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Studie: So profitiert der Ländliche Raum von mittleren Städten

Städte sind attraktiv – sie bieten Wohn- und Arbeitsort, eine einfache Verknüpfung verschiedener Bereiche und sind der Inbegriff für Vitalität und Offenheit. Darin liegt auch für den Ländlichen Raum eine Chance. Er könnte von der Anziehungskraft mittlerer Städte profitieren – und diese gleichermaßen von ihm. Das Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung hat dieses Zusammenspiel in der Studie „Mittlere Städte und Ländlicher Raum – Die strukturelle Bedeutung mittlerer Städte für die Erhaltung und Zukunftsfähigkeit des Ländlichen Raums von Baden-Württemberg“ genauer untersucht.

In der Kommunalpolitik hat eine Debatte in der letzten Zeit deutlich an Bedeutung gewonnen. Es geht um den Einfluss mittlerer Städte auf Ländliche Räume. In diesem Bereich sind sie essenziell für Stabilität und Wachstum. In einer Publikation des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS) haben die Wissenschaftler Frank Osterhage und Stefan Siedentop diesen Zusammenhang genauer untersucht. Die Studie „Mittlere Städte und Ländlicher Raum – Die strukturelle Bedeutung mittlerer Städte für die Erhaltung der Zukunftsfähigkeit des Ländlichen Raums von Baden-Württemberg“ wurde vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) gefördert.

Mittlere Städte und Ländlicher Raum bieten im Idealfall "das beste aus zwei Welten"

Das ILS befasst sich in ihrem Forschungsprojekt hauptsächlich damit, welche Funktionen den mittleren Städten als Antrieb und Versorgungsmotor zukommen, und wie man diese Funktionen durch neue oder bereits bestehende Maßnahmen und Programme stärken kann. Als mittlere Städte oder Mittelzentren definieren sie Städte mit Einwohnerzahlen zwischen 20.000 und 100.000. Osterhage und Siedentop haben festgestellt, dass „mittlere Städte in ländlichen Räumen im idealen Fall das Beste aus zwei Welten zusammenbringen“ können. So können die Stärken der Städte sowie der ländlicheren Regionen, also der Kleinstädte und Dörfer, die sie prägen, kombiniert werden.

Mittlere Städte: Positives Image, bieten Infrastruktur und wichtige Institutionen

Städte sind beispielsweise tragfähiger im Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge und häufig Vorreiter, was neue Trends angeht. Außerdem ziehen sie Menschen als Wohnort an, da sie „mit Schlagworten wie Vitalität und Lebendigkeit, Toleranz und Offenheit verknüpft werden“. In größeren Städten genießt man zudem häufig eine besondere Nähe zu Betrieben, besonderen Infrastruktureinrichtungen und wichtigen Institutionen. Die Studie zeigt, dass die Funktion der mittleren Städte als Arbeitsort gegenüber der als Wohnort deutlich überwiegt. Hierfür sind Faktoren wie eine hohe Konzentration von Infrastrukturangeboten und Konzentration von Wissen förderlich, die besonders in mittleren Städten zu finden sind. Ihnen scheint außerdem eine hohe Bedeutung als Standort für weiterführende und Berufsschulen sowie auch im Einzelhandel zuzukommen.

Mittelstädte sind darauf angewiesen, Potenziale ihres Einzugsgebiets zu nutzen

Ein umfassendes Angebot in all diesen Bereichen besteht in den mittleren Städten aber trotz allem nicht, wie die Studie zeigt. Dieses Defizit könne teilweise durch eine Arbeitsteilung mit umliegenden Städten und Kommunen ausgeglichen werden. Auf längere Sicht müssten die Mittelstädte allerdings auch Potentiale außerhalb ihres Einzugsbereiches nutzen.Um herauszufinden, welche Maßnahmen man ergreifen kann, um die Funktionen der mittleren Städte zu stärken, haben Osterhage und Siedentop mit mehreren Akteure und Akteurinnen aus den Bereichen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gesprochen. Dabei hat sich herausgestellt, dass viele der befragten Personen die Unterstützung der Mittelstädte durch Förderprogramme für sinnvoll halten.

Mittelstädte sollten Kräfte bündeln, Beispiel: Landesgartenschauen und Gartenschauen

So könnte man zusätzliche Anreize schaffen und besondere Projekte angehen. Die Förderangebote sollen außerdem zu einer Zusammenarbeit zwischen den mittleren Städten und umliegenden Städten und Kommunen beitragen. Diese soll „die Lebensqualität in ländlichen Räumen sichern und stärken“. Die Studie hat auch festgestellt, dass solche Förderangebote bereits in Ansätzen vorhanden sind. Diese bezeichneten die interviewten Personen allerdings teilweise als zu „kleinteilig“. Um dies zu verbessern, könnte man die Angebote beispielsweise wie bei den Landesgartenschauen und Gartenschauen bündeln und unter einem „Schirm“ zusammenfassen. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind dabei nicht nur finanzielle Mittel notwendig, sondern auch begleitende Maßnahmen und Unterstützung, wie die befragten Personen betonen.

Wichtige Stellschrauben: Autofreie Mobilität, altersgerechte Orte für Jugendlice, neue Wohnangebote

Wichtig ist es bei der Förderung von Mittelstädten zudem, die Innenstädte zu stärken und neu aufzustellen und die Infrastruktur auf einem guten Niveau zu behalten beziehungsweise noch weiter zu verbessern. Neue Wohnangebote, altersgerechte Orte für Jugendliche und autofreie Mobilität seien weitere Bereiche, in denen eine Verbesserung notwendig sei. Außerdem will man bestehende Anreize für eine Zusammenarbeit in den Stadt-Umland-Verbünden ausbauen und bewerben.