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Ländervergleich: Anbindung an Bus und Bahn recht hoch

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat am Montag Zahlen veröffentlicht, die Auskunft darüber geben, wie gut der öffentliche Nahverkehr in den einzelnen Bundesländern erreichbar ist. Grundlage ist die Entfernung zu einer Haltestelle, an der es am Tag mindestens 20 Abfahrten gibt.

Konkret legen die Forscherinnen und Forscher als Standard für das Prädikat „gut erreichbar“ fest, dass es eine Bushaltestelle im Umkreis von 600 Metern sowie einen Bahnhof im Umkreis von 1,2 Kilometern gibt und dass es an diesen Stationen mindestens 20 Abfahrten am Tag geben muss. 600 Meter entsprechen einem acht- bis zehnminütigem Fußweg, 1,2 Kilometer entsprechen einer Dauer von 16 bis 20 Minuten.  

Bundesweit erfüllen 90 Prozent der Kommunen diesen Kriterien. In Baden-Württemberg liegt die Quote bei 95 Prozent. Somit hat das Bundesland nach dem Saarland die beste Quote unter den Flächenstaaten, die dicht besiedelten Stadtstaaten schneiden erwartungsgemäß am besten ab. Am geringsten ist der Anteil in Mecklenburg-Vorpommern (72 Prozent).

Mit interaktiver Karte lassen sich Szenarien durchspielen  

Die interaktive Karte, die das BBSR online zur Verfügung stellt, lässt einen detaillierten Blick auf einzelne Bundesländer zu. So lässt sich auch genau sehen, in welchen Landkreisen das Angebot etwas zurückfällt. Außerdem lässt sich der Standard der Abfahrten auch nach oben oder nach unten verschieben. Legt man beispielsweise die maximal mögliche Anzahl an Abfahrten, 28 am Tag, zugrunde, dann tun sich bereits deutliche Lücken auf.

Im Kreis Sigmaringen zum Beispiel erreichen nur 68 Prozent der Bürgerinnen und Bürger eine Haltestelle mit dieser Zahl an Abfahrten, während es im Stadtkreis Stuttgart 99 Prozent sind. Ausbaufähig ist das Angebot demnach außer im Kreis Sigmaringen vor allem im Ortenaukreis (79 Prozent), im Kreis Rottweil (82 Prozent), im Kreis Freudenstadt (78 Prozent), im Kreis Waldshut (79 Prozent) und im Kreis Biberach (78 Prozent).

Studienleiter: Mit bundesweiten Standards ÖPNV stärken

Dreht man den Spieß um und legt die kleinstmögliche Anzahl an Abfahrten zugrunde – nämlich eine am Tag – ist die Quote in der Mehrheit der Landkreise nahe 100 Prozent. Doch auch nicht überall: Im Ortenaukreis erreichen mehr als fünf Prozent der Bürgerinnen und Bürger nicht einmal eine Haltestelle mit einer Abfahrt am Tag. Ähnliche Lücken gibt es im Kreis Ravensburg und im Kreis Biberach.   

Der komfortable Zugang zum öffentlichen Verkehr sei eine Voraussetzung dafür, dass er alltagstauglich ist, sagte Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung beim BBSR. Für einen Großteil der Bevölkerung sei dies entgegen landläufiger Annahmen bereits heute Realität, so Jakubowski mit Blick auf die Daten. Jakubowski betonte außerdem, dass bundesweite Standards und Qualitätskriterien dabei helfen könnten, um den öffentlichen Verkehr noch stärker zu machen.