Weihnachtsmärkte 2021 mit klaren Hygienekonzepten während Corona-Zahlen steigen
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Weihnachtsmärkte: Welche Kommunen sich dafür und dagegen entschieden haben

Weihnachtsmarkt öffnen oder um ein weiteres Jahr verschieben? In der aktuellen Pandemielage ist das eine schwierige Entscheidung für Städte und Gemeinden. In Baden-Württemberg bleiben einige geschlossen, andere öffnen, teils mit abweichenden Konzepten.

Auch wenige Wochen vor dem ersten Advent wird in den Kommunen weiterhin diskutiert, ob man einen Weihnachtsmarkt mit einem sicheren Hygienekonzept auf die Beine stellen kann oder nicht. Während sich das Land Baden-Württemberg, die Kommunalen Landesverbände und Vertreter der Schaustellerbranche Ende September auf Grundregeln für die Öffnung von Weihnachtsmärkten einigten, müssen nun die Betreiber entscheiden, ob diese bei ihnen auch umsetzbar sind.

Gaggenau trennt Kunsthandwerk und Gastronomie

In Gaggenau etwa wird seit Wochen über den Weihnachtsmarkt diskutiert. Zunächst wollte die Stadt einen deutlich kleineren Weihnachtsmarkt als den üblichen planen. Man habe jedoch erkannt, dass bei den Einwohnern ein großer Wunsch nach Weihnachtsmarktbesuchen bestehe und so wird der Markt doch auf dem Markt- und dem Rathausvorplatz stattfinden. Weil die Stadt möchte, dass die Stände, an denen weder Essen noch Getränke verkauft werden (maximal in abgepackter Form), auch ohne 3G- bzw. 2G-Nachweis besucht werden können, werden diese räumlich von den gastronomischen Ständen abgetrennt. Vor den Gastronomieständen werden dann die Zertifikate überprüft. Ein Bühnenprogramm soll es in Gaggenau ebenfalls geben. Jedoch wird auf Auftritte von Publikumsmagneten verzichtet, um Gedränge zu vermeiden. Auf der Bühne werden vor allem Ensembles und Bands auftreten, die den Markt musikalisch untermalen. 

Bändchen zur 3G-Kontrolle in Gernsbach, Altensteig und Hüfingen

Anders hat es Gernsbach geplant. Hier werden gastronomische und nicht-gastronomische Stände wie immer gemischt sein. Nicht zuletzt, weil viele Stände, die Kunsthandwerk anbieten, in den letzten Jahren ebenfalls Waffeln, Glühwein und andere Leckereien angeboten haben. Problematisch für die Gemeinde ist hier die Einzäunung des Weihnachtsmarktes. Die Stände stehen in Mitten einer Fußgängerzone, durch die auch Passanten und Anwohner gehen. Daher hat sich die Stadt für ein System mit Bändchen entschieden. Wer Essen oder Getränke kaufen möchte, muss das Bändchen vorzeigen. Erhältlich ist es an vier strategisch platzierten Kontrollpunkten. Hier müssen Besucher ihre Zertifikate vorzeigen und sich via Luca registrieren, um ein Bändchen zu erhalten. Wer kein Bändchen benötigt, kann unbehelligt über den Markt laufen. Insgesamt hat die Gemeinde den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr deutlich luftiger geplant. Es soll ausreichend Platz vorhanden sein, um den nötigen Abstand zu halten.

Auch in Altensteig sollen die 3G- bzw. 2G-Regeln über Armbänder überprüft werden. Der Weihnachtsmarkt, der am ersten Adventswochenende stattfindet, wird zudem jeweils früher starten, um bereits um 21 Uhr enden zu können. Das übliche Bühnenprogramm vor der Evangelischen Stadtkirche wird ebenso ausfallen wie auch der traditionelle Lebkuchenanschnitt. Auf dem Gelände des Weihnachtsmarkts herrscht Maskenpflicht. 

So sieht es auch das Konzept in Hüfingen vor. Maskenpflicht und Kontrolle von Zertifikaten über Bändchen, die bei gastronomischen Ständen vorgezeigt werden müssen. Die Vergabe der Bändchen übernimmt die Stadt an strategischen Punkten. Als Nachweis für den Außenbereich reicht ein normaler Antigentest. Die Anmeldefrist für die Stände ist noch nicht beendet, trotzdem haben sich bereits 50 Betreiber gemeldet. 

Weihnachtsmärkte 2021 luftiger für mehr Abstand

Auch der Weihnachtsmarkt der Raumschaft in der Gemeinde Haslach im Kinzigtal wird stattfinden. Die Stadtverwaltung unterstützt die Raumschaft bei der Umsetzung des Hygienekonzepts. Der Weihnachtsmarkt solle in diesem Jahr deutlich weiträumiger angelegt werden, damit ein Abstand halten möglich sei. Auch in Hausach wird der traditionelle Weihnachtswald aufgebaut werden. Neue Konzepte für die Weihnachtsmärkte werden in Gutach und im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof ausgearbeitet. Der beliebte Weihnachtsmarkt in der Ravennaschlucht wird ebenfalls stattfinden. Der Ticketverkauf soll am 15. Oktober starten. Besucher müssen ihre Tickets im Voraus für ein bestimmtes Zeitfenster buchen. 

Weihnachtsmärkte: Weihnachtsmarkt in der Ravennaschlucht

Verwaltungsmitarbeiter können die Kontrollen in Aach nicht übernehmen

In Aach hatte man noch lange über den Weihnachtsmarkt diskutiert, bis sich Bürgermeister Manfred Ossola und der Gemeinderat in der letzten Woche dazu entschieden, den Markt auch in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Die Corona-Lage sei zu unsicher. Die Zugangskontrollen und die Überwachung der Hygieneregeln hätte die Stadt mit ihrem Personal nicht leisten können. Einig war man sich, dass es eine Ersatzveranstaltung für die Bürger geben solle. Möglich wäre etwa ein großes Fest zur Eröffnung der neuen Ortsmitte im Mai 2022. Eine ähnliche Entscheidung fiel in der letzten Woche auch in Dietenheim. Der Weihnachtsmarkt wurde abgesagt. Trotzdem solle es für Standbetreiber eine Alternative geben. 

Keine Weihnachtsmärkte in Kippenheim, Sulzburg, Plankstadt und Hirschberg

Einige Kommunen hatten schon vor Veröffentlichung der Corona-Regeln darüber entschieden, ob sie einen Weihnachtsmarkt für diesen Winter planen. Die Gemeinde Kippenheim etwa gab bekannt, dass sie auch 2021 keinen Weihnachtsmarkt haben werde. Der Gemeinderat hatte sich am Mittwoch gegen die Veranstaltung entschieden. Mehrheitlich konnten sich die Kommunalpolitiker nicht vorstellen, dass die gewohnte Stimmung unter Einhaltung der Hygieneregeln aufkommen könne. Zudem sei die Überprüfung der Hygieneregeln durch die Gemeindeverwaltung nicht zu leisten. Auch Sulzburg hat seinen Weihnachtsmarkt schon vor Bekanntgabe der Regelungen durch das Land abgesagt. Ein Alternativprogramm solle es in der Adventszeit jedoch geben. Ähnlich sieht es in Plankstadt aus. Der Weihnachtsmarkt ist zwar abgesagt. Dafür sollen Vereine aber aber Dekogegenstände und Speisen an Ständen auf dem Wochenmarkt verkaufen dürfen. Auch im letzten Jahr habe es bereits zwei solcher Stände gegeben, an denen Vereine Plätzchen und Weihnachtsdeko verkauften. Diese hätten sich bewährt.

Ebenfalls aus organisatorischen und personellen Gründen sagte Hirschberg an der Bergstraße seinen Weihanchtsmarkt in Leutershausen ab. Der Weihnachtsmarkt findet traditionell am ersten Adventswochenende statt und zieht einige hundert Besucher an. Ein Hygienekonzept aufzustellen und die dazugehörigen Einlasskontrollen durchzuführen sei jedoch für die Organisationsgemeinschaft nicht zu stemmen. 

Land, Kommunale Landesverbände und Schaustellerverband einigen sich auf Regelungen

Ende September hatten sich das Land Baden-Württemberg, die Kommunalen Landesverbände und Vertreter der Schaustellerbranche auf einheitliche Regeln für Weihnachtsmärkte geeinigt. „Die steigende Impfquote ermöglicht es uns, ein Stück zur Normalität zurückzukehren und die für viele Menschen bedeutsame Tradition der Weihnachtsmärkte dieses Jahr stattfinden zu lassen", sagte der Amtschef des Gesundheitsministeriums, Uwe Lahl. "Angesichts der aktuellen vierten Welle der Corona-Pandemie müssen wir jedoch vorsichtig bleiben. Deshalb haben wir uns auf klare und umsetzbare Regeln verständigt.“ Steffen Jäger, Präsident und Hauptgeschäftsführer des Gemeindetags Baden-Württemberg, war über den Entschluss, Weihnachtsmärkte zu ermöglichen, erfreut, sah jedoch auch den Bedarf pragmatische Lösungen für das Hygienekonzept zu finden: 

Wir sind erleichtert, in diesem Jahr Weihnachtsmärkte in den Städten und Gemeinden ermöglichen zu können. Für die Umsetzung der Weihnachtsmärkte ist den Städten und Gemeinden an pragmatischen Lösungen und Konzepten gelegen. Die Hygienekonzepte um die Lösung mit Bändchen zum 3G-Nachweis zu ergänzen, befürworten die Städte und Gemeinden. Bei der geplanten Maskenpflicht muss ein pragmatischer Ansatz erörtert werden. Uns ist wichtig: Durch die Zusammenarbeit von Land, Kommunen sowie Schaustellern und Marktkaufleuten kann den Bürgerinnen und Bürgern auch in Zeiten der Corona-Pandemie mit wenigen Einschränkungen der Besuch von Weihnachtsmärkten sicher ermöglicht werden.

Steffen Jäger

Steffen Jäger über Weihnachtsmärkte im Jahr 2021

Die Regeln für Weihnachtsmärkte 2021

  • Im Rahmen von Weihnachtsmärkten sind der Verkauf von Speisen und Getränken zum sofortigen Verzehr sowie weitere Angebote, die zum Verweilen einladen (zum Beispiel musikalische Darbietungen, Aufbau von Sitzgelegenheiten, Fahrgeschäfte) wie folgt zulässig:
    • Basisstufe: 3G-Pflicht
    • Warnstufe: 3G-Pflicht
    • Alarmstufe: 2G-Pflicht
  • Die hierbei erforderliche Zugangskontrolle kann auch dadurch vom Veranstalter gewährleistet werden, dass den Besucherinnen und Besuchern dieser Angebote nach Kontrolle ihres Impf-, Genesenen- oder Testnachweises ein sichtbarer Nachweis über die Kontrolle zur Verfügung gestellt wird, beispielsweise ein Bändchen für das Handgelenk oder indem der Einlass ausschließlich für Personen mit 3G- beziehungsweise 2G-Nachweis an bestimmten Punkten eines umzäunten Geländes erfolgt.
  • Dieser Nachweis berechtigt zum Besuch der Unterhaltungs- und sonstiger Verweilangebote sowie von Ständen, die Speisen und Getränke zum sofortigen Verzehr anbieten und muss vom jeweiligen Anbieter vor Inanspruchnahme des Angebotes kontrolliert werden. 
  • Auch in den Hygienekonzepten sind Angaben zur Ausgestaltung dieser Zugangsregelung vom Veranstalter aufzunehmen.
  • Für den Besuch der Warenverkaufsstände ist ein 3G-Nachweis nicht erforderlich. Dies gilt auch für den Verkauf von Lebensmitteln, die grundsätzlich nicht zum sofortigen Verzehr vorgesehen sind (in der Regel abgepackte Lebensmittel).
  • Bei gemischtem Verkauf von Speisen, Getränken und sonstigen Waren gilt die 3G-Nachweispflicht für das gesamte Angebot.
  • Im Übrigen gilt – da der Abstand auf Weihnachtsmärkten nicht zuverlässig eingehalten werden kann – generell die Maskenpflicht.