© Adobe Stock

Forscher wollen experimentelle Wohnformen kartieren

Der Wohnraum ist knapp, die Baukosten hoch - und die klimaschutzbedingten Anforderungen ans Bauen so komplex wie nie zuvor. Wie gelingt es in dieser Gemengelage trotzdem, qualitativ hochwertigen Wohnraum zu schaffen? Forschende des BBSR wollen Antworten darauf finden. Ziel ist es, eine „Landkarte der Innovation“ zu erstellen.

In Zeiten steigenden Wohnungsbedarfs und des zunehmenden Drucks auf lokale Wohnungsmärkte in Deutschland stellt sich die Frage nach innovativen Wohnformen, die eine qualitätsvolle und gleichzeitig flächensparende Wohnungsversorgung ermöglichen. Die Herausforderungen variieren dabei je nach Größe und Art der Stadt. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) beschäftigt sich in einem im September gestarteten Forschungsprojekt mit Potenzialen und Eigenschaften innovativer Wohnformen - und mit der Rolle, die sie bei der Bewältigung dieser Herausforderungen spielen können.

Vielfältige Probleme der Wohnungsmärkte

Den Forschenden des BBSR zufolge stehen deutsche Wohnungsmärkte vor vielfältigen Problemen, von der quantitativen Unterversorgung bis zu qualitativen Defiziten. Gleichzeitig besteht das Ziel, bis 2050 den Netto-Null-Flächenverbrauch zu erreichen. Die Lösung dieser Wohnungsnot ist aus ihrer Sicht Chance und Risiko zugleich. Es erfordert die Reduzierung des Flächenverbrauchs für den dringend benötigten Wohnungsbau, insbesondere in städtischen Gebieten. Strategien zur Qualitätssicherung bezahlbarer und bedarfsgerechter Wohnungsangebote sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung.

„Die Bundesregierung und ihre Partner im Bündnis bezahlbarer Wohnraum (BBSR 2022) haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Eine davon ist die Maßnahme 1.6 zur „Flächensuffizienz“, bei der innovative Grundrisse und neue Wohnformen zur Verringerung des Wohnflächenverbrauchs untersucht werden sollen. Die Analyse innovativer Wohnformen kann somit dazu beitragen, flächensparendes Bauen zu fördern“, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. 

Die Rolle der Kommunen

„Die Kommunen sind durch Besonderheiten wie überdurchschnittliche Alterung und Abwanderung, Schwarmstadteffekte, große Gewerbeansiedlungen oder -schließungen oder umfangreiche Stadtentwicklungsprojekte geprägt“, schreiben die Autorinnen und Autoren. Pauschale Lösungsansätze kämen dabei an ihre Grenzen. Das Forschungsvorhaben beinhaltet laut BBSR eine umfassende Recherche und Auswertung besonderer Wohnprojekte in ganz Deutschland, um eine Landkarte der Innovation für das zukünftige Wohnen zu erstellen. Es berücksichtigt die Vielfalt der Herausforderungen in verschiedenen Gemeinde- und Stadtkategorien. Eine Kommunal- und Projektträgerbefragung ergänzt die Analyse von innovativen Wohnformen.Die zentrale Frage des Forschungsprojekts betrifft die Zukunft des Wohnens. Im Fokus stehen Best Practices, Projektionen und Realisierungsbedingungen.

Fünf innovative Wohnformen als Basis

Konkret soll auf eine bundesweite Querauswertung besonderer Wohnprojekte mit Clusterung und kartografischer Aufbereitung im Rahmen des Vorhabens eine Kommunal- und Projektträgerbefragung folgen. Anhand einer qualifizierten Auswahl von fünf innovativen Wohnformen sollen die anfänglich skizzierten Dimensionen der Innovation an den vertiefenden Fallanalysen geprüft werden, um konzeptionelle Vorschläge zur Weiterentwicklung innovativer Wohnformen für die Zukunft des Wohnens mit Fokus auf Flächensparen und Realisierbarkeit zu machen. Die Zwischenergebnisse werden bei einem Workshop mit Expertinnen und Experten zu Trends des innovativen Wohnens diskutiert und angereichert.

Das Ziel des Projekts

Die interdisziplinäre Forschung zielt darauf ab, einen Überblick über die Bedarfe der Haushalte und die Möglichkeiten innovativer Wohnformen in verschiedenen Stadt- und Gemeindetypen zu bieten. Die vorgeschlagenen Konzepte zur Weiterentwicklung innovativer Wohnformen und flächensparender Alternativen sollen dazu beitragen, die wachsende Nachfrage nach Wohnraum zu bewältigen und die Lebensqualität in urbanen und ländlichen Gebieten zu verbessern.