Internationale Zusammenarbeit für den Klimaschutz sorgt im Landkreis Lörrach für viele Synergieeffekte
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Interkommunale Zusammenarbeit: Gemeinsam gegen den Klimawandel

Im Landkreis Lörrach kämpfen die Kommunen an vielen Fronten gemeinsam. Neben Breitband und Mobilität ist es besonders der Klimaschutz, dessen Maßnahmen beim Landkreis gebündelt werden. Und dafür erhält er auch bald noch einmal personelle Unterstützung.

In unserer Reihe zur interkommunalen Zusammenarbeit haben wir uns bisher mit den unterschiedlichsten Modellen beschäftigt, die Städte und Gemeinden nutzen, um in bestimmten Bereichen ihre Kräfte zu bündeln. Doch auch die Zusammenarbeit von Städten und Gemeinden mit ihren Landkreisen ist eine Form der interkommunalen Zusammenarbeit. Diese wird zum Beispiel im Landkreis Lörrach in den unterschiedlichsten Bereichen gepflegt. Der Zweckverband Breitband Lörrach, in dem alle Städte, Gemeinden und der Landkreis zusammenarbeiten, kümmert sich darum, dass jeder Haushalt an das Glasfasernetz angeschlossen werden kann. Einige Städte und Gemeinden planen gemeinsam mit dem Landkreis den Radschnellweg Wiesental RS7 von Schopfheim über Maulburg und Steinen nach Lörrach. Und auch die Erarbeitung sinnvoller Mobilitätsknotenpunkte geschieht in interkommunaler Zusammenarbeit.  

Interkommunale Zusammenarbeit für Wärmeplanung, Klimaschutzkonzept und Starkregenrisikomanagement

Besonders stark arbeiten die Städte und Gemeinden über den Landkreis in einem Bereich zusammen, mit dem sich der Landkreis selbst erst relativ kurze Zeit – seit zehn Jahren – beschäftigt: dem Klimaschutz. Seit 2022 gibt es eine interkommunale Wärmeplanung für alle Kommunen des Landkreises, seit einigen Jahren steht ein gemeinsames Klimaschutzkonzept für viele Städte und Gemeinden sowie den Landkreis und ein Starkregenrisikomanagement an dem sich alle Städte und Gemeinden mit einem erhöhten Risiko beteiligen. „Im Bereich Klimaschutz sind die Städte und Gemeinden sehr froh, wenn wir Projekte gemeinsam umsetzen“, erzählt Inga Nietz, die die Stabsstelle Klimaschutz beim Landkreis Lörrach leitet. „Von 35 Städten und Gemeinden haben nur drei einen Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin. Sie können also stark von der Zusammenarbeit profitieren.“ 

Pilotprojekt für gemeinsame kommunale Wärmeplanung

Ende des Jahres 2020 hat der Landkreis begonnen, federführend einen kommunalen Wärmeplan für alle Kommunen aufzustellen. Damit sind die Kommunen Vorreiter – Lörrach ist der einzige Landkreis, der einen Wärmeplan gemeinsam mit seinen Städten und Gemeinden erstellt hat. Für die größeren Kommunen im Landkreis, die bereits verpflichtet sind einen Wärmeplan zu erstellen, war das eine Entlastung. Doch auch für die kleinen Kommunen war das Angebot attraktiv. Der Landkreis hat einen großen Teil der Arbeit übernommen. Die Städte und Gemeinden mussten alle nötigen Daten bereitstellen, haben sich gestalterisch dort beteiligt, wo es für sie selbst wichtig war, und nahmen an den Begleitkreisen teil. Für ihre Hilfe bei der Erstellung des Wärmeplans haben die Städte und Gemeinden vom Landkreis eine Aufwandsentschädigung erhalten. 

Auch Kommunen, die bereits eigene Maßnahmen durchgeführt haben, profitieren

Einige der Städte und Gemeinden im Landkreis hatten sich schon zuvor auf den Weg gemacht, einen kommunalen Wärmeplan aufzustellen. Trotzdem haben sie sich an dem gemeinsamen Konzept gerne beteiligt. So etwa die Gemeinde Hausen im Wiesental. Schon als die Landesregierung 2020 die kommunale Wärmeplanung für Städte mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern verpflichtend machte, hatte Hausen in seiner Grundschule eine Holzpelletsheizung eingebaut, die über ein kleines Nahwärmenetz die kommunalen Gebäude rundherum mit Wärme versorgt. Damit war der Grundstein für die Wärmewende in der Gemeinde bereits gelegt. Trotzdem war der damaligen Bürgermeister, Martin Bühler, davon überzeugt, dass die Gemeinde an dem interkommunalen Projekt teilnehmen sollte: „Als unser Landkreis Lörrach die Wärmeplanung interkommunal angehen wollte, war sofort klar: Da machen wir mit. Denn im Planungskonvoi ist der Zugang zu den wichtigsten Zutaten einer erfolgreichen Wärmewende einfacher: gute Planung, kompetente Partner und die Motivation, das Projekt umzusetzen.“

Gemeinsames Klimaschutzkonzept sorgt für Synergieeffekte

Durch die Zusammenarbeit am Wärmeplan können sich die Städte und Gemeinden untereinander aushelfen. Während manche mehr Wärme produzieren als sie benötigen, können andere diese Wärme gut brauchen. So kann zum Beispiel die Abwärme großer Chemieunternehmen über Gemeindegrenzen hinaus genutzt werden. Bei dem gemeinsamen Klimaschutzkonzept konnten drei Kommunen im Landkreis nicht teilnehmen. „Das sind Zusammenhänge, die man erst während der Umsetzung wirklich versteht“, sagt Inga Nietz. „Einen Klimaschutzmanager oder eine Klimaschutzmanagerin bekommt eine Kommune nur dann gefördert, wenn sie ein eigenes Klimaschutzkonzept erstellt. Das heißt, die drei Kommunen in unserem Landkreis, die eine eigene Stelle für das Klimaschutzmanagement hatten, konnten bei dem gemeinsamen Konzept nicht mitmachen, weil sie sonst ihre Förderung verloren hätten.“ Der Landkreis unterstützt die Städte und Gemeinden auch nach der Erstellung bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts und des Wärmeplans. Dabei brauchen die Kommunen ganz unterschiedlich viel Hilfe. „Städte und Gemeinden, die selbst ein Klimaschutzmanagement haben, benötigen kaum Hilfe“, sagt Inga Nietz. „Während besonders die ganz kleinen Kommunen, die ehrenamtliche Bürgermeisterinnen oder Bürgermeister und eine sehr kleine Gemeindeverwaltung haben, häufig viel Unterstützung brauchen. Sie haben oft gar nicht die Kapazitäten, Vertreterinnen und Vertreter zu den gemeinsamen Besprechungen zu schicken.“

Klimaschutzkoordinator ist speziell für die Städte und Gemeinden da

Im September startet im Landkreis Lörrach erstmals ein Klimaschutzkoordinator. „Die Stelle wird gefördert und ist speziell für die Städte und Gemeinden da“, erklärt Inga Nietz. „Hauptaufgabe wird die Klimafolgenanpassung sein.“ Der Wunsch nach mehr Hilfe bei der Klimafolgenanpassung kam dabei aus den Städten und Gemeinden selbst. Der Landkreis hatte einen Workshop veranstaltet, bei dem er die Bedarfe der Städte und Gemeinden abgefragt hat. Ein Werkzeugkasten für die Klimafolgenanpassung stand dabei an erster Stelle. Der neue Klimaschutzkoordinator wird die Städte und Gemeinden zunächst vor Ort besuchen und die Bedarfe zum Thema Klimafolgenanpassung abfragen. „Dabei wird es vermutlich ganz unterschiedliche Antworten geben“, glaubt Inga Nietz. „Im städtischen Raum wird zum Beispiel das Thema Hitzestau sicherlich eine große Rolle spielen, während es in den ländlicheren Gebieten vermutlich eher der Wassermangel ist.“ 

Interkommunale Zusammenarbeit im Klimaschutz lohnt sich finanziell und inhaltlich 

Die Vorteile der Zusammenarbeit zwischen Landkreis, Städten und Gemeinden sind offensichtlich: Es müssen deutlich weniger personelle Ressourcen eingesetzt werden, es entstehen an vielen Stellen Synergien und auch die Beschaffung kann im Zweifel günstiger werden, wenn viele Kommunen sich zusammenschließen. „Natürlich werden die Projekte insgesamt günstiger, wenn man sie gemeinsam angeht“, sagt auch Inga Nietz. „Besonders ist es aber das Inhaltliche, was die Zusammenarbeit sinnvoll macht. Wir können die Kommunen zusammenbringen, die sich gegenseitig helfen können und zum Beispiel den Ländlichen Raum im Landkreis als Ganzes betrachten.“