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BUND stellt Wärmeplanungs-Datenbank online

Der BUND Baden-Württemberg hat eine Online-Datenbank veröffentlicht, aus der hervorgeht, welche Kommunen bereits einen Wärmeplan vorgelegt haben - und welche Informationen darin hinterlegt sind.

Das Land Baden-Württemberg ist bei seinen Zielen für die kommunale Wärmeplanung besonders ehrgeizig. Anders als Städte und Gemeinden in anderen Bundesländern mussten manche von ihnen bereits bis Ende des vergangenen Jahres einen solchen Plan vorlegen. Andere, kleinere, haben hingegen noch bis Ende 2026 Zeit. In den Wärmeplänen legen die Kommunen dar, wie sie ihre Wärmeversorgung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten klimagerecht sicherstellen wollen.

Aktuell 65 Wärmepläne hinterlegt

Der BUND Baden-Württemberg hat nun eine Online-Datenbank mitsamt Landkarte veröffentlicht. Sie zeigt, in welchen Gemeinden bereits eine Wärmeplanung vorhanden ist und in welchen nicht. So zeigt ein blauer Kringel an, wenn Gemeinden den Plan bis 2026 vorlegen müssen, ein gelber Kringel wiederum steht für die Pflicht, den Plan bis Ende vergangenen Jahres vorgelegt zu haben. Sind die Kringel grün ausgefüllt, liegt ein Wärmeplan vor, sind sie leer, dann nicht. Zwar erhebt der BUND keinen Anspruch auf Vollständigkeit, trotzdem gibt die Karte einen guten Überblick über den Status quo. Derzeit sind 65 Wärmepläne in der Datenbank hinterlegt.

Analyse verschiedener Parametern möglich

Besonders spannend sind die inhaltlichen Daten, die in der Datenbank hinterlegt sind und die mit einem Klick auf die Kommune abrufbar sind. Daraus gehen zum Beispiel Daten zum Wärmemix hervor. In Gaggenau zum Beispiel sollen einmal 63 Prozent aus der Umweltwärme stammen, die mit Wärmepumpen in die Häuser gelangen. Dazu kommen 26 Prozent aus  fossilen Energieträgern und elf Prozent aus Biomasse. In Salem am Bodensee sollen bis 2040 21 Prozent des Energiebedarfs aus Wasserstroff stammen, 51 Prozent aus Umweltwärme und 27 Prozent aus Biomasse. Grundsätzlich können Nutzende die Wärmepläne nach verschiedenen Parametern durchsuchen, etwa danach, ob ein Wärmenetz geplant ist, wie viel Wasserstoff die Kommune einsetzen will, welches Planungsbüro zuständig ist oder mit welchen Energieeinsparungen gerechnet wird.

BUND: Große Unterschiede bei einzelnen Plänen

Der BUND gibt an, die Daten entweder konvertiert, eingespeist oder erhoben zu haben, und das „nach bestem Wissen und Gewissen“. Eine Garantie für die Korrektheit und Vollständigkeit gibt der Verband nicht. „Wir wollen mit der Datenbank Transparenz schaffen. Als wir die Wärmepläne der einzelnen Kommunen gesichtet haben, haben wir sehr große Qualitätsunterschiede entdeckt. Manche Kommunen sind aus unserer Sicht auf einem sehr guten Weg. So plant zum Beispiel Offenburg mit viel Umweltwärme und Baden-Baden will auf synthetische Energieträger verzichten“, sagt die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Gorsch.

Fehlplanungen frühzeitig erkennen

Bei anderen Kommunen wiederum fehlten wichtige Daten oder es werde mit großen Mengen von Energieträgern wie Wasserstoff geplant, die in absehbarer Zeit in diesen Mengen gar nicht zur Verfügung stehen würden. „Obwohl das Land einen umfangreichen Leitfaden und einen Technikkatalog zur Erstellung der Pläne zur Verfügung gestellt hatte, unterscheiden sich die von den Kommunen veröffentlichten Dokumente in ihrer Tiefe massiv.  So fehlen in vielen Plänen wichtige Basisdaten“, schreibt Pilarsky-Gorsch in einem Kommentar.

Umweltreferent: Sind Pläne händisch durchgegangen

Als größte Herausforderung bei der Sichtung und Konvertierung der Daten nennt BUND-Umweltreferent Fritz Mielert gegenüber die:gemeinde-Aktuell die Tatsache, dass es keinen einheitlichen Standard gebe, wie Daten in den veröffentlichten Wärmeplänen abzulegen sind. „Je nach Planungsbüro unterscheiden sich die Daten in der Qualität ihrer Aufbereitung oder fehlen komplett. Häufig mussten Daten aus Diagrammen herausgemessen werden“, sagt Mielert. Mühevoll auch die Suche und Übertragung der Daten: Mitarbeitende suchten auf Websites und in Ratsinformationssystemen nach den Plänen und gingen diese dann händisch durch.

Große Bandbreite beim Anteil an Wärmenetzen

Aus zehn Plänen sei nicht einmal herauszulesen, wie viel Wärme dezentral in Privathäusern und Wohnungen und wie viel zentral erzeugt und über ein Wärmenetz verteilt werden solle. „Bei den Kommunen, die Auskunft darüber geben, reicht die Bandbreite von solchen, die nur einen Anteil von drei Prozent durch Wärmenetze abdecken wollen, bis zu jenen, die eine Netzversorgung von bis zu 79 Prozent anstreben“, schreibt die BUND-Landesvorsitzende weiter. „Damit die Wärmeplanung gelingen kann, müssen Fehlplanungen frühzeitig erkannt werden und alle Daten auf den Tisch. Wir hoffen, mit unserer Datenbank dazu beitragen zu können“, so Pilarsky-Gorsch.

Angenommene Energieeinsparung variiert stark

Umweltreferent Mielert ergänzt: „Insbesondere beim Energiemix – ob im Gesamten, in der Versorgung über Wärmenetze oder dezentral in Einzelgebäuden – fehlen häufig Angaben. Wobei sich zwischen den Plänen unterscheidet, welche Angaben fehlen. Eine tabellarische Aufbereitung der Daten ist sehr selten.“ Als positiv überraschen beschreibt Mielert, wie viele Kommunen den Einsatz von Wasserstoff und biogenen Energieträgern stark beschränken. Spannend sei, wie stark die angenommene Energieeinsparung variiert. „Hier gibt bei den von uns gesichteten Wärmeplänen Angaben zwischen 18 und 52 Prozent. Inwieweit Einsparungen von über 40 Prozent innerhalb von 16 Jahren – Baden-Württemberg will bekanntlich 2040 klimaneutral sein – realisierbar sind, hängt wahrscheinlich an der Einführung drastischer ordnungsrechtlicher Maßnahmen“, so Mielert.