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Anstoß für Weiterentwicklung und Engagement 

Biberach in Baden soll sich entwickeln und stärker zusammenarbeiten. Um einen gemeinsamen Startpunkt zu haben, die Bürgerschaft zu mobilisieren und systematisch vorgehen zu können, stellt die Kommune ein Gemeindeentwicklungskonzept an den Anfang der Reise.  

Biberach in Baden ist eine beschauliche Gemeinde mit 3.750 Einwohnerinnen und Einwohnern. Infrastrukturell würde die Gemeinde gerne noch einiges verbessern. Doch das ist gar nicht so leicht.  

Biberach besteht aus einem Hauptort und dem Ort Prinzbach. Zwischen beiden will man schon lange eine Radwegverbindung herstellen. Dafür gäbe es zwei Varianten. Eine kam nicht zustande, da die Eigentümerinnen und Eigentümer der benötigten Grundstücke nicht alle einverstanden waren. Die andere wäre sehr teuer – sie würde die kleine Gemeinde auch im Falle einer Förderung 400.000 Euro kosten. Und das in einer schwierigen Haushaltslage, denn: „Die Gewerbebetrieben haben unter der Corona-Zeit sehr gelitten und damit sind natürlich auch die Gewerbesteuereinnahmen gesunken“, sagt Jonas Breig, Bürgermeister von Biberach. „Vor Corona lagen sie bei 1,9 Millionen Euro, 2021 gerade einmal bei 400.000 Euro.“  

Auch ein neues Gewerbegebiet möchte die Gemeinde schon lange ausweisen. Unternehmen im Ort würden sich gerne vergrößern und auch für weitere Firmen möchte die Gemeinde attraktiv sein. Doch die avisierte Fläche für das neue Gewerbegebiet liegt im HQ100-Gebiet. Dazu kommen weitere Entwicklungen, die sich negativ auf die Gemeinde auswirken: In den letzten Jahren musste ein Gastronomiebetrieb schließen und es gibt nur noch einen Discounter.  

Als Jonas Breig vor anderthalb Jahren Bürgermeister der Gemeinde wurde, brachte er große Pläne für die Entwicklung von Biberach mit. Und auch die schon angestoßenen Projekte, wie den Radweg und das Gewerbegebiet, wollte er neu angehen. Um neue Impulse zu schaffen und das Engagement der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, stieß er ein Gemeindeentwicklungskonzept an.  

„Das Gemeindeentwicklungskonzept war mir ein Bedürfnis und ein wesentlicher Punkt war es, zu erfahren, welche Bedürfnisse die Bürgerinnen und Bürger, die Vereine und die Wirtschaft haben“, sagt Jonas Breig. „Und wichtig ist es aus noch aus einem anderen Grund: Wichtige Förderungen wie das Landessanierungsprogramm setzen ein Gemeindeentwicklungskonzept voraus.“  

Da die Gemeinde auch die Innenentwicklung angehen wollte, hat sie sich zur Förderung des Gemeindeentwicklungskonzepts für das Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ beworben über das höchstens 44.500 Euro oder 50 Prozent der maximalen förderfähigen Gesamtkosten finanziert werden können. Im Dezember 2022 hat das Land die Förderung zugesagt. Im Februar 2023 startete der Weg Richtung Gemeindeentwicklungskonzept gemeinsam mit einem Unternehmen für Kommunalentwicklung und Städtebau.  

Dieses machte im Februar eine Bestandsanalyse, aus der sich vier Handlungsfelder für das Gemeindeentwicklungskonzept ergaben:  

  1. Wohnen, Soziales und Gesundheit 

  1. Kultur, Freizeit und Tourismus 

  1. Gewerbe und Nahversorgung 

  1. Mobilität, Klimaschutz, Land- und Forstwirtschaft  

Es folgten verschiedene Beteiligungsformate, die die Bedürfnisse aller Akteure abfragen sollten. Im Mai gab es einen Gemeindespaziergang mit allen Interessierten mit anschließender Bürgerwerkstatt zur Erarbeitung gewünschter Maßnahmen und einen Abend mit Pizza und Quiz für Jugendliche, die ihre eigenen Ideen für Biberach einbringen konnten. Im Juli konnte auch das Gewerbe bei einem Runden Tisch seine Bedürfnisse mitteilen. Dabei ging es besonders um die Gewinnung von Personal – es brauche ausreichend Wohnraum und einen guten Anschluss an den ÖPNV, um für diese attraktiv zu sein. Das beauftragte Unternehmen entwickelte aus der Bestandsanalyse und den Ergebnissen der verschiedenen Beteiligungsformate zwölf Schlüsselprojekte.  

Diese zwölf Schlüsselprojekte wurden von Gemeinderat und Ortschaftsrat ergänzt und priorisiert: 

  1. Realisierung eines Radwegs zwischen Prinzbach und Hauptort 

  1. Sicherung der Daseinsvorsorge 

  1. Erstellung eines Verkehrskonzepts 

  1. Verlagerung aussiedlungswilliger Gewerbebetriebe 

  1. Ortsmitte in Prinzbach schaffen 

  1. Entwicklung eines neuen (interkommunalen) Gewerbegebiets  

  1. Ausweisung eines Neubaugebiets 

  1. Entwicklung eines Freizeitbereichs am Forst 

  1. Nachhaltige Energieversorgung und Gebäudesanierung  

  1. Aktivierung des Bahnhofparks 

  1. Aktivierung von Leerstand und Baulücken 

  1. Klimaanpassung und Naturerlebnis 

Das entstandene Konzept „Biberach 2035+“ soll die Kommune resilient machen gegen Klimawandel, Flächenknappheit und demografischen Wandel. Bei der Vorstellung des Konzepts auf der für die Öffentlichkeit zugänglichen Gemeinderatssitzung – auf der der Gemeinderat das Konzept mehrheitlich verabschiedete - macht Jonas Breig das auch noch einmal deutlich: „Man könnte jetzt natürlich denken ‚Noch ein weiteres Konzept erstellt‘, aber darum geht es hier nicht. Nein, wir möchten die Zukunft unserer Gemeinde gemeinsam gestalten. Ortsentwicklung lebt von aktiver Beteiligung.“ 

Von der Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger verspricht sich Jonas Breig auch noch etwas anderes: „Ich hoffe, wir haben Sie neugierig gemacht auf das aktive Engagement in der Gemeinde – und am 9. Juni steht ja auch eine weitere Möglichkeit an, sich aktiv einzubringen.“ Denn auch in Biberach sind noch Plätze auf den Listen für die Kommunalwahl frei.