktivität dürfte die Tatsache sorgen, dass das Ticket verbundübergreifend gilt. Jugendliche dürfen sich also landauf-, landab mit demselben Fahrschein fortbewegen – ein Meilenstein angesichts der Tatsache, dass es im ÖNV 19 Verbünde mit jeweils eigenen Tickets gibt. Sogar Reisen über Landesgrenzen hinweg sind möglich, weil es Kooperationen mancher baden-württembergischer Verbünde mit Verbünden in anderen Ländern gibt. 

Ein 365-Euro-Ticket für junge Menschen

Das Jugendticket ist ein 365-Euro-Ticket; die Forderung nach einer flächendeckenden und altersunabhängigen Einführung eines solchen Tickets wird von Aktivisten und Verkehrsexperten schon seit Jahren gefordert. Nun profitieren immerhin die Jugendlichen von dem Angebot. Die kommenden beiden Jahre dürften also spannend werden.

VVS-Geschäftsführer: Wollen Nachfrage im ÖPNV dauerhaft ankurbeln 

VVS-Geschäftsführer und Sprecher der Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg Thomas Hachenberger sagte, nach der langen Durststrecke durch die Pandemie wolle man die Nachfrage im ÖPNV mit dem Jugendticket dauerhaft und nachhaltig ankurbeln. „Die junge Generation macht immerhin ein Drittel unserer Kundschaft aus. Durch die landesweite Gültigkeit werden Fahrten mit Bus und Bahn, vor allem in der Freizeit, attraktiver. Die Fahrt über Verbundgrenzen hinweg wird beispielweise für Studierende, die bisher in zwei Verbünden unterwegs waren, deutlich einfacher und sehr viel günstiger.“

Hermann: Jugendticket entlastet junge Leute und ihre Familien 

Verkehrsminister Winfried Hermann sagte, das preiswerte Ticket entlaste junge Leute und ihre Familien finanziell erheblich. Zugleich, so Hermann, sei es ein Beitrag zur umweltfreundlichen Mobilität. „Ich bin überzeugt, wer in jungen Jahren den ÖPNV nutzen und schätzen lernt, der wird sich auch später klimafreundlich und verantwortungsbewusst fortbewegen“, so der Minister.

Landkreistag: Jugendticket gesetzlich verankern

Der Geschäftsführer des Landkreistags, Alexis von Komorowski, forderte, das Jugendticket nach seiner Einführung gesetzlich zu verankern, um Verlässlichkeit herzustellen. Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Städtetags, Susanne Nusser, forderte Bund und Land auf, zu klären, wie sich das Jugendticket zum 49-Euro-Ticket verhalten werde. Es gebe dabei noch ungeklärte Fragen.